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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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Schmerzen hatten sich fest in ihre Beine verbissen und wollten sie einfach nicht mehr loslassen. Warum konnte Christopher noch so schnell laufen? Egal, welche Abzweigung Henry nahm, egal, wie pl ö tzlich er abbog, das Monster aus ihrer Vergangenheit verfolgte sie, als w ü rde der immer heftigere Regen ihn vorw ä rts pr ü geln.
    » Ich kann nicht mehr! « Sie glaubte, der Wolkenbruch h ä tte ihre Stimme g ä nzlich verschluckt, aber Henry antwortete ihr: » Nur noch ein St ü ck, Piratentochter. Komm schon! «
    Als ihre Flucht begann, hatte sie den rauen Untergrund kaum gesp ü rt. Aber nun krampfte ihr linkes Bein, ihre nackten F üß e humpelten mehr, als dass sie liefen. Ihre Fu ß sohlen waren durch Schlamm gerannt, ü ber Kopfsteinpflaster, hatten sich an Mauerfugen hinaufgearbeitet. Jetzt f ü hlten sie sich an wie ein Gemenge aus Blut und wundem Fleisch, und das waren sie vermutlich auch. Hinterlie ß en sie nicht schon rote Spuren?
    Christopher schrie hinter ihnen wie ein w ü tendes Tier.
    » Bitte, Frances. Gib jetzt nicht auf! Es ist doch nicht mehr weit! « , h ö rte sie Henry schreien. Wusste er, wie es um sie stand? Der Krampf erreichte ihren Oberschenkel, und als w ü rde er auch auf das andere Bein ü berspringen, zuckten nun die Muskeln in ihrem rechten Schenkel. Ihr Fu ß knickte um, sie rappelte sich hoch, machte einige hastige, stolpernde Schritte, fing sich kurz wieder – und brach mit dem n ä chsten Schritt endg ü ltig zusammen. Henry riss an ihr. Aber ihre protestierenden Muskeln dr ü ckten sie nicht mehr hoch, so sehr sie es auch versuchte.
    Mit einem verzweifelten Laut gab Henry auf. Er lie ß sie los, stellte sich vor sie hin und sagte: » Gut, dann komm, du Bastard. «
    Christophers Geheul klang immer n ä her. Frances wagte nicht, den Kopf zu heben. Zitternd wartete sie auf seine Ankunft. Darauf, dass er die Pistole ziehen w ü rde, sie schlagen oder ihnen sonst etwas antun w ü rde.
    Aber dazu kam es nicht.
    » Was …« , h ö rte sie Henry verwundert sagen, und dann mit lauterer Stimme: » Ja, verschwinde, du Arschloch! «
    Frances riskierte einen Blick und konnte es kaum fassen. Christopher war fort! Aber das war doch nicht m ö glich! War sie vielleicht ohnm ä chtig geworden und tr ä umte blo ß ?
    Henrys H ä nde zitterten, als er sie aufhob.
    » Wo ist er hin? « , wollte sie wissen.
    » Abgehauen ist er. Ich habe keine Lust, herauszufinden, wohin. Lass uns einfach schnell weitergehen. «
    Diesmal hievte er sich ihr Gewicht auf die Schultern. Er wollte sich gerade mit ihr umdrehen, als pl ö tzlich jemand, in grausamer Imitation der franz ö sischen Sprache, von der anderen Seite her seinen Namen die Gasse hinunterbr ü llte. Sie nahm den Ruf nur noch durch einen Nebel war, aber Henry zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen, bevor er erstarrte.
    Es war noch nicht vorbei?
    Henrys Hand krallte sich in ihre H ü fte, w ä hrend er sie langsam herumdrehte, sodass sie die M ä nner sehen konnten, die am anderen Ende der Passage aufgetaucht waren. M ä nner, die sie eben noch bei Marshall Ross im Shakespeare’s Head gesehen zu haben glaubte.
    » Was hat das zu bedeuten? « , fl ü sterte sie.
    Ohne sie anzusehen, sagte Henry: » K ö nntest du weglaufen, wenn ich dich loslasse? «
    Als Antwort durchlief ein heftiges Zittern ihre Beine, sie sackte ein St ü ck durch seine feuchten H ä nde, bevor er sie wieder fester packte und hielt. Er schluckte.
    M ü hsam hielt sie den Kopf oben. Durch den Regenschleier sah sie den M ä nnern entgegen, die sich ihnen nun n ä herten. Sie trugen gro ß e Kn ü ppel bei sich, die Frances in der Taverne nicht bemerkt hatte, und einer besa ß sogar ein Messer. » Der Marshall ist gar nicht zufrieden mit deinem Betragen von vorhin « , rief einer von ihnen.
    Frances sp ü rte Henrys Z ö gern, dann lockerte er seinen Griff um ihren K ö rper. » Es tut mir leid, Frances « , sagte er und lie ß sie vorsichtig an seiner Seite zu Boden gleiten.
    » Nein! « , rief sie erschrocken, als sie erkannte, was er vorhatte. » Bleib hier! Tu das nicht! «
    Mit nach oben gekehrten Handfl ä chen trat er den M ä nnern einige Schritte entgegen. » Ich habe Ross alles gegeben, was ich hatte. Meine Taschen sind leer. «
    » Oh, darum geht es gar nicht « , h ö hnte der mit dem Messer. » Er meinte nur, du k ö nntest einen Denkzettel gut vertragen, Mister. Damit du dich ihm gegen ü ber beim n ä chsten Mal ein wenig h ö flicher verh ä ltst und die n

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