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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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Freundinnen hatte es ihnen anscheinend angetan. Kein gutes Bild. Sie sah überrumpelt aus.
    Er schaltete den Fernseher aus und fing an, Wertsachen aus Devereux’ Haus in den Porsche zu laden. Er suchte die wertvollsten Haushaltsgeräte aus und schichtete in die Zwischenräume Hemden und Anzüge. Was nicht mehr in den Wagen passte, stapelte er für eine spätere Fuhre in einer Ecke der Garage auf. Als er wieder im Arbeitszimmer war, fiel sein Blick auf den Perserteppich. Er sah wertvoll aus. Er könnte ihn aufs Dach schnallen. Er brauchte fünf Minuten, bis er den schweren Billardtisch so weit zur Seite gezogen hatte, dass er den Teppich zusammenrollen konnte. Er betrachtete den Teppich.
    Ein dunkler Fleck breitete sich rund um seine Füße aus. Belsey ging in die Hocke und rieb die Teppichfasern zwischen seinen Fingern. Er holte eine Flasche Bleichmittel aus dem Wirtschaftsraum.
    Nachdem er das Bleichmittel auf dem Fleck verteilte hatte, beobachtete er die blubbernde Flüssigkeit. Ein alter Polizistentrick: Das Wasserstoffperoxid reagierte mit einem Enzym namens Katalase und spaltete sich in Wasser und Sauerstoff. Das hieß, es war Blut. Er stand da und starrte überdrüssig und verwundert auf den Fleck. Er war hin- und hergerissen zwischen dem Drang, der Sache weiter auf den Grund zu gehen, und dem Drang, einfach abzuhauen. Er fluchte. Schließlich holte er sich aus dem Bad ein paar Wattebäusche und ging in den Schutzraum. Er stellte sich auf den Stuhl und rieb mit einem Wattebausch etwas trockenes Blut von der Decke. Dann holte er sich aus der Küche eine Schere und zwei Gefrierbeutel und schnitt ein paar Fasern des blutverschmierten Teppichs ab. Er steckte die beiden Proben in die Beutel, verschloss und beschriftete sie. »Blut: Schutzraum«, »Blut: Arbeitszimmer.« Erst würde er De vereux’ Sachen verkaufen, dann musste er der Rechtsmedizin einen Besuch abstatten. Um sein Gewissen zu beruhigen und seine Neugier zu befriedigen.
    Nach der unterschwelligen Gefahr, die Hampstead ausstrahlte, war er froh um die offensichtlicheren Gefahren, die ihn in Südlondon erwarteten. Während der Fahrt fragte sich Belsey, wie er dem besorgten Niall Cassidy die Verhaftung seines Sohnes erklären sollte.
    Im Wishing Well herrschte das übliche Freitagabendchaos, die fragile Atmosphäre, die dem von brandfleckigen Wasserkästen geschnupften Koks geschuldet war: Männer in grellen Hemden klopften sich gegenseitig auf die Schultern, ein paar furchterregende Frauen standen lachend an der Bar. Die Stammgäste, die in einer Ecke zusammenhockten, beäugten misstrauisch diese Freizeitkriminellen.
    »Wo ist Niall?«, fragte Belsey.
    »Hier ist er nicht. Versuch’s im Büro. Er hat gesagt, dass er auf dich wartet. Scheint ziemlich sauer zu sein.«
    Nachdem er drei Jahre mit Gefälligkeiten und harten Hinterzimmerbesäufnissen daran gearbeitet hatte, war ihm zum ersten Mal der Zutritt ins »Büro« gewährt worden. Der her untergekommene Backsteinbau hinter der Old Kent Road war früher ein Milchlager von Dairy Crest gewesen. Jetzt gammelte er hinter hohen Zäunen auf einem Stück Ödland langsam vor sich hin. Das Gelände war vor Jahren sich selbst überlassen worden und sollte jetzt mit Läden und Wohnungen für Beschäftigte im öffentlichen Dienst wieder aufgepäppelt werden – nur dass die Investoren kalte Füße bekommen und außer Stacheldraht und einem demolierten Bauwagen nichts zurückgelassen hatten. Den Zugang versperrten riesige verbeulte Tore, auf denen Schilder vor Wachhunden warnten, die es nicht gab. Das Gebäude war pechschwarz, abseits jeder Straße, abseits jeder Straßenlaterne.
    Belsey hämmerte ans Tor. Ketten rasselten hinter Metall, dann öffnete sich das Tor. Cassidy war allein, ein einzelner roter Punkt Zigarettenglut in der Dunkelheit. Belsey fuhr über betonharte Erde in das alte Milchlager.
    Nialls »Büro« beherbergte einen alten JCB-Pritschenwagen, der mit einer Plane zugedeckt war, und bergeweise Altmetall. Durch das mit Spinnweben verhangene, durchsichtige Dach aus Wellplastik drang kaum Licht. Der Betonboden war schmutzig, und an einer Seite schauten noch die Ladestationen für die kleinen Elektromilchwagen aus der Wand. Der Treffpunkt nach so vielen Beutezügen. Ein perfektes Versteck. Die Jahre des Eisendiebstahls hatten das Lager in eine chaotische Schrotthalde verwandelt. Belsey sah Magnete, Kanaldeckel, Stahlträger, Teile von Bushäuschen. Er entdeckte sogar Zäune und kunstvolle

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