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Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Titel: Lord Schmetterhemd im wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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bezahle oder
ihn kaufe, je nachdem, wie meine Geschäfte sich entwickeln. Wollen Sie mit mir
einen Vertrag machen ?«
    »Nicht
nötig, Ihr Wort genügt .«
    Nebeneinander
gingen wir zum Hafen. Kinder und neugierige Mägde folgten uns. Es hatte sich in
Seabridge bereits herumgesprochen, daß Mr. Coolwater ein Schiff für mich
seetüchtig machte. Schon von weitem sah ich es im Hafen liegen — ein Anblick,
bei dem mir wohl wurde.
    Mr.
Coolwater hatte offenbar seinen ganzen Vorrat an Farben darauf verstrichen, den
er im Lager hatte. Es war ein mittelgroßer, gedrungen wirkender Raddampfer, und er prangte wie ein Regenbogen. Hinter den Bullaugen,
die sich wie Perlen einer Kette aneinanderreihten, befanden sich die Kabinen.
Auf Deck waren — wie üblich — weitere Räume, die Kommandobrücke und andere
Aufbauten. Da war der mächtige, lange Schornstein, da waren zwei Segelmaste. Am
eindrucksvollsten aber waren die beiden Schaufelräder rechts und links des
Rumpfes.

    »Die
sehen aus, wie von einer Gespenstermühle abmontiert«, versuchte ich zu
scherzen.
    »Dann
passen sie ja auf ein Gespensterschiff«, knurrte Mr. Coolwater.
    Am
Bug war in schwungvollen Buchstaben der Name aufgemalt: Fliegende Wolke. Er mochte
uns Glück bringen. »Nehmen Sie Ihr Schiff hiermit in Besitz. Die
Gebrauchsanweisung liegt im Maschinenraum. Ich habe mein Wort gehalten und nun
weiter mit Ihnen nichts zu tun, Mylord. Trotzdem will ich nicht versäumen,
Ihnen gute Reise zu wünschen .« Wie es bei der
Besiegelung eines Abkommens üblich ist, reichten wir uns noch einmal die Hand.
Dann jedoch drehte sich Mr. Coolwater um und stapfte in seine Werkstatt zurück.
Er war sicher recht froh, alles abgewickelt zu haben. Und ich hatte auch kein Bedürfnis,
ihn noch länger zu sehen. Trotzdem, ich muß gestehen, seine Haltung imponierte
mir, und er war mir dadurch näher gekommen.
    Die
Kinder jubelten und winkten, als ich auf Deck ging, um mich ganz als Kapitän zu
fühlen.
    Zur
gleichen Stunde lief ein Segelschiff aus dem Hafen von Seabridge. Ich erfuhr
von den umstehenden Leuten sein Ziel: es steuerte die Küste Amerikas an. Und
zufällig blickte ich von meinem Deck zu ihm hinüber, als es mit geblähten
Segeln an mir vorüberrauschte, dem offenen Meere zu. Ich brauchte kein
Fernrohr, um zu sehen, daß sich zwischen den Kisten und Kasten seiner Ladung
ein blinder Passagier eingeschlichen hatte, ein struppiger, grauer Hund. Er sah
mich und fletschte die Zähne. Da wußte ich, daß uns der Große Koyote in Amerika
erwarten würde.

Wir brechen zur großen Reise auf
     
    Nun
da mein Schiff, die Fliegende Wolke, im Hafen lag, bemächtigte sich meiner eine
große Unruhe. Ich hatte keinen anderen Gedanken mehr als den, zum Neuen Erdteil
aufzubrechen. Glücklicherweise teilten sowohl Cookie Pott als auch meine
Vorfahren diese ungeduldigen Gefühle. Nun wurde gepackt und das Haus so
besorgt, daß es für lange Zeit alleine bleiben konnte. Auch ging ich fast
täglich mit Cookie Pott in den Hafen, damit wir uns mit dem Schiff vertraut
machten. Mr. Coolwater hatte eine genaue Gebrauchsanweisung neben die
Dampfmaschine gehängt, die uns ihre Bedienung sehr erleichterte. Als der
Laderaum reichlich mit Kohlen gefüllt war, starteten wir zu kleinen
Kreuzfahrten in der Bucht von Seabridge. Bald konnten wir unsere Kreise weiter
ziehen. Die Dampfmaschine arbeitete brav, und die Handhabung des Ruders
bereitete mir keine Schwierigkeiten. Die Schaufelräder padderten — wir machten
gute Fahrt.
    »Was
meinst du, Cookie — können wir die große Reise antreten ?«
    »Aber
gewiß doch, Mylord. — Mir graust vor gar nichts mehr. Und seitdem mir Onkel Rab
auch noch unter dem Siegel der tiefsten Verschwiegenheit verraten hat, daß
Onkel Berni selbst einmal zur See gefahren ist — ich weiß nicht, ob als Pirat,
ob als Admiral oder nur als Kapitän...«
    »Oh«,
rief ich, denn mir kam ein Gedanke, »womöglich auf der Jagd nach dem Großen
Koyoten, der ja wohl selber Pirat gewesen ist ?«
    »Vielleicht.
Die drei behandeln ja ihre Vergangenheit wie das allergrößte Geheimnis.
Jedenfalls dürfen wir annehmen, daß nicht nur Onkel Berni, sondern vielleicht
auch Onkel Rab ein tüchtiger Seemann ist. Und das genügt mir .«
    »Auch
mich beruhigt das, angesichts der bevorstehenden Fahrt über den großen Ozean .«
    Jedesmal,
wenn wir ausliefen, fand sich viel Volk im Hafen ein und verfolgte mit Hallo
und Gelächter unsere Manöver. Damals waren qualmende Schiffsschornsteine ja
noch

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