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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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toten Mädchens, ihr Mund, der ein Wort formte. Einen Namen? Er sah Jessica im Büro von AD Development, sah den leeren Raum in St. Clement’s Court und dann Charlotte Kelson mit der Haarklammer in der Hand. Es hatte eine Frau in Devereux’ Leben gegeben. Eine Frau, die jetzt so tot war wie er.
    Als der Regen aufhörte, ging er zum Schuppen der Gärtner, die den Park in Ordnung hielten. Einer von ihnen, Peter Scott, kippte gerade einen Sack voll Laub in ein offenes Feuer. Er hatte ein schmales, pickeliges Gesicht. Die Hände waren mit blauen tintenfleckigen Narben übersät. Narben, die Belsey von Männern kannte, die lange Haftstrafen in Hochsicherheitsgefängnissen abgesessen hatten. Keiner der Männer sprach darüber. Der dichte Qualm des Feuers hing zwischen den nassen Bäumen.
    »Wofür habt ihr hier eigentlich eure Parkpolizei?«, sagte Belsey.
    »Die haben gesagt, ich soll Sie anrufen. Der Exhibitionist war wieder unterwegs, der gleiche wie immer.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Die Fingernägel. Weiß doch jeder, dass der lange, dreckige Fingernägel hat.«
    »Sie sollten auf Detective umschulen.«
    »Na ja, ihren Namen hat mir die Kleine nicht gesagt.«
    Belsey seufzte. Er ging neben dem Feuer in die Hocke und wärmte sich die Hände. »Und, wie läuft’s so?«
    »Könnte nicht besser sein.«
    Belsey warf ein paar abgestorbene Zweige ins Feuer und schaute Scott bei der Arbeit zu. So hielten sie es oft. Ein Mann wie Scott hatte Seltenheitswert. Mit ihm konnte man gut schweigen. Als er den letzten Sack Laub ins Feuer gekippt hatte, ging er in den Schuppen. Ein paar Minuten später kam er mit zwei Bechern Tee wieder und gab Belsey einen. Sie setzten sich auf zwei Baumstümpfe.
    »Irgendwas Neues von der Schießerei?«, fragte Scott.
    »Auch schon gehört?«
    »Kam im Radio. Arbeiten Sie nicht an der Sache?«
    »Nein. Was sagen sie im Radio?«
    »Schülerin, unschuldige Passantin, glänzende Zukunft und so weiter.«
    »Ich soll die Stellung halten.«
    »Und das hier ist die Stellung?«
    »Eine, ja.«
    Sie tranken ihren Tee. Dann stand Scott auf und schaute zum Himmel.
    »Kommen Sie, ich zeige Ihnen was«, sagte er.
    Sie gingen tiefer in den Park hinein. Die Konturen der Welt sahen scharf aus, als hätte der Regen die Luft sauber gewaschen. Sie gingen am Athlone House vorbei, der roten Backsteinvilla, in der während des Zweiten Weltkriegs die Ausbildungsstätte des Nachrichtendienstes der Royal Air Force untergebracht war. Belsey stellte sich die Männer vor, wie sie in den Unterrichtsräumen vor den Tafeln saßen, wie sie die Luftaufnahmen der Städte betrachteten, die zur Zerstörung ausgesucht worden waren. Sie kletterten neben der verwahrlosten Villa einen Hügel hinauf bis zu einem Kastanienwäldchen, das sich am Rand des Heath befand.
    »Da.«
    Einige Bäume waren mit neongelben Kreuzen markiert, die aussahen wie die, die Straßenbauarbeiter vor einer Baustelle auf die Straße pinselten.
    »Was soll das?«
    »Keine Ahnung. Waren vor zwei Wochen auf einmal da. Wahrscheinlich für irgendein Rennen. Die veranstalten einen Waldlauf oder so und markieren die Strecke. Fragt keiner vorher nach.«
    »Gibt’s noch mehr davon?«
    Scott führte Belsey etwa einen Kilometer durch den Wald und zeigte ihm noch mehr Bäume mit einem gelben X.
    »Sollen die vielleicht abgeholzt werden? Wegen irgendeiner Krankheit?«
    »Nein.«
    »Das ist kein Waldlauf«, sagte Belsey.
    »Tja, wie gesagt, keine Ahnung. Das geht so weiter bis runter zu den Highgate Ponds und dann wieder zurück, quer durch den East Heath.«
    Belsey rupfte ein Stück silbergrauer Rinde von einem Baumstamm. Sie zerbröselte. Deshalb waren Platanen die perfekten Bäume für London, hatte Scott ihm einmal erzählt. Sie werfen ihre Borke und damit auch die darin steckenden Umweltgifte einfach ab. Man lernt nie aus. Kurz darauf entdeckten sie wieder ein paar Bäume mit gelben Kreuzen.
    »Haben Sie das gemeldet?«, fragte Belsey.
    »Das tue ich gerade«, sagte der Gärtner.

26
    Belsey ging auf der Heath Street ins Zentrum von Hampstead. Es war jetzt kurz nach vier Uhr nachmittags, die Tageszeit im Winter, wenn das Licht in Hampstead eine ganz eigene Farbe annimmt, eine silberne und malvenfarbene, die Farbe, die die Augenringe eines Menschen annehmen, den man geliebt und zermürbt hat. Das von den Highgate Ponds heraufziehende Licht hing zwischen Downshire Hill und Flask Walk und verwandelte schöne Anwesen in furchtbar schöne Anwesen.
    Vor dem U-Bahnhof hielt

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