London
alten Seefahrers weiß war, war seine Haut schwarz.
Orlando Barnikel starb friedlich. Die Jahre nach seiner Seeräuberzeit hatten ihm keine große Befriedigung gebracht. Er hatte sich nach und nach in eine ruhigere Rolle als Kapitän, den man anheuern konnte, eingelebt. Man kannte ihn als schlauen alten Seemann, dessen Schiffe durch jedes Wetter kamen. Wo waren seine Söhne? Zwei waren tot, das wußte er. Einer war Korsar, Pirat im Mittelmeer. Ein vierter – wer wußte es schon? Sie waren von ihm fortgegangen.
Bevor er starb, wollte er noch eine letzte Schuld zurückzahlen. Er bat um einen Anwalt und diktierte ihm unter vier Augen ein kurzes Dokument, das er dem Maat, dem er vertraute, mit der Anweisung übergab, er solle es Jane bringen, die er sorgfältig beschrieb. »Gott allein weiß, ob sie noch lebt oder wie sie heute heißt«, sagte er. »Aber ich habe sie in Virginia zurückgelassen.«
1642
Im Glauben, die englischen Puritaner eingeschüchtert zu haben, wandten König Karl I. und Erzbischof Laud ihre Aufmerksamkeit nordwärts und befahlen, den strengen Presbyterianern in Schottland das anglikanische Gebetbuch und die anglikanische Messe aufzuzwingen. Innerhalb weniger Wochen war ganz Schottland in Aufruhr. Und im folgenden Jahr bildeten die Schotten eine riesige Organisation, die gewillt war, ihre protestantische Sache zu verteidigen.
Sie waren bewaffnet und bereit, in England einzumarschieren. Der Name dieses Bundes sollte in der schottischen Geschichte widerhallen: der Covenant.
Karl I. rief seinen stärksten Gefolgsmann, den Earl of Strafford, der seit einigen Jahren die unglücklichen Iren mit eiserner Faust regierte, an seine Seite. Eine Art Streitmacht wurde aufgeboten, aber die halbe Truppe schien auf der Seite der Covenanter zu stehen. Nach über einem Jahr nutzloser Verhandlungen berief Karl widerwillig ein Parlament ein. Es verlangte, prinzipiell über Karls Regierung zu diskutieren, und so löste er dieses sogenannte kurze Parlament nach ein paar Tagen ungeduldig wieder auf. »Dann müssen wir Söldner anheuern«, beschloß Karl. Doch hier begann sein größtes Problem: Geld. Er ersuchte die Stadt London um eine Anleihe, aber niemand wollte leihen. »Wenn wir müssen, beschaffen wir uns Einnahmen durch Münzverschlechterung«, erklärte Strafford den Kaufleuten. Und was die Weigerung der Stadt betraf, so schlug er dem König in Hörweite der Londoner vor: »Verdoppelt die Forderung, Sire, und hängt ein paar Aldermen. Dann wird es schon gehen.«
»Hätte der König nur auf mich gehört«, jammerte Julius seinem Bruder vor, »wie er Schuldenanteile vergeben soll, dann wäre er jetzt nicht in dieser Lage.« Aber nun war es so. Die Schotten, die Karls Schwäche sahen, besetzten den Norden Englands und wollten nicht weichen, bevor er nicht eine enorme Abfindung bezahlte. Karl I. mußte daher wieder das Parlament einberufen, und im Herbst 1640 war es bereit, ihm entgegenzutreten.
»Diese Männer im Parlament«, erklärte Henry verärgert, »sind nicht besser als Verräter. Sie machen gemeinsame Sache mit den Schotten.« Natürlich taten sie das, doch sie waren keine Verräter, sondern hauptsächlich Landadlige, die über Karls Regierung entsetzt waren. Ein Unterhausabgeordneter namens Hampden hatte die Absicht, einen Kreuzzug gegen das Schiffsgeld zu führen. Ein anderer, ein Squire aus Ostanglien namens Oliver Cromwell – zufällig ein entfernter Verwandter des Ministers Thomas Cromwell, der ein Jahrhundert zuvor die Klöster aufgelöst hatte –, der zum erstenmal im Parlament saß, war empört über den seiner Meinung nach gottlosen Hof. Doch am bedeutsamsten von allen war ihr Anführer, ein meisterhafter Taktiker namens John Pym.
»Pyms Überlegungen sind ganz einfach«, erklärte ein untersetzter Gentleman Julius eines Tages in der Londoner Warenbörse. »Solange die Schotten im Norden sitzen – und sie haben uns versprochen, daß sie bleiben – und wir ihm hier alle Gelder verweigern, ist König Karl in einem Schraubstock gefangen. Ihr seht also, jetzt ist es Zeit, ihn unter Druck zu setzen.«
Und sie setzten ihn unter Druck. Das Recht des Königs auf Zoll wurde abgeschafft; alle drei Jahre mußte das Parlament einberufen werden; das jetzige Parlament tagte so lange, wie die Mitglieder es für richtig hielten; die Siedlung in Ulster wurde an die Londoner zurückgegeben. Im November wurde Strafford in den Tower gebracht, einen Monat später folgte ihm Erzbischof Laud.
Dennoch war
Weitere Kostenlose Bücher