Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
Vom Netzwerk:
gehört. »Die Schießerei, hatte die irgendwas mit Jessica zu tun?«
    »Nein, ich glaube nicht«, sagte er. Das war gelogen.

22
    Der wuchtige viktorianische Backsteinbau der South Hamp stead High School lag hinter der Finchley Road am Ende einer Wohnstraße. Vor dem Schultor drängelten sich Fernsehteams, die jeder Schülerin, die gewillt war, etwas zu sagen, ihre Mikros unter die Nase hielten. Und es waren jede Menge Mädchen da: Sie weinten oder überprüften ihr Make-up oder rauchten eine Zigarette. Das hieß, alle waren abgelenkt, und Belsey konnte unbehelligt das Schulgelände betreten.
    Die Mädchen starrten ihn an, als er durch die hallenden Korridore ging. Wie sah er aus? Er hoffte, er sah weniger fertig aus, als er sich fühlte. Er kannte diese energiegeladene An spannung von den Doppelschichten bei anderen Morduntersuchungen, wenn man jenseits der Erschöpfungsgrenze agierte, wenn der Stress Tag und Nacht der gleiche war.
    Belsey fragte sich durch, bis er schließlich vor der offenen Tür der Schulleiterin stand. Das Büro sah freundlich und ein ladend aus. An den Wänden hingen die Kunstwerke der Schülerinnen aus den Abschlussklassen, überall standen gepflegte Topfpflanzen. Das Radio auf dem Fensterbrett brachte die neuesten Nachrichten über die Schießerei. Die Schulleiterin telefonierte, sie nickte Belsey zu. Sie war jünger, als er erwartet hatte, ihre Autorität war jedoch mit Händen zu greifen. Sie trug ein gut geschnittenes Kostüm und sorgfältig geföhnte Haare.
    »Nein … Ja … Nein, wir sehen das nicht als Bedrohung für die Schule … Ja, wir benachrichtigen natürlich die Eltern, so schnell es geht. Vielen Dank.«
    Sie legte auf und stöhnte ärgerlich. Sofort klingelte es wieder, und sie stöpselte das Telefon aus. Belsey zeigte seine Marke, und sie nickte müde und winkte ihn herein.
    »Wir werden von allen Seiten bestürmt«, sagte sie.
    »Ich mache es kurz.«
    Eine Frauenstimme im Radio sagte: »… eine Einserschülerin mit besten Aussichten …«
    Die Schulleiterin schaltete das Radio aus.
    »Wo haben die nur diesen Quatsch her?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Nicht von Ihnen?«, sagte Belsey.
    »Nein. Und auch von keinem unserer Lehrer. Es ist schrecklich, was passiert ist, und ich bin sicher, sie war ein nettes Mädchen, wenn man sie etwas besser kannte, aber sie war sicher keine Einserschülerin. Zumindest in letzter Zeit nicht mehr.«
    Belsey zog sich einen Stuhl heran. Er fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
    »Haben Sie eine Minute für mich? Ich hätte ein paar Fragen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Das Schulgeld wurde vom Staat bezahlt, richtig?«, sag te er.
    »Richtig.«
    »Die Eltern gerieten vor etwa eineinhalb Jahren in finanzielle Schwierigkeiten und konnten ihren Anteil am Schulgeld nicht mehr bezahlen.«
    »Ja, woher wissen Sie das?«
    »Ich bin Detective, das ist mein Job. Erzählen Sie mir, was Sie sonst noch über sie wissen.«
    »Sie war eigenwillig, ein Sturkopf. Eins von diesen Mädchen, die man für wohlerzogen hält, weil sie nicht auffallen. Bis man herausfindet, dass sie jede Mittagspause zum Klauen in die umliegenden Läden gehen. Keine herausragende Schülerin, aber auch keine besonders schlechte. Aber ohne jedes Engagement. Ich kann mich nur an einzige Arbeit von ihr erinnern, über den Bürgerkrieg.«
    »Welchen?«
    »Unseren. Keine Ahnung, warum ich mich gerade daran erinnere. Die Arbeit war gut. Wir haben sogar mal gedacht, dass sie es nach Oxbridge schaffen könnte. Aber sie wollte weg von hier.«
    »Wohin?«
    »Wo will denn jeder hin?«
    »Weiß ich nicht.«
    Die Schulleiterin dachte darüber nach. Kurz saßen sich die beiden schweigend gegenüber.
    »Jessica wusste es auch nicht«, sagte sie schließlich.
    Belsey hatte das Gefühl, mit der Schulleiterin könnte er gut auskommen – unter anderen Umständen, in einem anderen Leben.
    »Wissen Sie, ob Jessica gearbeitet hat? Nicht für die Schule, meine ich, ob sie einen Job hatte?«
    »Keine Ahnung. An unbezahlter Arbeit hier in der Schule hatte sie jedenfalls kein großes Interesse. Wir hätten sie wahrscheinlich von der Schule verwiesen.«
    »Wegen schlechter Zensuren?«
    »Wegen Nichtanwesenheit. Mit solchen Dingen verschwen den wir keine Zeit.«
    »Wie schlimm war es?«
    »Wenn sie zweimal die Woche da war, hatten wir schon Glück. Ihre Eltern wussten nicht, wo sie war. In der letzten Woche war es am schlimmsten. Mit dem Thema Schule hatte sie abgeschlossen. Die Presse ist da völlig

Weitere Kostenlose Bücher