Lord Camerons Versuchung
Abscheu. Der ungebärdige Hengst war von Angelo eingefangen worden, der Rom redete leise auf das Tier ein, während es den großen Kopf Angelos Hand entgegenneigte.
Jasmine trabte durch den Paddock, und eine Reihe von Stallknechten und Daniel versuchten, sie in eine Ecke zu drängen.
»Nehmen Sie Ihren verdammten Hengst und verschwinden Sie«, brüllte Cameron. Seine Stimme klang heiser, das Ungebändigte in ihm ließ sich nicht länger zurückhalten.
Doch Pierson trotzte ihm. »Wenn der Hengst geht, geht auch Jasmine.«
»Dann nehmen Sie sie mit. Nehmen Sie Ihre verdammten Pferde und verschwinden Sie!«
»Cam.« Ainsley versuchte, zu ihm zu eilen, aber ihre Beine waren zu langsam, ihre Stimme zu leise. »Nein, gib Jasmine nicht auf.«
Die Knechte machten ihr Platz, die Männer waren wütend, aber nicht auf sie. »Geht es Ihnen gut, Mylady?«, fragte mehr als einer von ihnen.
»Ja, danke.« Ihre Stimme war atemlos. »Cam.«
»Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht zu fragen, ob es meiner Frau gut geht.«
»Sie hätte überhaupt nicht hier sein dürfen«, entgegnete Pierson. »Frauen gehören ins Bett, aber nicht in einen Stall.«
Cameron schlug zu, und Pierson fiel rücklings in seine Kutsche, sein Gesicht blutete. Cameron knallte die Tür zu, und der Kutscher sprang auf den Kutschbock und wendete rasch das Gefährt.
Die Kutschenräder spritzten Schlamm auf Cameron, aber er ignorierte es und wandte sich zu Ainsley um. Während Piersons Kutsche die Auffahrt hinunterrollte, gelang es Angelo, den Hengst wieder auf seinen Karren zu verfrachten. Ein Knecht schloss ihn darin ein, und Angelo stieg heraus. Er ging zum Paddock, um zusammen mit den anderen die Stute einzufangen.
»Cameron«, sagte Ainsley, als er wieder die Arme um sie legte. »Du darfst Jasmine nicht verlieren. Du liebst dieses Pferd doch.«
»Ich hätte dich fast verloren. Pierson kann sich zum Teufel scheren.«
»Aber Jasmine. Sie will nicht mit ihm gehen.« Ainsley fühlte, dass die Reaktion auf den Schock jetzt einsetzte, ihr Bewusstsein sah wieder den Leib des schwarzen Pferdes vor sich und die Hufe, die sich hoben, um das Leben aus ihr herauszutreten.
Cameron fing sie auf, als ihr die Beine wegknickten. Er hob sie auf die Arme und trug sie ins Haus, vorbei an den Dienstboten, die herausgekommen waren, um zu sehen, was draußen passierte, und die Treppe hinauf in Ainsleys Schlafzimmer.
Er setzte Ainsley in einen Sessel nahe beim Feuer, und sie hob die Hand und ließ sie ermattet wieder sinken. »Wann ist mein Leben eigentlich so dramatisch geworden?«
»Als du eingewilligt hast, mich zu heiraten. Es ist verwünscht kalt hier.« Ainsleys großes Schlafzimmer verfügte über einen Kamin, aber nicht über einen Ofen, und Cameron ruinierte sein Hemd noch weiter dadurch, dass er Kohlen auf die Glut legte.
Das Feuer brannte jetzt höher, und das Zimmer erwärmte sich, bis Ainsley zu schwitzen begann. Oder vielleicht war es auch die Hitze der langsam einsetzenden Schockreaktion.
»Geh nicht«, wisperte sie.
»Ich gehe nirgendwohin, Liebes.«
»Aber Jasmine.« Ainsleys Zähne klapperten. »Sie wollte das nicht. Es sind doch nur Pferde. Ich stand an der falschen Stelle.«
»Ainsley, hör auf damit.«
Cameron goss Wasser aus einem großen Krug in die Waschschale und befeuchtete ein Tuch damit. Er zog Ainsley die zerrissenen Handschuhe aus und begann, ihre schmutzigen Hände zu säubern. Das Wasser brannte dort, wo ihre Handflächen vom Sturz aufgeschürft waren.
»Deine Hände sind genauso schmutzig«, sagte Ainsley. Ihr Blick fiel auf ihr Spiegelbild, und sie begann zu lachen. »Und mein Gesicht auch. Ich sehe schrecklich aus.«
»Sei jetzt still.«
Ainsley hörte Stimmen vor der Tür. Zwei Hausmädchen und ein Diener kamen mit einer Wanne und Eimern voll dampfend heißem Wasser herein, obwohl Ainsley sich nicht erinnern konnte, dass Cameron danach geschickt hatte. Aber er musste es getan haben.
Sie musste mit Cameron darüber reden, dass in diesem Haus Wasserhähne installiert wurden – die Hausmädchen mussten das Wasser die Hintertreppe hinaufschleppen. Es war ein viel zu weiter Weg für sie. Sie versuchte, sich von Cameron zu lösen, um den Mädchen zu helfen, aber er hielt sie fest.
»Beeilt euch, bevor das Wasser kalt wird«, war alles, was er zu ihnen sagte.
Das Plätschern des Wassers klang himmlisch. Die Hausmädchen füllten rasch die Wanne, und dann verließen alle Dienstboten das Zimmer, einschließlich der Zofe,
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