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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Er spürte die Warme ihres Schenkels.
    Paul schnupperte ihren Duft – sinnlich und intensiv. »Ein gefährliches Parfüm – aus dieser Nähe.«
    Svetlana betrachtete ausgiebig sein Gesicht. »Nuuur ein gefährliches Parfüm?«
    »Sicher auch ein gefährliches Mädchen.«
    Mit diesem Gesprächsauftakt schien sie zufrieden zu sein. »Warum du willst uns kennenlernen, schöner Fremder?«, gurrte sie. »Du kannst chaben viele andere Frauen.«
    Paul hüstelte in seine Faust. »Ich möchte niemanden haben, sondern nur ein wenig plaudern.«
    Die Damenrunde verfiel in einvemehmliches Kichern.
    »Du bist schiiichtern?«, fragte Svetlana überbetont. »Das du gar nicht nötig chast. Siehst aus wie aus Hollywood. Uuund . . .« Sie umfasste unvermittelt seinen Bizeps. »Und gute Muskeln, guter Booody.«
    »Danke, danke«, sagte Paul und merkte, wie ihm warm wurde. Mit Svetlanas sehr direkter Art konnte er nicht umgehen, zumal er nicht wusste, ob sie ernst meinte, was sie sagte, oder ob sie sich auf seine Kosten einen Spaß erlaubte. Die diversen, durchweg süßlichen Parfümwolken, die ihn von allen Seiten umfingen, trugen auch nicht gerade zu seiner Entspannung bei.
    »Über was wiiillst du reden, starker Mann?«
    Paul grinste schief. »Wie wäre es mit. . . – Fußball?«
    Svetlanas Zahnpastareklamelächeln verlor ein wenig an Glanz. »Du gemein. Bist gar nicht scharf auf miiich, sondern willst Autogramm von Dirk.«
    »Nein, nein, kein Autogramm.« Paul löste sein Bein vorsichtig von dem seiner Nachbarin. »Ich möchte einfach nur über ihn sprechen. Ich bin Fan und würde ihn gern mal persönlich kennenlernen.«
    »Iiimmer nur Dirk, Dirk, Dirk.« Svetlana streckte ihren Rücken durch und betonte damit ihre beachtliche Oberweite. »Dabei ich chabe auch viel zu bieten.«
    »Das weiß Dirk Sakowsky sicherlich zu schätzen.« Paul gab sich Mühe, ihr weiter in die Augen zu sehen und keinen Deut tiefer. »Bei euch sollen ja demnächst die Glocken läuten.«
    »Glooocken?«, fragte Svetlana und betrachtete besorgt ihr Dekollete.
    »Er meint Kirchenglocken«, klärte ihre wasserstoffblonde Freundin auf. »Eure Hochzeit.«
    »Ah, die Weddingparty!«, fiel bei Svetlana der Groschen. »Ja, das ein Meeegaevent wird. Iiich schon schreiben die Gästeliste. Mehr als 500 Namen ich schon chaben. Dann noch kommen die Familie aus Ruuussland.«
    »Schade, dass Buggi nicht dabei sein wird«, brachte Paul wie beiläufig ein.
    Svetlana zog einen Schmollmund. »Du nicht erzählen solch traurige Sachen chier ins Diiiisco. Chier wir fröhlich sein.« Dann dachte sie kurz nach und fügte hinzu: »Aber ich sowieso nicht würden einladen Busfahrer zu Weddingparty. Nur Prooomis kommen und Preeesse.«
    Paul wollte nichts unversucht lassen und legte seine Karte auf den Tisch. »Falls noch ein Hochzeitsfotograf gesucht wird: Ich würde meine Dienste gern anbieten.«
    Svetlana nahm sie mit spitzen Fingern entgegen, klimperte mit ihren durch Mascara überbetonten Augenlidern und verstaute die Karte in einem winzigen, mit Glitzersteinen besetzten Handtäschchen. Quasi in der gleichen Bewegung erhob sie sich, was einem Schauspiel gleichkam. Denn trotz oder gerade wegen ihres megakurzen, knallengen Kleidchens stand sie sehr langsam und mit zahlreichen kurzen Hüftbewegungen auf, während ihre zierlichen Hände unentwegt am Saum zupften. Dadurch machte sie erst recht darauf aufmerksam, dass sie viel Bein zeigte. Sehr viel Bein. »Du miiich jetzt entschuldigen. Ich müssen zu уборная.«
    »Aufs Klo«, übersetzte die Blonde.
    Auf stelzenhohen Absätzen trippelte Svetlana davon und ließ Paul im Kreise ihrer sehr jungen, sehr hübschen und sehr wortkargen Freundinnen zurück. Paul lächelte in die Runde, goss allen vom Champagner nach und versuchte eine Konversation zu starten, was gnadenlos danebenging und bloß gelangweilte Gesichter hervorrief.
    Svetlanas Toilettengang zog sich mehr in die Länge, als zu erwarten stand, selbst wenn Paul eine angemessene Zeit vorm Schminkspiegel miteinrechnete. Da der Schampus mittlerweile zur Neige ging und die Mädels an seiner Seite den Eindruck erweckten, als würden sie ihn allmählich gern wieder loswerden, rutschte er unruhig auf dem Polster hin und her. Immer wieder wanderten seine Blicke in Richtung der Waschräume, doch die russische Perle ließ sich nicht blicken.
    Dafür ihr Zukünftiger. Plötzlich, aufgetaucht wie aus dem Nichts, stand Dirk Sakowsky vor ihm. Breitbeinig, mit in die Hüften gestemmten

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