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Lokale Erschuetterung

Lokale Erschuetterung

Titel: Lokale Erschuetterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Gerlof
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hohl, sagt Veronika und streicht mit den Fingern über seine Hände. Alles raus, was Ärger machen könnte. Das klingt wie ein Versprechen. Oder eine Not. Er ist sich nicht sicher, aber jetzt im Moment will er es auch noch nicht wissen. Er will wissen, ob Veronika heute Nacht die Seine ist.
Du riechst so gut
, summt er in ihr Ohr und streift ihr das Shirt von den Schultern.
    Was machen die Steaks?
    Ich hab sie in die Pause geschickt. Komm. Veronika, komm.
    Das ist also mein Mann, denkt sie, ein einziges Flehen |192| ist er. Sie dreht sich um und schiebt ihn zum Ikea-Sofa. Zieht erst ihn aus, dann sich, dann ihn, dann sich.
    Schwimmen die Fische im Teich herum
, summt sie,
stecken die Schwänz in die Höh, wenn ich mein Schätzel bei andern seh, tut mir mein Herz so weh.
    Sie legt Hanns auf den Rücken, legt ihn flach und hin, wie sie ihn gebrauchen kann, setzt sich auf ihn, ihren Mann, ihren ewig wütenden Kerl, und besorgt es ihm, dass er endlich mal seine Wut verliert und es ihm knallorange in den Kopf steigt. Die einzige vernünftige Farbe, Vroni, hat er manchmal gesagt, Knallorange, wenn du es mir besorgst. Wenn du bei mir bist und ich in dir. Das habe ich mir doch gut ausgesucht, oder?
    Hanns liegt unter ihr, mit geschlossenen Augen, und lässt sie machen. Bewegt sich nur ein bisschen, hebt den Hintern und senkt ihn wieder, atmet ein und aus, umfasst mit den Händen ihre Titten, die ohne Strassshirt wieder klein und niedlich sind, gerade Mal zwei Hände voll, wie Hanns immer sagt. Und als es dann so weit ist, gibt er nicht mehr als ein kleines Stöhnen von sich. So klein, dass Veronika sich herunterbeugen muss, ihr Ohr an seinem Mund, und fragt: Lebst du, Hanns? Lebst du?
    Das Essen, das er ihr dann kocht, ist gut und gelungen. Sie sitzen in der Küche am Tisch, der gedeckt ist für zwei. Das erste Mal, denkt Hanns, für zwei gedeckt. Sieht doch gut aus. Er hat Servietten gekauft und ein vernünftiges Besteck, Teller und Schüsseln aus Kahla. Gibt es hier in Frankenburg wirklich, Geschirr aus Kahla.
    Kahla, sagt Veronika und lächelt ihn an. Ist wohl doch nicht solch eine Wüste, wie wir es vermutet hatten.
    Hanns nickt und ist bereit, allem zuzustimmen, was sie jetzt sagt. Er liebt sie. Die großen Titten von Katja Schwenker können ihm egal sein. Hier, die strassbesetzte Braut ihm gegenüber, ist die Frau seiner Wahl.
    |193| Wer zuerst, will er wissen. Wer erzählt zuerst.
    Und dann hält er den Mund und hört ihr zu. Hört, was sie zu sagen hat, und merkt, wie ihre Geschichte ihm den immer noch stolzen Schwanz schrumpfen lässt. Wie sie schon im Moment des Erzählens an ihm zu nagen beginnt, ihm den fremden Blick aufdrängt, auf seine Frau, die ihm nun kommt mit einem Kind, das ein Mann ist und nicht viel jünger als sie beide hier. Und schon während sie spricht, denkt er an Daniel, bei dem nur das Alter zu dieser Geschichte zu passen scheint. Aber das passt tatsächlich. Mittwoch will er kommen, der Junge. Und er wird ihm auf den Zahn fühlen. Jetzt, hier redet man erst mal nicht darüber.
    Veronika steht auf und geht ins Bad. Ich muss ganz dringend, sagt sie und lässt ihn sitzen. Das kann ja wohl nicht sein, denkt er, dass sie sich daran nicht erinnert. Ein Kind gekriegt zu haben. Ein lebendes Kind, und dann erinnert sie sich nicht daran. Will sie mir das wirklich erzählen? Glaubt sie tatsächlich, ich kaufe ihr das ab? Ist sie so ein Miststück, dass sie mich derartig hängenlässt? All die Jahre. Hat ein Kind, ein lebendes, und lässt mich mit dem toten allein? Diese kleine miese Fotze, denkt sie wirklich, dass sie damit durchkommt? Er klopft mit dem Messer einen schnellen Takt. Wippt dazu mit dem Knie und macht sich bereit, seine Frau in Stücke zu reißen, wenn sie aus dem Bad kommt. Und als sie kommt, sieht er ihre verheulten Augen, den frisch aufgetragenen Lippenstift, der wacklige Konturen malt, das viel zu stark gemalte Rouge. Sieht, wie die Schultern wieder eingerollt sind, so dass die Brüste kleiner wirken als noch vor einer Stunde. Sieht, wie der Rock ein wenig verrutscht ist und der Reißverschluss an falscher Stelle sitzt. Sieht, wie der schäbige Strass falsch blinkt und funkelt. Steht auf und geht zu seiner Frau, nimmt ihren Kopf in die Hände und platziert ihn auf seiner Schulter.
    |194| Womit haben wir das denn verdient, fragt er.
    Und Veronika schweigt. Macht sein T-Shirt nass und schweigt.
    Soll ich uns ein Bett bauen?
    Veronika schweigt. Nickt und schweigt.
    Hanns geht ins Zimmer

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