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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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Magen, dass Brown in die Knie ging.
    »Aufmachen wie eine Tüte Chips«, hatte die Anweisung gelautet. Donnie trat die Tür hinter sich zu und zog das lange, gebogene Schwert aus der Scheide. Dann tat er wie befohlen.
     
    Mein Handy klingelte um zwei Uhr früh. Ich knipste das Licht an und checkte die Nummer. Unterdrückt. Ich hob ab. Erst zögerliches Schweigen. Zunächst erkannte ich das tiefe Gegrummel gar nicht.
    »Eddie? Donnie Mulvaney. Ich hab hier ein bisschen Arbeit am Laufen. Der Boss hat gemeint, du würdest mir zur Hand gehen, wenn ich dich brauche.«
    Ich zermarterte mir das Hirn. Ich konnte mich nicht daran erinnern, von Tommy irgendwas über Aushelfen bei Donnie gehört zu haben, aber ich konnte ihn schlecht um zwei Uhr morgens anrufen und nachfragen.
    »Klar«, sagte ich verschlafen. »Was steht morgen an?«
    »Nicht morgen«, brummte Donnie. »Jetzt. Draußen steht ein Taxi. Steig ein und komm runter nach Catford. Es setzt dich am Ende der Honley Road ab. Geh die Straße hoch und triff mich beim Chilli Peppa Club. Und trödel nicht rum.« Dann legte er auf.
    Ich sprang aus dem Bett und zog den Vorhang zurück. Ein Privattaxi wartete unten bei laufendem Motor. Scheiße. Ich schlüpfte in Jeans und Turnschuhe, schnappte mir einen Kapuzenpulli und sprintete die Treppe hinab.
    Langsam ging alles den Bach runter, das spürte ich in den Knochen. Erst der Auftritt von meinem Alten und jetzt dieser Anruf. Und außerdem machte ich mir wegen dieser Reise immer noch in die Hose, weil mir nicht klar war, was Tommy Kelly mitgekriegt hatte und was nicht. Ich war mir sicher, dass ich hier in eine Falle tappte. Aber Nein sagen war einfach nicht drin.

Fünfundfünfzig
    Das Taxi setzte mich in der Lewisham High Street ab. Die Straße war nass und leer. Es war fast halb drei. Ein Polizeiwagen raste unter Sirenengeheul vorbei. Ich ertappte mich beim Wunsch, dass er wegen mir hier wäre. Mir wäre ein Stein vom Herzen gefallen.
    Ich bog in die Honley Road ein, genau wie befohlen. Der Laden lag direkt hinter der Kreuzung. Er sah aus wie ein heruntergekommener Bingoclub. Auf der einen Seite war ein Stacheldrahtzaun und auf dem Parkplatz entdeckte ich Donnies Mercedes. Daneben stand noch ein anderer Wagen, ein schwarzer Mazda oder so was, ein SUV.   Der Eingang zum Club war verschlossen, das Chilli-Peppa-Neonschild ausgeschaltet. Um die Ecke brannte Licht, also trat ich durch die Seitentür ein. Drinnen war es immer noch warm und es roch nach Schweiß und Alkohol. Oberhalb der Bühne glühte ein einsamer violetter U V-Lichtkegel und schuf auf der Tanzfläche ein schauriges Glimmen. Dahinter entdeckte ich den Lichtspalt einer angelehnten Tür.
    »Donnie?«, rief ich leise. Ich ging auf die Tür zu und stieß sie auf. Es war das Büro.
    Zunächst hielt ich es für einen Jux, als wäre hier jemand rein und hätte im ganzen Raum rote Farbe verspritzt. Dann sah ich die Leiche auf dem Fußboden, im weißen, blutgetränkten Hemd. Darüber stand Donnie, die Ärmel hochgerollt, als würde er sich gerade im Haushalt nützlich machen.
    »Steh nicht einfach rum«, sagte er. »Wir müssen ihn hier wegschaffen. Such ein paar Müllbeutel oder irgendwas.«
    Ich konnte mich nicht rühren, nicht sprechen. Doch dann, als würde mein Autopilot übernehmen, meldete sich eine Art praktischer Instinkt. Ich ging zurück in den Saal und begann, an den roten Samtvorhängen hinter der Bühne zu zerren. Der erste löste sich und ich zog ihn zurück ins Büro.
    Unter Grunzen und Keuchen rollte ihn Donnie auf dem Boden aus. »Los, pack mal mit an«, sagte er.
    Ich fasste den Toten beim Arm. Er war noch warm und ich roch seinen Körper, genauso wie den ekelerregenden Gestank nach Blut und Tod. Blut und Pisse hatten seine schwarze Hose noch schwärzer gemacht. Als ich versuchte, ihn auf die Seite zu rollen, rutschte meine Hand in die tiefe Schnittwunde, die durch sein Hemd gegangen war, unter seine Rippen und quer durch seinen Bauch. Er war praktisch entzweigesäbelt worden. Knochen spürte ich und dann rohes Fleisch, heiß und saftig von hellem Blut. Rasch zog ich meine Hand heraus, völlig darin gebadet. Aus dem Loch in seiner Seite drängten verdrehte Muskeln und Gedärme, lila und angeschwollen. Ich übergab mich.
    »Benimm dich«, sagte Donnie. Er legte ein blutbeflecktes Samuraischwert oben auf die Leiche und schleuderte den Rest des Samtstoffs darüber. Ich sah, wie die Augen desToten mich glasig anstarrten, während Donnie den Stoff um seinen

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