London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
Sporteinrichtungen«, sagte Belsey. Ridpath trank von seinem Bier und leckte sich die Lippen.
»Hunderte von Sporthallen, Leichtathletikanlagen und Sportgeräte, die der Roten Armee gehörten. Darauf hatte er es abgesehen. Die Leute dachten, er spinnt. Dann kaufte er Scheinwerfer. Die Armee hatte jede Menge davon, die nach der Revolution zuerst in den Filmstudios und später auf den Schlachtfeldern eingesetzt wurden, um die Naziflugzeuge zu blenden. Er kaufte alles. Niemand wusste, wozu.«
»Und, wozu?«
»Er hatte erkannt, dass er auf einer Rennbahn nichts brauchte außer Jockeys, Pferde und Kameras. So konnte er nachts Rennen veranstalten und die Bilder live in die Vereinigten Arabischen Emirate, nach Hongkong und Singapur übertragen. Er kannte Leute, die nach Möglichkeiten suchten, ihr Geld anzulegen – veruntreutes Geld, Geld aus zwielichtigen Waffen- und Erdgasgeschäften. Die überzeugte er davon, in diese Rennbahnen zu investieren. Sein erster großer internationaler Partner kam aus den USA, der Stamm der Irokesen im Staat New York. Die bauten in seinem Auftrag eine Rennbahn in ihrem Reservat. Letztes Jahr hat er einen Wüstenstreifen in Afghanistan gekauft, in der Dascht-e Margoh, um dort ein Einkaufszentrum, eine Rennbahn und ein Casino hinzustellen. Aus der Zeit stammt sein Ruf als Katastrophenkapitalist. Die USA bezahlt ihn immer noch dafür, dass er das Land behält. Sechs Monate später hat er auf dem Gelände einer alten Erzmine in Pennsylvania, das er für einen Cent gekauft hatte, einen Casinokomplex gebaut.«
»Und wie hat das alles Ihr Leben ruiniert?«
Ridpath atmete tief durch und trank einen großen Schluck Bier.
»Ich habe Nachforschungen über ihn angestellt. Das war vor zwei Jahren. Da habe ich noch in einer anderen Abteilung gearbeitet. Ich war Leiter der Abteilung Internationale Amtshilfe. In dieser Funktion habe ich ihn getroffen.«
»Sie haben ihn getroffen?«
»Ich habe ihn befragt. Soweit ich weiß, bin ich der einzige Beamte im Vereinigten Königreich, der je mit ihm gesprochen hat, vielleicht der einzige in Europa. Im Frühjahr 2007 war er für ein Wochenende in London, und ich hatte den Auftrag, diskret mit ihm zu sprechen. Wir haben uns dann in einem Hotel getroffen. Die Unterredung werde ich nie vergessen, obwohl ich mir nicht sicher bin, wer da überhaupt wen befragt hat. Es kam nichts dabei heraus. Dann, zwei Monate später, erhielt ich plötzlich den Auftrag, ihn wegen Steuerhinterziehung und diverser Diebstahldelikte zu verhaften. Er sollte mit einem Privatflugzeug auf dem London City Airport landen, wo ich mit vierzig Mann auf ihn wartete. Die ganze Planung hatte zwei Wochen in Anspruch genommen. Aber Devereux landete auf dem Flugplatz Biggin Hill, am City Airport stieg eine Turnermannschaft aus dem Flieger. Die Anklage wurde eine Woche später fallen gelassen. Keine Ahnung, warum, aber ich hab ein paar Theorien, und die meisten haben mit Zahlen zu tun, die eine Menge Nullen haben. Die Geschichte hatte zur Folge, dass ich versetzt wurde. Eigenmächtiges Vorgehen, hieß es. Eigenmächtig, Blödsinn. Dann kam eine Postkarte von Devereux. Er wünschte mir viel Glück in meinem neuen Job.«
»Wie war er?«
»Außer dass er ein Mistkerl war? Er war auf eine seltsame Weise der charmanteste Bursche, den man sich vorstellen kann. Ich kann mich noch an seine Art zu sprechen erinnern: sehr bedächtig, ist nie laut geworden. Hat mir immer in die Augen geschaut, hat einem das Gefühl vermittelt, dass ihn jedes Wort interessiert, das man sagt. Und das war nicht geheuchelt, es hat ihn tatsächlich interessiert. Weil er nämlich glaubte, dass er aus jeder Begegnung mit einem Menschen Profit schlagen konnte. Aber von sich selbst hat er nichts preisgegeben. Aber das hat man erst hinterher gemerkt. Es war, wie wenn man gar nicht mit ihm gesprochen hätte.« Ridpath hielt inne. Als ob er sich immer noch darüber wunderte. »Dann, vor zwei Wochen, habe ich erfahren, dass er wieder in London ist. Ich wollte wissen, warum.«
»Und, warum?«
»Keine Ahnung. Ich habe nichts herausgefunden. Das hieß: Er war tatsächlich in der Stadt.«
Belsey konnte Inspector Ridpath jetzt besser einschätzen. Jeder Detective weiß, dass man sich heillos in eine Ermittlung verbeißen kann. Manchmal streckte ein Fall, in den man sich gar nicht so involviert geglaubt hatte, urplötzlich seine Fangarme aus – er verfolgte einen bis nach Hause, ins eigene Bett, in die Träume. In der Polizeischule pflegte
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