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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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aus den kahlen Hinterhöfen auf die verlassenen - nun ja, so gut wie verlassenen - Straßen der Stadt gelangt. Himmel rannte über die schmalen Trampelpfade, die auf den vereisten Bürgersteigen freigeschaufelt worden waren. Zu seinen Seiten erhoben sich Schneebänke, und er vergrößerte schnell die Distanz zwischen Carella und Hawes, die ihm und einander durch dieselben schmalen Bürgersteiggräben folgten und dabei doch, verdammt noch mal, genau wußten, daß er sie abschütteln würde.
    Dann geschahen drei Dinge schnell hintereinander.
    Himmel bog um eine Ecke und war außer Sicht.
    Ein Hund fing an zu bellen.
    Und ein Schneepflug kam die Straße entlanggerauscht.
     
    »Das würde ich wirklich gern wissen«, sagte Priscilla. Georgie gähnte. Tony gähnte ebenfalls.
    »Wenn dieser große Blonde den Schlüssel für das Schließfach gebracht hat…«
    »Nun, das hat er ja«, sagte Georgie. »Wir wissen, daß er ihn gebracht hat.«
    »Dann mußte er meine Großmutter doch gekannt haben, stimmt’s?«
    »Nun ja… klar.«
    »Ich will damit sagen, sie muß ihm den Umschlag mit dem Schlüssel gegeben haben, habe ich recht?«
    »Genau.«
    »Dann frage ich mich, warum wir unsere Zeit damit verschwenden, nach diesem Buchmacher zu suchen. Wenn wir doch bloß zum Haus meiner Großmutter gehen und uns dort erkundigen müssen, ob jemand den blonden Kerl kennt.«
    »Gute Idee«, sagte Georgie. »Machen wir das morgen früh, wenn alle auf den Beinen sind.«
    »Es ist Morgen«, sagte Priscilla.
    »Priss, bitte. Wenn wir um diese Zeit an Türen klopfen…«
    »Du hast recht«, erwiderte sie. Was ihn erstaunte.
    Bernie Himmel war überrascht, sich auf dem schmalen, durch den Schnee gegrabenen Pfad mit einem großen schwarzen Hund konfrontiert zu sehen, der dort wie eine gottverdammte Geistererscheinung vor ihm stand. Er blieb ruckartig stehen. Das knurrende und bellende Tier bleckte die Zähne und versperrte seinen Fluchtweg durch den Schnee. Irgendwo hinter sich konnte er das Dröhnen eines Schneepfluges hören, der durch die Nacht fuhr. Er tat, was jeder vernünftige Mensch angesichts dieser bedrohlich wirkenden Reißzähne getan hätte. Er sprang über die Schneebank zu seiner Linken auf die Straße, genau in dem Augenblick, in dem der Schneepflug vorbeidonnerte.
    Hatte eben noch ein bösartig knurrendes Monstrum die eisigen Tore der Hölle bewacht, schlug nun eine Lawine aus Schnee und Eis und Streusalz und Streusand über Himmels Schultern und Kopf zusammen, riß ihn von den Füßen, warf ihn in den alten Schnee, der bereits in der Kurve aufgehäuft war, und begrub ihn buchstäblich unter sich. Er ruderte mit den Armen, trat um sich, baggerte sich spuckend aus einem schmutziggrauen Berg aus Dreck heraus und starrte blinzelnd in zwei Revolvermündungen.
    Scheiß Cujo, dachte er.
     
    Das Verhör fand um halb sechs an diesem Montag morgen im Vernehmungszimmer im zweiten Stock statt. Sie erklärten Himmel, daß sie ihn wegen keinerlei Delikte beschuldigten, daß sie sich genaugenommen sogar überhaupt nicht für ihn interessierten…
    »Warum bin ich dann hier?« fragte er nüchtern.
    Diese Verfahrensweise war ihm wohlbekannt, auch wenn er sie noch nicht an diesem Ort erlebt hatte, der wie jedes beliebige beschissene Polizeirevier in dieser Stadt aussah und wie ein paar andere, die er in Chicago, Illinois, oder Houston, Texas, kennengelernt hatte.
    »Wir wollen Ihnen nur ein paar Fragen stellen«, sagte Hawes.
    »Dann lesen Sie mir meine Rechte vor und besorgen mir einen Anwalt.«
    »Warum?« fragte Carella. »Haben Sie etwas angestellt?«
    »Sie kennen meine Adresse, und vermutlich waren Sie auch schon am Computer. Sie kennen meine Vorstrafen. Sie wollen mir ein paar Fragen stellen. Also werden Sie mich morgen früh wegen eines Verstoßes gegen die Bewährungsauflagen wieder ins Gefängnis schicken. Ich will einen Anwalt.«
    »Das hat nichts mit Ihrer Bewährung zu tun.«
    »Warum erwähnen Sie sie dann überhaupt?«
    »Sie reiten ständig auf Ihrer Bewährung herum.«
    »Weil ich Ihnen sechs Schritte voraus bin.«
    »Uns geht es um eine Person, mit der Sie Freitag nacht in der Juice Bar gesprochen haben…«
    »Ich will einen Anwalt.«
    »… und dann noch einmal am Sonntag morgen.«
    »Ich will noch immer einen Anwalt.«
    »Machen Sie es uns doch nicht so schwer, Bernie.«
    »Warum sollte ich? Werden Sie mir das Leben nicht schwer machen?«
    »Wir haben es bereits gesagt. Wir sind nicht an Ihnen interessiert.«
    »Und ich

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