Lohse, Eckart
Guttenberg wird hinterher als der »heimliche Star« der Sendung
beschrieben. Einen Monat später zeigt sie - abermals vor einem
Millionenpublikum -, dass sie es mit ihrem Mann durchaus aufnehmen kann, wenn
es um den öffentlichen Auftritt geht. Sie tut es in Vertretung seiner. In
einem knallroten Abendkleid mit ausladendem Dekollete tritt sie am 26. No vember 2009 bei der
Verleihung des Fernsehpreises Bambi in Potsdam-Babelsberg auf die Bühne, da
Guttenberg, seit wenigen Wochen Verteidigungsminister, wegen der am Morgen
verkündeten Entlassung seines Staatssekretärs und des Generalinspekteurs der
Bundeswehr in Berlin unabkömmlich ist. Wie sie die ungeprobte Rede hinkriegt,
das beeindruckt. »Mein unmöglicher Mann hat mir vor anderthalb Stunden zirka
dieses Redemanuskript zugesteckt, auf die politische Gemengelage verwiesen und
irgendwie so ein >Ich liebe dich< gemurmelt und betont, dass er die Rede
im Zweifel frei gehalten hätte. Denken Sie sich einfach in den nächsten Worten
Ihren Verteidigungsminister in dieses Abendkleid«, sagt sie. Dann verliest sie
fehlerfrei die Laudatio auf den Fußball-Manager Uli Hoeneß.
Solche Auftritte tragen dazu bei,
dass Stephanie zu Guttenberg binnen weniger Monate in ganz Deutschland bekannt
und selbst zum Zugpferd für die Boulevardmedien wird. Spitzenauflagen lassen
sich mit Fotos und Geschichten über sie ebenso erzielen wie mit ihrem Ehemann.
Woher rührt dieser Erfolg? Die
Gründe liegen zunächst in der Person selbst. Stephanie zu Guttenberg weiß
aufzutreten, sie hat einen berühmten Namen und eine reiche Herkunftsfamilie,
sie hat viele Kontakte in die Welt der Schönen, Reichen und Einflussreichen.
Das Kapital, aus dem sie schöpft, ist das gleiche, das auch ihr Mann nutzt. Und
sie weiß sich zu inszenieren. Die Bedürfnisse des Boulevards hat sie nach dem
Karrieresprung ihres Mannes aktiv bedient, wie Interviews in Zeitschriften
wie »Bunte« oder »Gala« zeigen. Sie ist sich aber auch nicht zu schade, für
kleinere, lokale Privatsender Interviews zu geben. Das seriöse Feuilleton
bedient sie mit einem Sachbuch, die Regenbogenpresse mit Fotos von Bällen und
Empfängen. Sie macht bei der Großgala »Ein Herz für Kinder« mit, aber sie fährt
auch zu den Landfrauen des Bayerischen Bauernverbandes in Herrsching am
Ammersee, spricht dort über das Thema »Mann und Frau - ein starkes Team«.
Ähnlich wie ihr Mann bespielt sie das Publikum in seiner ganzen Breite.
»Ihr persönlicher Ehrgeiz ist es
lediglich, den Mann zu stützen, den sie liebt«, hat ihre Freundin Anna von
Bayern Anfang 2009 in der »Bild am Sonntag«
geschrieben. Doch das trifft nicht zu. Stephanie zu Guttenberg will sich nicht
auf die Rolle der Politikergattin reduzieren lassen. Sie will nicht nur als
interne Beraterin ihres Mannes gelten, eine Rolle, die auch andere
Politikerfrauen wahrnehmen, die aber öffentlich nicht oder allenfalls in den
Hintergrundberichten beleuchtet wird. Sie sucht ihren eigenen öffentlichen
Erfolg. Sie ist diszipliniert und überlegt, wie sie vorgehen muss, um etwas zu erreichen.
Dafür setzt sie auch auf ihren Glamour, auf auffällige Mode, auf ihre
Ausstrahlung als Frau. Sie bekennt das mitunter freimütig: »Ich sag immer, man
muss lernen, als Frau erfolgreich zu sein.« Dafür solle man nicht versuchen,
Männer auf den Feldern zu übertrumpfen, in denen diese von Natur aus besser
seien. Frauen hingegen hätten ihre Stärken in der Kommunikation, sie könnten
»tausend Dinge gleichzeitig bewältigen« und hätten den längeren Atem. »Wir
sollten bei uns bleiben und feminin auftreten«, sagt sie. Und nennt sich selbst
eine »moderne Konservative«.
Stephanie zu Guttenberg ist keine
Intellektuelle, manche ihrer Äußerungen wirken eher floskelhaft. Selbst wenn
sie sich zu ihrem Spezialthema, dem Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch,
äußert, klingen die zweifellos richtigen Dinge, die sie sagt, eher simpel.
Ihrer Wirkung tut das freilich in breiten Schichten der Bevölkerung keinen
Abbruch. Sie wirkt selbstbewusst, aber nicht abgehoben oder unnahbar. Beim
Prominenten-Raten des RTL-Klassikers »Wer wird Millionär?« im November 2010 wird das
besonders deutlich. So weiß sie besonders schnell, dass es bei den Schlümpfen,
den Comic-Stars ihrer Jugend, nur eine Frau gibt, die Schlumpfine. Das hätten
viele ihrer Altersgenossinnen auch gewusst. Als sie beim Raten schon weit
gekommen ist - am Ende werden es 500000 Euro sein
-, bestellt sie ein großes Bier. Stephanie
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