Long Dark Night
ihr lag eine tote Katze«, sagte Carella.
»Vergessen wir mal die Katze.«
»Der Küchenboden lag voller Fischgräten.«
»Ich sagte, vergessen wir die Katze.«
»In der Kommodenschublade war ein Sparbuch; an dem Morgen, bevor sie getötet wurde, hat sie hundertfünfundzwanzigtausend Dollar abgehoben.«
»Wann?«
»Um zehn Uhr siebenundzwanzig.«
»Bar oder als Bankscheck?«
»Das wissen wir nicht.«
»Was wißt ihr denn überhaupt?« fragte Parker. Carella warf ihm nur einen Blick zu. »Wir kennen den Namen von dem Kerl«, sagte Hawes. »Falls er derjenige ist, der sie umgebracht hat«, sagte Parker.
»Ob er sie nun umgebracht hat oder nicht, wir kennen seinen Namen.«
»Uberprüft die Fluggesellschaften«, schlug Brown vor. »Vielleicht ist er ja zurück nach Italien.«
»Und wir können die Spur der Mordwaffe lückenlos zurückverfolgen«, sagte Carella.
»Von wo nach wo?«
»Ist auf einen privaten Bodygard namens Rodney Pratt registriert und wurde in der Nacht vor dem Mord aus seiner Limousine gestohlen…«
»Wer hat sie gestohlen?« wollte Kling wissen.
»Ein Kerl namens Jose Santiago.«
»Der berühmte Stierkämpfer?« fragte Parker.
Das war ein Ausdruck, den er öfter benutzte. Damit konnte er jede Person spanischer Abstammung herabsetzen. Byrnes hatte Gerüchte aufgeschnappt - die er eigentlich nicht glauben konnte -, daß Parker jetzt mit einer Puertoricanerin zusammenlebte. Parker? Schlief mit einer berühmten Stierkämpferin?
»Der berühmte Hahnenkämpfer«, korrigierte Hawes.
»Er kämpft mit seinem Piephahn?« fragte Parker.
Niemand lachte.
Parker zuckte mit den Achseln.
»Also, was denken Sie?« fragte Byrnes. »Ein Einbrecher, der überrascht wurde?«
»Wenn die hundertfünfundzwanzig großen Scheine in der Wohnung waren, ja.«
»Was haben Sie gefunden, als Sie sich in der Wohnung umgesehen haben?«
»Wir?« fragte Meyer.
»Sie.«
»Toten Fisch, der die Luft verpestete.«
»Und Pisse«, sagte Kling. »Katzenpisse.«
»Sind wir wieder bei der Katze?« fragte Byrnes.
Er war nicht unbedingt als Tierliebhaber bekannt. Als er zehn war, war seine Schildkröte, die den Namen Petie trug, gestorben. Und ein Kanarienvogel namens Alice, als er zwölf war. Und als er dreizehn war, gab seine Mutter seinen Hund Ruffles weg, weil er immer die Wohnung vollpinkelte. Was Svetlana Dyalovichs Katze anscheinend auch mit Begeisterung getan hatte. Er wollte kein Wort mehr über die tote Katze der toten Frau hören.
»Wäre schön, wenn Katzen bellen könnten, nicht wahr?« sagte Parker.
»Wäre schön, wenn wir die gottverdammte Katze mal vergessen könnten«, sagte Byrnes. »Was haben Sie sonst noch gefunden?«
»Wir?« fragte Kling.
»Sie.«
»Nichts.«
»Kein Geld?«
»Nichts.«
»Vielleicht wares ja ein Einbrecher.«
»Die Katze könnte die Erklärung für die Flecken auf dem Nerzmantel sein«, sagte Carella. »Was für Flecken?«
»Die Fischflecken. So könnten sie auf den Mantel gekommen sein.«
»Auf dem Mantel waren Fischflecken?« fragte Brown.
Byrnes beobachtete ihn. Seine Augen verengten sich, die Falten auf der Stirn wurden tiefer. Er suchte nach etwas. Er wußte noch nicht, was, aber er suchte danach.
»Ich meine, wenn sie die Katze mit rohem Fisch gefüttert hat«, sagte Carella.
»Woher wissen Sie, daß auf dem Mantel Fischflecken waren?« fragte Byrnes.
»Grossmann«, sagte Willis. »Ich habe den Anruf entgegengenommen.«
»Sie trug einen Nerzmantel, wenn sie die gottverdammte Katze gefüttert hat?« fragte Parker.
»Vielleicht hat sich die Katze an ihr gerieben?« sagte Brown.
»Nein, die Flecken waren in Kragennähe«, sagte Carella. »In Kragennähe?«
»Ich habe den Anruf entgegengenommen«, sagte Willis erneut.
»Was hat Grossman denn genau gesagt?« fragte Byrnes. »Er sagte, auf dem Mantel wären Flecken.«
»In Kragennähe?« fragte Brown erneut.
»Ganz oben am Kragen«, sagte Willis und schlug sein Notizbuch auf. »Er sagte folgendes, ich zitiere«, sagte er und las vor. »>Flecken ganz oben am Mantel. Auf der Rückseite, innen und außen, dicht unter dem Kragen. Die Position der Flecken läßt darauf schließen, daß jemand den Mantel mit beiden Händen gehalten hat, jeweils links und rechts neben dem Kragen, die Daumen außen, die Finger innen.< Ende des Zitats.«
»Ich kann mir das nicht vorstellen«, sagte Brown und schüttelte den Kopf.
»Darf ich?« fragte Willis.
»Klar«, sagte Byrnes.
Willis nahm eine Zeitschrift von Byrnes
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