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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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wär der Rest des Zeugs angekommen, Tommy«, meinte Baschmakow.
    Wir spähten aus dem Fenster. In der Dunkelheit legte eine Jacht neben uns an. Ich folgte Tommy und Baschmakow rauf aufs Deck und sah drüben vier Mann Besatzung, unter anderem Dave Slaughter.
    »Alles klar, Dave?«, rief Tommy hinunter. Dave grüßte seemännisch. Sie vertäuten die Jacht neben der von Baschmakow, und einige von Baschis Crew kletterten hinüber, um Kisten aus den Gepäckfächern zu laden. Sie sahen aus wie Champagnerkisten, mit Plastikfolie umwickelt, um sie vor der Feuchtigkeit zu schützen.
    Dave sprang an Bord. Er schien seine eigene Champagnerflasche zur Party mitgebracht zu haben. Er reichte sie direkt an Baschmakow weiter, der einen Blick aufs Etikett warf und anerkennend nickte. Dann zog er ein Klappmesser aus seiner Tasche und schnitt säuberlich durch den Flaschenhals, als wäre es Butter. Die Flasche war aus Wachs.
    Dann klopfte er die abgetrennte Spitze über seiner Hand aus und einige Brösel klumpigen weißen Puders fielen heraus. Baschmakow leerte die Klümpchen auf den weißen Glasfaserbug und zerdrückte sie mit der flachen Klinge zu einem Pulver, das er zu einer Linie formte, etwa halb so lang wie ein Bleistift. Einer seiner Leute reichte ihm einen eingerollten Geldschein und Baschmakow beugte sich vor und zog sich das Pulver tief in die Nase. Danach wischte er mit dem Finger den übrig gebliebenen Staub ab, legte ihn prüfend auf die Zunge und rieb ihn sich übers Zahnfleisch.
    »Gut«, sagte er nach einigen Sekunden. »Sauber. Dieses hier heben wir für uns selbst auf.« Er reichte seinem Handlanger die Flasche und signalisierte dem Boot gegenüber seine Zustimmung. »Wir machen eine Party.«
    Keine Frage, sie stellten den besten Wodka der Welt her und konnten sich auch ihre eigenen Pillen drehen, aber für die neureichen Russen war das kolumbianische Nasengold die Droge der Wahl. Und es musste von weither gebracht werden. Von Leuten mit den richtigen Verbindungen.
    In der Ferne kündigte ein Surren ein weiteres Motorboot an, einen Außenborder, der von der anderen Seite des Sees kam. Mir brach der Schweiß aus, als Baschmakows Männer anfingen, einander zuzumurmeln, und versuchten, es mit ihren Nachtsichtferngläsern auszumachen. Ein Seufzer der Erleichterung machte die Runde, als vom sich nähernden Boot ein Lichtsignal aufblitzte. Es war das erwartete.
    Das kleinere Boot kam in Sichtweite und wurde neben der Jacht vertäut, mit der Dave gekommen war. Die Männer wuchteten die Kisten von einem Boot zum nächsten, wo sie unter Deck verstaut wurden, und innerhalb weniger Minuten war der Außenborder beladen und auch schon verschwunden.
    Stav Georgiou übernahm Daves Platz auf dem anderen Boot und fuhr kurz darauf los. Baschmakow und Tommy beobachteten den Aufbruch und gratulierten einander per Handschlag zu diesem glatten, reibungslosen Geschäft. Tommys Trick war es anscheinend, die Lieferung zu garantieren. Den Handel abzuschließen, aber nie an Bord des Schiffs mit der Ware zu sein. Hatte er alles abgewickelt, hieß es Tschüssikowski. Und waren wir erst mal zurück aufunserer Jacht, würde es da nichts zu sehen geben als ein paar Flaschen Gin aus dem Duty-free.
    Ich schlenderte übers Hinterdeck, wo Tommy gerade mit Dave Nachbesprechung hielt, während sie auf unsere Jolle warteten. Er wollte los. Meine Bootsschuhe machten auf dem Teakholz kein Geräusch und mir wurde klar, dass die beiden mich nicht bemerkt hatten. Der Schatten des Oberdecks verbarg mich. Noch ein Schritt nach vorn hätte nach Anschleichen ausgesehen, umzudrehen jedoch, als würde ich mich heimlich davonmachen. Ich drückte mich gegen das Schott, in einer unmöglichen Situation gefangen.
    »Ganze Arbeit, Dave«, hörte ich Tommy sagen. »Gute Reise von Brindisi her?« Er war in Topform. Das Geschäft mit dem Bild war über die Bühne, das Kokain sicher abgeliefert.
    »Ja, nicht übel.« Dave klang, als würde er nicht mit allem rausrücken.
    »Was gibt’s?«, fragte Tommy.
    »Bisschen Stress zu Hause«, sagte Dave. »Nichts, worüber man sich aufregen müsste.«
    »Lass das mal mich beurteilen.«
    Daves Stimme senkte sich zu einem Flüstern und ich hörte ihn etwas murmeln, entschuldigend, als wolle er den Boss nicht aufregen.
    Tommy stieß einen Schwall von Schimpfworten aus, die mir das Wasser in die Augen trieben. Seine Stimme klang rau und grob.
    »Geh nach Hause zu Donnie. Sag ihm, er soll ihn kaputt machen. Ihn aufmachen wie eine Tüte

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