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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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der die meisten Anteile an dem Konsortium hält.«
    »Wo wurde das Foto aufgenommen?«
    »Steht da nicht.«
    Belsey betrachtete den Kirchturm auf dem Foto. Auf seiner Spitze saß eine funkelnde Wetterfahne, ein Pfeil auf einer Kugel. Die Spitze thronte auf einem viereckigen, steinernen Turm. Zwischen den beiden Männern und der Kirche war eine freie Fläche, wie ein Innenhof, links und rechts begrenzt von modernen Gebäuden.
    »Kennst du die beiden?«
    »Pierce Buckingham, nein. Den anderen, ja. Der Prinz ist ein Urenkel des ersten Königs von Saudi-Arabien. Kein guter Mensch.«
    »Warum?«
    »Er ist ein Dieb. Er bestiehlt sein Land, er finanziert mit Staatsgeldern seine eigenen Projekte. Viele seiner Landsleute leiden Not, während er Geld in Europa und Amerika investiert. Al-Hayat gehört seinem Cousin.« Er zeigte auf die Zeitung.
    »Okay, danke«, sagte Belsey. Der Imam gab ihm den Zeitungsausschnitt zurück. »Du hast mir sehr geholfen.«
    Auf dem Weg nach Hampstead schaute er in der Swiss Cottage Library vorbei. Die Bibliothek führte die alten Ausgaben vom Ham and High – die der letzten vier Wochen im Leseraum, die der letzten fünf Jahre in einem Schrank hin ter dem Ausleihschalter. Was hatte Charlotte gesagt? Den einzigen Artikel über Devereux’ Übersiedelung nach Lon don hatte der Ham and High gebracht. Belsey nahm die Ausgabe von letzter Woche aus dem Zeitungsständer, blätterte sie durch und stieß auf die Überschrift: »Unmut über neuen Oligarchen«.
    Alexei Devereux ist der letzte in einer langen Reihe von russischen Milliardären, die sich in Hampsteads luxuriöser Bishops Avenue niedergelassen haben. Die Bürger vor Ort zeigen sich beunruhigt über die plötzliche Ankunft des Oligarchen. Devereux’ Investmentfirma AD Development hat schon in der Vergangenheit Kontroversen ausgelöst, durch ihre aggressiven Methoden beim Zukauf von Land für ihr beständig expandierendes Glücksspiel- und Unterhaltungsimperium. Devereux’ neue Nachbarn befürchten, dass AD Development nicht ohne Grund nach London gezogen ist. Der Russe macht kein Geheimnis daraus, dass er in seiner europäischen Lieblingsstadt Fuß fassen will. Zudem fehlt es ihm nicht an Verbindungen zu Politikern, von denen gestern allerdings keiner zu einer Stellungnahme bereit war.
    Belsey hatte es nicht weit bis zu den Redaktionsräumen des Ham and High . Sie befanden sich gleich neben der Bibliothek in einer Etage eines cremefarbenen Häuserblocks aus den Achtzigern. Belsey sagte, er habe einen Termin bei Mike Slater, worauf er gleich nach oben geschickt wurde.
    Als Belsey das Büro betrat, stand Slater von seinem ramponierten Stuhl auf und schüttelte ihm mit beiden Händen die Hand. Er sah aus, als hätte er noch weniger geschlafen als Belsey. Ein Bügel seiner Brille war mit Klebeband repariert, seine ergrauenden Haare waren ein einziges Durcheinander. Das Büro konnte als Muster für organisiertes Chaos durchgehen. Auf dem Boden lag ein Fahrradreifen nebst Reparaturwerkzeug, auf Bücherstapeln standen halb leere Kaffeetassen. Die Wände schmückten alte Titelseiten mit Exklusivberichten, in denen es meist um Korruption im Stadtrat ging, und mehrere Auszeichnungen für herausragenden Lokaljournalismus auf den Gebieten Umweltschutz, Bildungspolitik, Polizeiarbeit. Bei den Papieren, die seinen Schreibtisch bedeckten, ging es nur um ein Thema: Jessica Holden.
    »Gestern am Telefon war ich ein bisschen kurz angebunden«, sagte Belsey.
    Slater machte eine wegwerfende Handbewegung. »Schon vergessen. Du kommst genau zur richtigen Zeit. Seit fünf Stunden versuche ich jetzt, einen Detective ans Rohr zu kriegen. Ein ziemliches Desaster, stimmt’s? Die Schießerei, meine ich. Wir kommen einfach nicht weiter, die Gangs aus dem Viertel, die Kriminellen, die Polizei, niemand sagt uns was. Ein gottverdammtes Desaster, wenn du mich fragst.«
    »Keine Ahnung, Mike. Möglich. Ich bin wegen Alexei Devereux hier.« Slater schaute ihn erstaunt an. »Du warst doch an ihm dran«, sagte Belsey. »Zumindest letzte Woche noch.«
    »Das war eine ruhige Woche. Muss ich mich auf Ärger gefasst machen?«
    »Warum solltest du?«
    »Wegen des Artikels, den wir gebracht haben. Die Petition.«
    »Warum solltest du deshalb Ärger kriegen?«
    »Weil irgendwas faul daran ist. Und weil er jetzt tot ist.«
    Belsey setzte sich. »Also, erzähl mal.«
    »Ich kannte den Namen, Alexei Devereux.« Slater ließ sich auf seinen Stuhl fallen und umklammerte die Armlehnen.

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