Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
Vom Netzwerk:
vertäut am Ende des Pontons ankerte. Ich entdeckte ein paar Mann der kroatischen Besatzung, die Taue in Ordnung brachten und die Edelstahlteile auf Deck polierten.
    »Ist Mr Kelly da?«, fragte ich. »Ich bin Eddie Savage.«
    Sie halfen mir an Bord. Die Jacht hatte ein Achterdeck mit Laufplanke und ein eigenes Beiboot. Ich fand Tommy Kelly beim Sonnenbad auf dem Oberdeck, Zigarre im Mund und Gin in der Hand, fern dem Blickfeld der Schaulustigen, die über die Pontons flanierten und Boote angafften. In diesem Hafen lag das dicke Geld vor Anker.
    Tommy begrüßte mich an Bord und stellte mich der kroatischen Crew vor. Es gab Platz für vier Mann Besatzung und acht Gäste, erklärte er. Saul Wynter war mit von der Partie. Er hielt gerade unten ein Nickerchen. Tommy hatte sich auch ein paar harte Burschen als Babysitter mitgebracht: Er wies aufs Vorderdeck, wo sie sich in der Sonne fläzten. Einer war schwarz und trug weite Surfershorts mit Hawaiimuster, der andere hatte olivfarbene Haut und eine knappe Badehose an und war rundum dicht und dunkel behaart.
    »Johnny und Stav werden auf uns aufpassen«, erklärte er mir.
    »Kein Dave, kein Donnie?«, fragte ich.
    »Dave kommt nach. Donnie ist kein großer Seemann.« Er lachte. »Drink gefällig?«

Fünfzig
    Nach dem Mittagessen stachen wir in See und schipperten nördlich von Trogir die Küste hoch. Die Mannschaft hatte es drauf: Kaum waren wir weit genug draußen, drehten sie den Motor auf und die
Predator
streckte die Schnauze in die Luft. Wir pflügten durchs kristallklare Meer und hinterließen eine Furche weiß schäumenden Kielwassers. Ich saß an Deck, hinter dem Steuerrad. Darko, der Skipper, hatte mich auch mal rangelassen, und ich kam mir vor wie Krösus. Der musste man wahrscheinlich auch sein, um sich die Tankladung leisten zu können, die das Monster zum Laufen brauchte.
    So auf See zu sein hatte mich an diesen einen und einzigen Familienurlaub auf der Isle of Wight erinnert und mir wurde bewusst, wie fern mir das alles geworden war. Wie blödsinnig aufgeregt ich gewesen war damals, als ich mit einem Schlauchboot mit Außenbordmotor vor Ventnor herumgetuckert war. Die Farben waren in meiner Erinnerung verblasst, genau wie meine Erinnerungen an Steve. Ich wollte nicht an ihn denken, nicht jetzt. Das hätte mir klargemacht, warum ich tatsächlich auf TommyKellys Jacht war, und gerade jetzt gefiel es mir hier so richtig gut.
    Es war ein Erlebnis, die dalmatinische Küste Kilometer für Kilometer an uns vorbeischießen zu sehen, während wir Segelboote und Fischkutter überholten, die an der Küste herumgondelten. Noch einige Meilen, dann übernahm wieder Darko das Steuerrad, und wir bogen Richtung Küste ab, in eine Flussmündung hinein, die uns ins Landesinnere führte.
    Als wir langsamer wurden und den Fluss hinaufschipperten, gesellten sich Tommy und Saul wieder zu uns an Deck, erfrischt von ihrem Schläfchen. Tommy stellte mir die Gorillas vor: Der haarige war Stavros Georgiou und den schwarzen Typen nannten alle Johnny Reggae. Im Doppelpack waren sie wirklich zum Fürchten, wie sie so mit ihren entblößten Oberkörpern dasaßen, eine Dose Export nach der anderen kippten und Kette rauchten, aber zu mir waren sie durchaus freundlich. Das Schoßhündchen vom Boss.
    Johnny kramte seinen iPod hervor und stöpselte ihn in die Stereoanlage des Boots. Bald wurde klar, woher er seinen Namen hatte. Er spielte eine Ska-Version der Titelmusik von
Die Kanonen von Navarone
, die weit übers Wasser wummerte. Johnny tanzte auf dem Deck herum, fabrizierte mit dem Mund einen
Tschumm-tschicka-bumm-tschicka-tschicka-tschumm-tschicka -Beat
und grinste übers ganze Gesicht.
    Sogar Tommy fuhr der Rhythmus in die Beine. Er wippte mit den bloßen Füßen und lachte mit Saul und der Besatzung. Er schlang seinen Arm um mich, wie ein kumpelhafter Vater, der leicht angesäuselt ist. Und zum ersten Mallegte ich meinen Arm um seinen. Wir schwenkten die Füße in einem bescheuerten Tanz und alle klatschten. Tommy lachte lauthals, und als das Lied zu Ende war, wuschelte er mir durchs Haar und rang hustend nach Atem.
    »Schade, dass Sophie das nicht sehen kann, was?«, sagte er. Ich nickte grinsend. »Allerdings können die Mädels einem manchmal auch den Spaß versauen.« Er machte mit wackelnden Fingern vor dem Mund eine Art Trinkgeste, was Stavros zum Anlass nahm, Tommy eine Dose zu knacken und in die Hand zu drücken. Es war wie ein fröhlicher Saufsommerurlaub mit den Kumpels.
    Tommy

Weitere Kostenlose Bücher