London Road - Geheime Leidenschaft
sind da nur ein Buch und dein MP3-Player drin.«
Autsch. Ihre Bitterkeit hallte förmlich von den Wänden wider.
Wie auf Kommando meldete sich mein schlechtes Gewissen, und ich stellte mich dicht hinter Cole, der sofort eine Beschützerpose einnahm. Er hatte Becca nur einmal kurz getroffen, wusste aber sofort, wer sie war und was hier gespielt wurde.
Ruhig nahm Cam ihr die Tüte aus der Hand. »Was für Sachen hast du noch bei mir?«
Sie sah ihn verächtlich an. »Das geht dir völlig am Arsch vorbei, oder? Du hast mit mir Schluss gemacht, und dann bist du gleich mit der da in die Kiste gesprungen.« Sie zeigte auf mich, als wäre ich ein Stück Abfall. »Malcolm hat mir alles erzählt.« Ihre Augen blitzten, als sie das Wort an mich richtete. »Keine Sorge, Schlampe. Malcolm und ich haben uns letzte Nacht gegenseitig getröstet. Vielleicht fühlst du dich jetzt nicht mehr so mies.«
»Das reicht!«, fuhr Cam sie an und machte drohend einen Schritt auf sie zu. Er kochte vor Wut, und Becca war klug genug, den Mund zu halten. »Wehe, du redest noch einmal so mit ihr. Verstanden?«
Beccas Augen wurden schmal. »Gib mir einfach meine Sachen zurück.«
»Ich sehe nach, und wenn ich was von dir finde, schicke ich es dir.«
»Aber …«
»Ich schicke es dir, Becca. Wir sind hier fertig.«
Es war grausam von ihm, aber ich konnte seine Reaktion nachvollziehen. Wahrscheinlich wollte er keine Szene im Treppenhaus riskieren, wo die Nachbarn – und schlimmer noch: Cole – alles mitbekamen. Sie durch Einschüchterung zum Gehen zu bewegen war der sicherste Weg. Ich trat zur Seite, um sie vorbeizulassen, aber sie blieb neben mir stehen.
»Hast du vor, jeden Mann zu ficken, den ich ficke?«
Ich wich zurück. »Pass auf, was du sagst.«
Becca musterte mich, als wäre ich ein Insekt, das gerade unter einem Stein hervorgekrabbelt war. »Du bist schön bescheuert, Malcolm Hendry für jemanden wie ihn sausenzulassen. Jeder weiß, dass Cameron MacCabe nur ein paar Wochen lang mit einer Frau vögelt, bevor er sich was Neues sucht. Mit ihm hast du dich ziemlich verschlechtert. Aber das ist dein Pech.« Sie warf Cam ein giftiges Lächeln zu, von dem ich wusste, dass es nur ihre Verletztheit kaschieren sollte. Es war mir von Anfang an klar gewesen, dass Becca Cam mehr gemocht hatte als er sie. »Ich glaube, ich kann mich nur verbessern.« Ihr gehässiges Grinsen war ganz allein für mich reserviert, als sie sich dicht zu mir beugte, um mir zuzuflüstern: »Vielleicht rufe ich Malcolm an.«
Wir drei schauten ihr wortlos hinterher, dann folgten wir Cole nach oben. Mir war etwas mulmig zumute. In unserer Wohnung warf mein Bruder mir noch einen beunruhigten Blick zu, bevor er sich auf sein Zimmer verkrümelte. Ich hörte es nicht, spürte aber, wie Cam mir in die Küche folgte.
Seine Wärme umfing mich, als er sich an meinen Rücken schmiegte, meine Hand festhielt, als ich mich am Wasserkocher zu schaffen machte, und die Arme um mich schlang. Ich legte meine Hände auf seine und ließ mich gegen ihn sinken. »Alles klar?«, fragte er sanft mit echter Besorgtheit in der Stimme.
Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste nicht genau, wie ich mich fühlte. »Mehr oder weniger. Irgendwie geht es mir mies bei der Sache.«
»Wenn es dir hilft, ich habe Becca nie irgendwelche Versprechungen gemacht. Wir hatten eine offene Beziehung.«
»Malcolm und ich nicht.«
Cams Umarmung wurde fester. »Hat es dich getroffen? Was sie über sich und Malcom und gestern Nacht gesagt hat?«
Schwer zu sagen. Ein wenig schon, ich war mir bloß nicht sicher, ob es daran lag, dass ich noch etwas für Malcolm empfand, oder ob sie bloß meine Eitelkeit verletzt hatte. »Es hat mir nur noch mal die Wahrheit vor Augen geführt: Das zwischen uns war nicht echt.«
Die Berührung von Cams warmen Lippen jagte mir einen köstlichen Schauer über den Rücken, und einen Moment lang vergaß ich alles andere. »Wo schlafe ich denn heute?«
Meine Haut wurde warm bei dem bloßen Gedanken an die kommende Nacht. »Mein Bett ist zu klein für uns zwei, und ich kann Cole nicht allein lassen. Wie wär’s, wenn ich zu dir runterkomme? Aber ich kann nicht über Nacht bleiben.«
»Macht nichts, Baby. Ich habe Nate sowieso gesagt, dass ich mich mit ihm auf einen Drink treffen will.« Er löste sich von mir und drehte mich zu sich herum. »Dann sehen wir uns später bei mir?«
»Hm. So um halb zwölf?«
»Ich werde da sein.« Er neigte den Kopf, um mich zärtlich zu
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