Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
Vom Netzwerk:
Fischen schwimmen würde.«
    »Ich kapier es noch immer nicht«, sagte Parker.
    »Ja, können Sie uns bitte verraten, worauf zum Teufel sie hinauswollen?« fragte Byrnes.
    »Seine kleinen Fische. Schiavinatos kleine Fische.«
    Alle sahen ihn an.
    Nur Carella wußte, was er meinte.
    »Die Katze«, sagte Carella.
    »Nicht schon wieder die gottverdammte Katze«, sagte Byrnes.
    »Sie ging jeden Morgen los, um der Katze frischen Fisch zu kaufen.«
    »Wie war gleich noch mal die Adresse?« fragte Parker, der plötzlich begriff.
    »1217 Lincoln.«
    »Klar«, sagte Parker. »Der Fischmarkt an der Lincoln Street.«
    »Ein Fischverkäufer«, sagte Meyer und nickte. »Na klar.«
     
    13
     
    Um Viertel nach acht am Morgen herrschte auf dem Fischmarkt an der Lincoln Street nicht mehr dieselbe hektische Betriebsamkeit wie zwischen vier und fünf Uhr, wenn die Fischgroßhändler aus der ganzen Stadt in Scharen ankamen. Als das Taxi mit Priscilla und den Jungs anhielt, begutachteten nur noch Hausfrauen und Restaurantbesitzer die Fänge des Tages, die auf verlockende Weise auf Eis ausgebreitet lagen - nun, verlockend, wenn man Fisch mochte.
    Der Markt war ein weit auseinandergezogener Komplex aus Ständen, die sowohl unter freiem Himmel wie auch in Hallen untergebracht waren. Auf den Bürgersteigen vor den Gebäuden mit ihren hohen Fenstern standen Fischhändler - die Wollhandschuhe mit abgeschnittenen Fingern, tief hinabgezogene Ohrenschützer und blutverschmierte weiße Kittel über diversen Schichten aus Pullovern trugen - und priesen ihre Ware an, während potentielle Kunden den Fisch untersuchten, als würden sie Diamanten auf Fehler inspizieren.
    Es war ein klarer, kalter, windiger, sonniger Montag morgen.
    »Wo fangen wir an?« fragte Georgie.
    Er hoffte, sie zu entmutigen. Er wollte nicht, daß sie den Mann fand, der den Schlüssel für das Schließfach im Busbahnhof abgegeben hatte. Sie sollte nicht erfahren, daß er und Tony das Schließfach geplündert hatten. Tony wich vor den Fischständen zurück, als hätte seine Großmutter ihm jedesmal, wenn er sie freitags besuchte, Fisch vorgesetzt, obwohl er ihn verabscheut hatte - was übrigens tatsächlich der Fall war. Nach ihrem Tod hatte er erfahren, daß auch sie Fisch verabscheut hatte. Seine Mutter hingegen hatte in ihrem ganzen Leben niemals Fisch kochen müssen, weil die Kirche die Vorschriften geändert hatte. Seine Mutter war eine treue Katholikin gewesen, die Geburtenkontrolle praktiziert und nicht an die Beichte geglaubt hatte.
    Priscilla schaute unschlüssig drein.
    Sie war nie zuvor in diesem Teil der Stadt gewesen, erst recht nicht auf einem Fischmarkt. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie so viel Fisch gesehen und konnte sich nicht vorstellen, wie sie unter all den Männern mit Mützen und Kitteln und Handschuhen einen großen blonden finden sollte.
    Die bittere Kälte machte die Sache auch nicht gerade einfacher.
    Priscilla trug einen Nerzmantel, der im Gegensatz zu dem gelblichbraunen, den ihre Großmutter getragen hatte, als sie erschossen wurde, dunkel und weich und anschmiegsam war. Der Pelz bot nur minimalen Schutz gegen den schneidenden Wind, der vom Fluß kam. Georgie und Tony trugen Stoffmäntel mit Gürteln und Wollschals. Sie hatten die Fedoras tief in die Gesichter gezogen, die Hände in die Taschen gesteckt und sahen aus wie Filmgangster. Der Wind fauchte an ihnen vorbei, als sie die vier Blocks an der Dockseite entlang gingen, die Männer hinter den Ständen und Eiskübeln musterten und an den Rändern der hier allgemein üblichen Mützen nach den verräterischen Anzeichen blonder Koteletten Ausschau hielten.
    Nach zwanzig Minuten schärfster Beobachtung waren sie froh, die lange, überdachte Markthalle betreten zu können. Nach dem heulenden Wind auf der Straße schien ihnen sogar der hier herrschende Lärm willkommen zu sein, mit dem die Fischhändler Makrelen und Tintenfisch, Seebarsch und Scholle, Schrimps, Seezunge und Schnappbarsch anpriesen. Sie gingen den Mittelgang entlang, durch die großen Fenster zu beiden Seiten strömte das winterliche Sonnenlicht, rechts und links von ihnen befanden sich die Stände mit auf Eis ausgebreitetem Fisch. Georgie blies sich in die Hände, Tony hatte bei der Erinnerung an seine Großmutter einen gequälten Gesichtsausdruck, Priscilla hielt mit einer Hand den Kragen ihres Nerzmantels hoch, denn ehrlich gesagt war es hier drinnen genauso kalt wie draußen, als plötzlich…
    Hinter dem Stand zu ihrer

Weitere Kostenlose Bücher