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London NW: Roman (German Edition)

London NW: Roman (German Edition)

Titel: London NW: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zadie Smith
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unten, den Zehen ihrer Tochter entgegen.
2. Kiwis
    In der tödlichen Stille der Hanwell’schen Wohnung war der Nachmittagsimbiss ein Höhepunkt. Mrs Hanwell nahm ihn sehr ernst und besaß zu diesem Zweck einen Servierwagen. Dreistöckig, mit beweglichen Messingrädern. Er war so niedrig, dass man ihn nicht schieben konnte, ohne sich dabei irrwitzig zu verbiegen. »Für zwei lohnt es sich nicht, das alles aufzufahren, aber wenn wir zu dritt sind, mache ich das gerne.« Keisha Blake saß im Schneidersitz vor dem Fernseher, neben ihrer guten Freundin Leah Hanwell, mit der sie ein dramatisches Ereignis verband. Sie wandte den Kopf, um das Herannahen des Servierwagens zu überwachen: Essen begeisterte Keisha Blake, und sie freute sich darauf mehr als auf alles andere. Mrs Hanwell verstellte den Mädchen die Sicht und richtete eine Frage an den Fernseher: »Was sind denn das alles für gefährliche Gesellen in dem Laster?« Leah drehte lauter. Sie zeigte zum Fernseher, auf Hannibals leuchtend weißes Haar, und dann auf ihre reale Mutter. »Solche Haare machen ganz schön alt«, sagte sie. Keisha versuchte sich vorzustellen, wie sie etwas Derartiges zu ihrer eigenen Mutter sagte. Schweigend betrauerte sie den Verlust des Tellers mit den Keksen und des Unbekannten, das diese pelzigen braunen Eier bargen. Sie stellte die Füße nebeneinander, bereit, aufzustehen und nach Hause zu gehen. Doch Mrs Hanwell fing nicht an zu brüllen oder zuzuschlagen. Sie fasste sich nur an ihren Haarhelm und seufzte. »So sind sie, seit ich dich bekommen habe.«
3. Löcher
    Der Stock blockierte die Aufzugtüren – das war der ganze Sinn der Übung gewesen. Der Alarm ging los. Alle drei Kinder rannten kreischend und kichernd die Treppe hinunter, die Steigung hoch und über die Außenmauer, wo sie sich auf der anderen Seite auf den Bürgersteig hockten. Nathan Bogle zog die Knie bis zum Kinn und legte die Arme darum. »Wie viele Löcher habt ihr?«, fragte er. Die Mädchen schwiegen beide. »Was?«, fragte Leah schließlich. »Da unten –« er zeigte zur Verdeutlichung auf Keishas Schritt – »wie viele sind das? Wisst ihr ja gar nicht.« Keisha wagte es, den Blick von der Straße zu ihrer Freundin zu heben. Leah war hoffnungslos rot im Gesicht. »Das weiß doch jeder«, konterte Keisha Blake, während sie gleichzeitig versuchte, den zusätzlichen Mut aufzubringen, von dem sie spürte, dass er hier erforderlich war. »Hau doch ab und find’s selber raus.« »Du weißt es nicht«, folgerte Nathan, und Leah sprang plötzlich auf und trat ihm gegens Schienbein und schrie: »Weiß sie doch!«, und nahm Keisha bei der Hand und rannte mit ihr in die Wohnung zurück, Hand in Hand den ganzen Weg, weil sie beste Freundinnen waren, bis an ihr Lebensende verbunden durch ein dramatisches Ereignis, und das konnte ruhig jeder in Caldwell wissen.
4. Verunsicherung
    Sie fanden Cheryl vor dem Fernseher, wo sie sich die Haare zu kleinen Zöpfchen flocht, vom Hinterkopf bis nach vorne. Keisha Blake verlangte von ihrer großen Schwester zu wissen, wie viele Löcher da wären. Es war nicht schön, von Cheryl ausgelacht zu werden. Ihr Lachen war laut und erbarmungslos und speiste sich aus der Scham des Gegenübers.
5. Weltanschauliche Unstimmigkeiten
    Keisha Blake wollte ein Umfeld schaffen, wie sie es bei den Hanwells erlebte. Tassen, Teebeutel, dann Wasser und dann – erst dann! – die Milch. Auf einem Tablett. Ihre Mutter war der Ansicht, dass jeder, der so oft bei anderen Leuten war wie Leah Hanwell bei den Blakes, das Recht verwirkte, noch Gast zu sein, und einfach wie ein weiteres Familienmitglied zu behandeln sei, inklusive aller Freiheiten und Pflichten, die das mit sich brachte. Cheryl vertrat eine dritte Meinung: »Sie hängt ständig hier rum. Gefällt’s ihr zu Hause nicht? Und was benutzt sie ständig meine Schminksachen? Für wen hält die sich eigentlich?«
    »Mum, hast du ein Tablett?«
    »Bring’s einfach so zu ihr rein. Herrgott!«
6. Ein paar Antworten
Keisha Blake
Leah Hanwell
Lila
Gelb
Cameo, Culture Club, Bob Marley
Madonna, Culture Club, Thompson Twins
Lieber das Geld
Lieber richtig berühmt
Michael Jackson
Harrison Ford
Keinen. Wenn ich muss, dann Rahim
Streng geheim: Nathan Bogle
Weiß nicht
Gänseblümchen oder Butterblumen
Ärztin oder Missionarin
Managerin
Leah Hanwell
Keisha Blake
Weltfrieden in Südafrika
Keine Bomben mehr
Taub
Taub
Hurricane
Der König von Narnia
E.T.
E.T.
7. Fischmac, große Pommes, Apfeltasche
    In Caldwell

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