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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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auf dem falschen Dampfer.«
    »Ich glaube, da haben Sie recht«, sagte Belsey und nickte. »Was, meinen Sie, hat sie gemacht, wenn sie geschwänzt hat?«
    »Ich habe keinen Schimmer. Aber ein Mädchen wie sie …« Sie zuckte mit den Achseln.
    »Was meinen Sie?«
    »Ich leite diese Schule voller halbwüchsiger Mädchen jetzt seit fünf Jahren.«
    »Ein Mädchen wie sie … Was heißt das?«
    Die Schulleiterin nahm sich etwas Zeit, um die passenden Worte zu finden. »Das heißt, ein Mädchen, das sich für erwachsen hält, bekommt Schwierigkeiten mit älteren Männern. Sie hätte sich mehr anstrengen müssen, aber dafür war sie sich zu gut.«
    »Es heißt, die Schule ist an der Jugend verschwendet.«
    »Nicht unbedingt.« Die Schulleiterin stöpselte das Telefon wieder ein. Sofort fing es an zu klingeln. »Werden Sie Ihren Kollegen von unserem Gespräch erzählen? Oder haben Sie Angst, dass dann die Medien nicht mehr so mitziehen?«
    »Ich werde es weitergeben«, sagte Belsey. »Ich glaube, dass Jessica da in irgendwas hineingeraten ist. Wenn Sie irgendwas hören, oder wenn Sie von jemand anders hören, was sie so getrieben hat, dann lassen Sie es mich wissen. Das wäre nett.« Er nahm einen Zettel und einen Stift vom Schreibtisch und schrieb ihr seine Durchwahl auf.
    Die Schulleiterin nickte.
    »Natürlich. Ich werde darüber nachdenken. Aber jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Meine anderen achthunderteinundfünfzig Mädchen leben noch.«

23
    Belsey ging in der Hampstead High Street in ein Geschäft für Handtaschen. Er war schon tausendmal daran vorbeigegangen. Jetzt war es Zeit für einen ersten Besuch.
    Das Geschäft war hell erleuchtet und sehr nüchtern. Belsey, drei Angestellte, ein Wachmann, die Handtaschen, das war alles. Belsey ging an den Handtaschenreihen entlang. Jede hatte ihren eigenen Sockel, wie ein Kunstobjekt im Museum. Er entdeckte die Chanel-Tasche, die das tote Mädchen getragen hatte.
    »Die gefällt mir.«
    »Ja, Sir.«
    »Was kostet die?«
    »Eintausendsechshundertfünfundneunzig, Sir.«
    »Lassen Sie mir die fünfundneunzig nach?«
    »Nein, Sir.«
    »War nur ein Witz. Verkaufen Sie die oft?«
    »Nicht so oft, Sir.«
    Der Wachmann näherte sich mit gesittet gefalteten Händen.
    Belsey dachte an das ums Überleben kämpfende Zuhause in der Lymington Road und das Jungmädchenzimmer. Wo verstaute sie ihre Sachen, fragte sich Belsey. Wo war die Ausstattung für ihr zweites Leben?
    In was war er da hineingeraten?
    Die Assistentin fing an, eine Reihe von Portemonnaies gerade zu rücken. Belsey schaute nach draußen und sah am Randstein einen Lieferwagen mit der Aufschrift »Pimlico Plumbers« stehen. Am Steuer saß ein Mann mit Pilotensonnenbrille, der Belsey durch das Schaufenster anschaute. Plötzlich setzte er zurück und fädelte sich in den Verkehr ein.
    »Danke für Ihre Mühen«, sagte Belsey und ging zur Tür.
    »Wir danken Ihnen , Sir«, sagte jemand zu seinem Rücken.

24
    Die Beamten vom Morddezernat hatten zum Zwecke der Erfrischung und des informellen Gedankenaustauschs das Old White Bear requiriert, ein Eckpub in einer Wohngegend, das nicht größer als eine Briefmarke war. Die Regel lautete: immer das drittnächste Pub. Niemand wollte in der Nähe der Einsatzzentrale beim Trinken gesehen werden. Das Old White Bear lag gut versteckt auf halbem Weg zum U-Bahnhof Hampstead.
    Belsey wusste, dass er sie dort treffen würde, Männer und Frauen, die in ihren Mänteln an einem Stehtisch vor der Tür standen und hastig an ihren Zigaretten zogen. Das war der Ort, wo die meisten nützlichen Gespräche geführt wurden. Auf ihre Dienstausweise bekamen sie vom Pub Schinkenbrötchen. Die Beamten sahen geschafft aus: Viele waren von anderen Ermittlungen abgezogen worden und kippten hastig Zucker in ihren Tee. Kaum einer blieb länger als zehn Minuten.
    »Wir könnten dich jetzt gut gebrauchen, Nick.« Detective Constable Tom Shipton schüttelte den Kopf. Er gehörte zu einer kleinen Gruppe, die sich um einen Heizpilz scharte. Bei seinem allerersten Mordfall hatte Belsey mit Shipton zusammengearbeitet – im Einkaufszentrum Elephant and Castle war ein Rentner mit einem Samuraischwert getötet worden. Neben Shipton standen ein in sich zusammengesunkener Beamter mittleren Alters, der sich beim Rasieren geschnitten hatte und den Belsey nicht kannte, und Detective Inspector June Glasgow, die eine der angesehensten Mordermittlerinnen in Nordlondon war. Sie hatte langes, schwarzes Haar, trug ein

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