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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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Lola fiel auf, dass sie keine weiteren fünfunddreißigjährigen Frauen sah, die in der Abteilung für mollige Teenager Kleider anprobierten. Sie fand es sehr clever von Lillian, dort einzukaufen.
    »Warum kaufst du dir nicht auch noch das grün-weiß karierte?«, fragte Lola. »Es steht dir wirklich sehr, sehr gut.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte Lillian. »Sie sind sehr billig.«
    »Dann nimm doch auch noch das braune«, sagte Lola.
    Als Lillian und Lola die Abteilung für mollige Teenager verließen, trug Lillian drei kurzärmlige karierte Baumwollkleider und wirkte sehr zufrieden mit sich.
    »Das habe ich von Barry Gibb gelernt«, sagte Lola.
    »Was gelernt?«, fragte Lillian. »Ich glaube nicht, dass Barry Gibb in der Abteilung für mollige Teenager einkauft.«
    »Ich habe von ihm gelernt, Kleidung en gros zu kaufen«, sagte Lola. »Er hat sich auf der Carnaby Street vier Anzüge gekauft. Derselbe Schnitt, aber verschiedene Farben.«
    »Er ist ein sehr gutaussehender Mann«, sagte Lillian.
    »Das ist er«, sagte Lola. »Und ein wirklich netter Mensch.«
    »Lola, du hörst dich eindeutig an wie jemand in mittleren Jahren«, sagte Lillian. »Du solltest nicht darüber nachdenken, dass ein gutaussehender Rockstar wie Barry Gibb ein wirklich netter Mensch ist.«
    »Worüber soll ich dann nachdenken?«, fragte Lola.
    »Wie gerne du mit Barry Gibb vögeln möchtest«, sagte Lillian.
    Lola stolperte beinahe über einen hohen Stapel Overalls in Übergröße. Sie gingen gerade durch die Abteilung für große, kräftige Männer. Sie war schockiert. Zum einen darüber, wie Lillian in der Abteilung für große, kräftige Männer eines sehr ruhigen Kaufhauses redete, zum anderen darüber, dass Lillian der Meinung war, Lola müsse darüber nachdenken, wie gerne sie mit Barry Gibb vögeln würde, statt sich darüber zu freuen, wie nett er war.
    »Mit mir stimmt wahrscheinlich etwas nicht«, sagte sie zu Lillian.
    »Wahrscheinlich das Gleiche, was bei vielen Frauen nicht stimmt«, sagte Lillian. »Sie sind einfach zu passiv. Du musst aggressiv sein. Sozial, sexuell und bei der Arbeit wie ein Mann.«
    Lola war ein bisschen schwindlig. Sie hatten gerade die Parfümabteilung durchquert. Das dichte Aroma zu vieler verschiedener Düfte in Kombination mit der Vorstellung sexueller Aggressivität verursachte ihr Übelkeit und einen leichten Schwindel.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Lillian. »Du siehst ein bisschen blass aus.«
    »Ja«, sagte Lola. »Mir geht's gut. Es ist nur das Parfüm.«
    Lola war sich nicht sicher, was es bedeutete, sexuell aggressiv zu sein. Hieß es, dass man Gemeinheiten sagte oder den Typen schlug? Oder dass man auf ihn zuging und Sex mit ihm hatte, wo und wann immer einem selbst oder ihm danach war? Was, wenn man gar nicht so viel Sex haben wollte? Sex beschäftigte Lola kaum. Ihre Interviews beschäftigten sie. Ihre Diäten beschäftigten sie. Ihre Mutter und ihr Vater beschäftigten sie. Zusammengenommen waren das schon mehr als genug Dinge, die sie beschäftigten.
    »Komm, wir gehen etwas essen«, sagte Lillian. Sie gingen in ein Café an der 36 th Street. »Hier gibt es fantastisches fettfreies Softeis«, sagte Lillian.
    Lola hatte noch nie fettfreies Eis gegessen. Es klang vielversprechend, wenn auch nicht gerade absolut aufregend.
    Im Café gab es mehrere rote Nischen. Lillian wählte eine Nische im hinteren Teil. Lola hielt Nischen für eine hervorragende Idee. Sie nahm an, dass sie entworfen worden waren, um dicken Menschen beim Verzehr fettfreier Eiscreme eine ungestörte Privatsphäre zu verschaffen. Ihr war nicht klar, dass die Hälfte aller New Yorker Diner mit solchen Nischen ausgestattet war und dass sie nicht mit Rücksicht auf dicke Menschen entworfen worden waren. Sondern aus Gründen der Bequemlichkeit und der Platzersparnis. »Sie haben auch fettfreie Milchshakes«, sagte Lillian. Lola bestellte einen fettfreien Schokoladenshake und einen grünen Salat mit Tomaten. Lillian bestellte das Gleiche.
    »Kehrst du nach Australien zurück, wenn du mit deiner Arbeit in den USA fertig bist?«, fragte Lillian sie.
    »Ich muss zuerst noch einmal nach London, dann fahre ich zurück nach Australien«, sagte sie.
    »Warum willst du zurück nach Australien?«, fragte Lillian.
    »Weil ich dort lebe«, sagte Lola.
    »Man lebt nicht einfach dort, wo man hingepflanzt wurde«, sagte Lillian. »Du bist doch kein unbeweglicher Gegenstand.«
    »Es ist mein Zuhause«, sagte Lola.
    »Lemberg in Polen

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