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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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blind.«
    »Genau. In solchen Fällen bin ich machtlos.«
    Es ging auf zwölf Uhr zu, als Paul in Richtung Weinmarkt aufbrach, um sich in seinem Atelier nützlich zu machen. Über die Pegnitz flogen schnatternd die Enten, und er wartete, bis sie vorbeigezogen waren, bevor er Katinkas Nummer in sein Handy eingab: »Hallo, Schatz. Ja, natürlich, ich bin längst aufgestanden. Die Küche ist aufgeräumt und blitzblank. Keine Spur mehr zu sehen von eurer gestrigen Orgie. Jetzt bin ich auf dem Weg in mein Studio.«
    Ehe er weitersprechen konnte, stellte ihn Katinka vor vollendete Tatsachen: »Spar dir dein Herumgerede, Paul. Frau Stahl hat mich längst informiert über die Ereignisse der letzten Nacht. – Übrigens interessant, dass du zu solch delikaten Aktionen sie anstatt mich an deine Seite nimmst.«
    »Es war ja nicht geplant, dass Jasmin dazustößt.«
    »Fakt ist: Du hast sie angerufen und um Hilfe gebeten. Wahrscheinlich, weil du meine Nummer gerade nicht im Kopf hattest.«
    »Sei nicht albern. Ich brauchte in dieser Situation die Polizei und nicht die Staatsanwaltschaft.«
    »Jaja, schon gut. Ich komme mir wirklich kindisch vor. Dank dir verhalte ich mich mit meinen 44 Jahren wieder wie ein eifersüchtiger Teenager.«
    »Meine Worte, die Partnerschaft mit mir hält jung!«, versuchte Paul einen Witz anzubringen. »Was habt ihr denn mit Fränki gemacht? Hast du Haftbefehl erlassen?«
    »Warum denn? Wegen der Körperverletzung an einem inzwischen Verstorbenen? Oder weil Fränki in seiner Freizeit an Bastelgruppen teilnimmt?«
    »Kati, der Mann ist brandgefährlich! Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Ich weiß. Auf meinem Tisch liegen vier Strafanzeigen aus seiner Akte: Verstoß gegen das Waffengesetz, Hausfriedensbruch, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz, gefährliche Körperverletzung. Der Mann ist nicht ohne.«
    »Warum setzt du ihn dann nicht fest?«
    »Weil es dafür keinen triftigen Grund gibt. Die Polizei wird sich seine Gruppierung vornehmen und darauf einwirken, dass die Bad Boys beim Derby keinen Stunk machen. Aber mit dem Todesfall Weinfurther können wir Fränki und seine Jungs und Mädels nicht in Zusammenhang bringen.«
    »Was, wenn sie Buggi nicht nur verprügelt, sondern ihm auch die Überdosis Medizin gegeben haben?«, fragte Paul, während er die mächtige Stadtmauer durchquerte und seinen Weg durch die Altstadt fortsetzte.
    »Gegen deine These spricht mindestens eines«, sagte Katinka und klang geschäftig.
    »Das wäre?«
    »Buggi Weinfurther hat sämtliche Pillen, Kapseln und Pülverchen, die zusammengenommen zu seinem Tod führten, selbst besorgt. Dies wurde mittlerweile bestätigt.«
    »Wie das?«
    »Ganz legal, das meiste auf Rezept. Sein Hausarzt beschreibt ihn als hypochondrisch veranlagt. Er muss wegen jedem Zipperlein in die Praxis gelaufen sein. Seine Hausapotheke war jedenfalls bestens bestückt.«
    »Na und? Dann hat sich der Mörder eben aus der Hausapotheke bedient.«
    »Sehr, sehr unwahrscheinlich.«
    »Aber vielleicht war es so, dass . . .«
    »Ich muss Schluss machen, Paul. Die Arbeit ruft. Bis später.«
    Katinka hängte ein, ohne dass Paul noch einmal zu Wort gekommen wäre. Geladen nahm er die letzten 100 Meter bis zum Burgberg.
    Er stürmte die Treppen zu seinem Atelier hinauf, schloss die Tür auf und schlug sie hinter sich zu. Der Knall ließ ihn innehalten. Das war heftig, überdachte er selbstkritisch seine starken Emotionen. Im Vergleich zu den Ultras musste er sich fragen, ob er nicht ebenso zum Extremismus neigte. Verbissen genug war er jedenfalls mitunter.
    Es verging keine Minute, bis es klingelte. Paul mochte seinen Augen nicht trauen, als er vor der Tür seines Lofts Svetlana antraf. Ein Déjà-vu, auf das er gern verzichtet hätte. Wie stets war sie aufreizend gekleidet, diesmal in superkurzen Jeansshorts und einer Bluse, deren Knöpfe ihrer Funktion beraubt waren, da sie die meisten davon offen ließ. Erwartungsgemäß trug sie Schuhe mit superhohen Absätzen. Nur ihr Gesicht wollte nicht zum Bild des Vamps passen, den sie so gern spielte.
    »Ich habe doch klar und deutlich gesagt, dass ich keine Fotos von dir mache«, meinte Paul so abweisend wie möglich.
    »Brauchst du niiicht mehr. Ich bin zu eine Kollege von dir gegangen: Axel Bär chat miiich fotografiert. Sehr seeexy Bilder.«
    Auch das noch, dachte Paul. Ausgerechnet seinen Erzrivalen und Antikumpel Bär hatte sie sich ausgesucht. Aber irgendwie passte es auch. Bärs Bilder fand Paul genauso

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