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Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)

Titel: Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Zinnen hinab, während Feuertänzer sie umkreisten und Vögel der Morgenröte ein Ständchen sangen. Die Fenster waren aus so dünnem Glas, dass sie wie Luft schienen, und das Gebäude ragte über den reinen blauen Wassern eines kristallklaren Sees.
    Die ganze Szene war in goldenes Licht getaucht.
    Unmöglich, dachte er. So ein Licht hatte die Schwarze Burg noch nie berührt, auch nicht die karge Wüste und die brodelnden Lavabecken, aus denen die Ödlande bestanden. Vielleicht hatte er von diesem goldenen Schloss in einem anderen Märchen gelesen, als er noch ein Kind gewesen war.
    Aber … er war nie ein Kind gewesen.
    „Mein Lord.“
    Er drehte sich um und begegnete Lilianas fragendem Blick. Ihre Augen hatten eine so seltsame Farbe. Weder blau noch grau. „Genug“, sagte er und stand auf. „Du kannst heute Nacht in der Küche schlafen. Bard!“
    Liliana erhob sich bereits. „Hat Euch meine Geschichte nicht gefallen?“, fragte sie, als Bard von seinem Wachposten draußen in die Große Halle hereingestapft kam.
    Er starrte sie an und sah in ihre seltsamen Augen, die durch seine harte glänzend schwarze Rüstung zu dringen schienen und etwas in ihm sahen, das es nicht geben sollte, nicht geben konnte. „Wenn du aufwachst, machst du mir Frühstück.“ Damit drehte er sich um und ging durch den Torbogen hinaus in die nachtschwarze Welt.
    Während sie Bards massiger Gestalt in die Küche folgte, spürte Liliana, wie geisterhafte Finger an ihren Haaren zogen. Dann noch einmal. „Aufhören“, murmelte sie leise. Als sie immer weitermachten, blieb sie stehen, stemmte die Fäuste in die Hüften und klopfte mit einem Fuß auf den Boden der Burg. „Ich habe nicht vor, das Märchen weiterzuerzählen, bis der Lord es wünscht.“ Sie starrte die Luft wütend an. „Wenn ihr mich ärgert, mache ich nicht einmal das.“
    Als sie sich wieder umdrehte, merkte sie, dass Bard sie mit seinen feuchten Augen anstarrte, die so weise und tief waren. „Tu nicht so, als könntest du sie nicht hören“, meinte sie und verschränkte die Arme.
    Bard sagte nichts, sondern ging einfach weiter zur Küche.
    Immerhin ließen die Geister sie jetzt in Ruhe und flüsterten davon.
    „Danke“, sagte sie, als er die Tür öffnete, die in den gemütlichen Raum führte.
    Er wartete, bis sie drinnen war, ehe er die Tür wieder zudrückte.
    Dann hörte sie, wie ein Riegel ins Schloss fiel. „So viel zu Vertrauen.“ Immer noch ein wenig überrascht, dass sie den Wächter des Abgrunds überlebt hatte, sah sie sich nach etwas um, aus dem sie sich eine Schlafstatt bauen konnte. Mehlsäcke vielleicht oder … „Jissa, du Schatz.“ Ein paar gefaltete Decken und ein weiches Kissen lagen ordentlich vor dem Herd, den jemand geschürt hatte, damit er die ganze Nacht brannte und sie nicht frieren musste.
    Lächelnd faltete sie die Decken auseinander und merkte, dass eine von ihnen schwer war. Sie schien mit einer Art Baumwolle gestopft zu sein. Mit dieser Decke auf dem erwärmten Boden neben dem Herd war es fast so bequem wie in einem richtigen Bett – und sie hatte schon seit Monaten in keinem geschlafen, weil man sie in ein leeres Steinzimmer verbannt hatte, als Strafe dafür, dass sie ihrem Vater nicht gehorchte. Eingeschlossen hatte er sie nicht, weil es ihm Freude bereitete, sie mit dem Anblick ihrer Mutter zu quälen, die in den Gängen der Burg umherirrte, das Gesicht stets geschwollen und blau angelaufen von seinen Fäusten.
    Ein stechender Hauch von Eisen.
    Sie musste sich zusammennehmen, um ihre Fäuste zu öffnen und ihre Gedanken von dem Hass abzulenken, den sie für diesen Mann empfand, dessen Blut in ihren Adern floss. Ihr Gesicht brannte vor pochender Wut, also stand sie auf, um sich eiskaltes Wasser auf die Wangen zu spritzen, ehe sie sich auf die Suche nach noch etwas zu essen machte. Wie sehr ihr Magen auch bei diesen Erinnerungen rebellierte, sie musste bei Kräften bleiben, wenn sie sich mit dem gefährlichen goldenen Prinzen einlassen wollte, der diesen Ort regierte.
    Sie nahm eine dicke Scheibe Brot, schnitt sich dazu ein großes Stück rauchigen Käse ab und rollte beides zusammen. Der erste Bissen war köstlich und beruhigte ihren Magen, der zweite noch mehr. Dann hörte sie das Tapsen kleiner Pfoten. Sie brach ein kleines Stück Käse ab und ging in die Ecke, in der sie kleine dunkle Augen glänzen sehen konnte und Knochen, die sich unter Fell abzeichneten. „Hier, bitte sehr, mein kleiner Freund.“
    Sie zog sich zurück,

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