London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
da los?«
Belsey legte auf. Eine Sekunde später klingelte es erneut, und Belsey hob wieder ab.
»Mr Devereux?« Eine andere Stimme.
»Am Apparat.«
»Nichts ist so, wie Sie es versprochen haben.« Der Anrufer kämpfte mit seinem Englisch. Kurze Vokale. Ein Latino, vielleicht ein Chinese. Wütend, was es aber auch nicht besser machte.
»So ist das Leben, mein Freund«, sagte Belsey. »C’est la vie. Así es la vida.«
»Nichts hat gestimmt. Viele Menschen sind jetzt sehr unglücklich.«
»Es sind immer viele Menschen unglücklich«, sagte Belsey. Er legte den Hörer auf den Schreibtisch.
»Hallo? Verarschen Sie mich nicht.«
Belsey legte sich auf den Boden und schloss die Augen. Als er sie wieder aufmachte, stand ein Mann in der Tür.
47
»Es war offen.«
Detective Inspector Philip Ridpath hielt mitten in der Bewegung inne, den Fuß mit dem schwarzen Schuh, der gerade die Tür aufgestoßen hatte, etwas angehoben. Er erkannte die Person, die da auf dem Teppich lag, nicht sofort.
»Detective Constable Belsey«, sagte Belsey.
»Detective Inspector Ridpath.« Belsey stand auf. Was unweigerlich nicht sehr graziös aussah. Ridpath hatte die Hände tief in den Manteltaschen vergraben. Er kam Belsey zerknitterter und kleiner vor, als er ihn in Erinnerung hatte, aber seine animalische Neugier war die gleiche. Er schaute zu Belsey, dann zum Schreibtisch, auf dem der immer noch flu chende Telefonhörer lag, Sie verdammter Wichser, Sie sind tot …, dann zur Haustür und hinaus zur Bishops Avenue. Sehr langsam veränderte sich sein Gesichtsausdruck: Das Misstrauen wich Besorgnis.
»Herzlich willkommen«, sagte Belsey.
Ridpath betrat das Arbeitszimmer wie ein Priester einen Puff. Sein Blick wanderte über die Bücherregale und verweil te kurz auf dem Blutfleck. Dann drehte er sich um und ging durch den Flur ins Wohnzimmer. Belsey steckte das Tele fon in die Ladestation und folgte ihm. Ridpath stieß mit der Schuhspitze eine auf dem Boden liegende Dekantierka raffe an.
»Scheint ziemlich überstürzt ausgezogen zu sein«, sagte Belsey.
»Wie sind Sie ins Haus gekommen?«, fragte Ridpath scharf.
»Mit einem Schlüssel.«
»Haben Sie einen Durchsuchungsbeschluss?«
»Nein.«
Der Inspector verzog das Gesicht. »Haben Sie irgendwas angerührt?«
»Fast nichts«, sagte Belsey. »Was hat Sie hierhergeführt?«
Ridpath ging zur Terrassentür und probierte den Griff. »Was haben Sie über ihn herausgefunden?«
»Soweit ich weiß, hatte er ein schönes Haus und sonst fast nichts. Ach ja, er mochte seine Handtücher mit Schleifchen drumrum.«
Belsey saß an der Frühstückstheke, versuchte wieder nüchtern zu werden und schaute dem Inspector dabei zu, wie er das Erdgeschoss inspizierte. Ridpath hatte sich ein paar Latexhandschuhe übergestreift und öffnete alle Türen. Bei jeder Tür drehte er den Türknopf, hielt kurz inne und öffnete sie dann. Dann stand er in der Türöffnung und schaute in den Raum. Als er in den ersten Stock hinaufging, hob Belsey die Cognacflasche vom Boden auf, nahm einen letzten Schluck und stellte sie auf die Kommode. Dann ging er ebenfalls nach oben, wo er den Inspector in Devereux’ Schlafzimmer fand. Wie ein betendes Kind kniete er vor dem Bett. Steif erhob sich Ridpath und ging ins Bad, wo er einen Blick auf die lange Reihe Aftershave- und Parfümflaschen warf und gegen den Fensterrahmen schlug.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Belsey.
»Ja.«
Belsey ging wieder hinunter ins Wohnzimmer. Kurz kam ihm der Gedanke, einfach abzuhauen. Loslaufen und nie mehr stehen bleiben. Ridpath rief nach ihm.
»Schauen Sie sich das an.«
Belsey ging in die Garage, wo der Inspector auf einen Berg zurückgelassener Gegenstände zeigte.
»Jemand hat versucht, das Haus auszuräumen.«
»Die Ägypter haben ihren Toten auch ihre Habseligkeiten mit auf die Reise gegeben.«
»Er war kein Ägypter. Und es ist kein Wagen da.« Er drehte sich zu Belsey um und schien ihn zum ersten Mal richtig wahrzunehmen. »Was machen Sie eigentlich hier?«
»Was ist das Projekt Boudica?«
»Was wissen Sie darüber?«
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir trinken jetzt einen Schluck zusammen, und dann erzählen Sie mir, warum Sie heimlich an einem Fall arbeiten und warum niemand weiß, dass sie daran arbeiten, warum Sie Verdachtsmeldungen türken und warum Sie einem Mann hinterherjagen, der schon tot ist. Dann lasse ich Sie in Ruhe.«
Ridpath schaute ihn mit einem Gesichtsausdruck an, aus dem
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