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Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Titel: Lord Schmetterhemd im wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Donnervögeln, gehörnten Männern, Totems der großen
Taube und so weiter. Ich hab’ daran ja früher nie so recht geglaubt, aber ich
mußte meine Ansicht ändern. Kurz und gut, ich hab ’ne Farm, besser gesagt ’n Farmhaus, das können wir nicht mehr betreten. Da spukt es, Sir, Geister oder sowas. — Nun, und da habe ich
mir gedacht, Sie könnten vielleicht mal 'ne Nacht mit Ihren Begleitern — weiß
nicht, wie ich sie nennen soll, will sie ja nicht beleidigen — also ’ne Nacht
da verbringen und vielleicht meinem Gespenst Angst machen und es verjagen, daß es
nie wiederkommt, oder sonst ’n gutes Wort für mich einlegen .«
    Mir
behagte es gar nicht, in den Verdacht zu kommen, Gespenster vertreiben zu
können. Sprach sich das herum, dann reiste ich durch den Westen wie eine Art
Zauberer oder Medizinmann und hatte für nichts anderes mehr Zeit.
    Daher
lehnte ich so höflich wie bestimmt ab. Ziemlich plötzlich stand ich auf, rief
Onkel Berni, Tante Turkie und Onkel Rab nun energisch zu mir, und da diese die
Lust an ihren Spielen verloren hatten, ließen sie davon ab und kamen endlich.
Onkel Berni gab seinen Mitspielern alles Geld zurück, das er ihnen abgenommen
hatte, erklärte, daß er es nicht benötige — und wir stiegen die Treppe empor.
    Oben,
im Zimmer meiner Vorfahren, lag mir ein böses Wort auf der Zunge. Doch sorgte Tante
Turkie für eine neue Aufregung. Sie schaute zum Fenster hinaus in die
rabenschwarze Nacht und rief: »Oh, Rab! Da lehnt der Große Koyote an einem
Kamin! Siehst du, wie die Funken wirbeln! Er schaut zu uns her und leckt sich
die Schnauze, seine Zähne sind spitz und ungeputzt, und er jault: ach mein
heißgeliebter Kaninchenbraten !«
    Ich
weiß nicht, ob Tante Turkie dies alles nur erfand oder ob etwas Wahres daran
war. Jedenfalls verschwand Onkel Rab blitzschnell unter dem Bett.

Ein folgenreiches Frühstück
     
    Meine
Nerven waren äußerst erregt. Es fiel mir schwer, mich mit meiner ungewöhnlichen
Lage abzufinden, erkannte ich doch klar, daß meine Vorfahren in Tiergestalt gar
nicht daran dachten, Rücksicht auf mich zu nehmen. Dabei mochte ich sie von Tag
zu Tag lieber — das war das Sonderbare. Vielleicht würden mir das Zusammensein
mit ihnen und ihre Wirkung auf die anderen Menschen sogar einmal Spaß machen?
Bevor ich mich zu Bett legte, ging ich noch einmal auf meinen Balkon und sah
hinab auf den Platz, sah den Vollmond über Western-Town glänzen — und stellte
mir die friedlichen Viehherden der Rancher 25 unter seinem silbernen Licht vor.
    Dies
beruhigte mich. Und ich schlief tief und erquickend. Früh erwachte ich. Cookie
Pott war bereits angekleidet. Ich freute mich auf ein ungestörtes Frühstück und
bat meine drei lieben Vorfahren, Cookie und mich nicht in den Saloon zu
begleiten. Vergebens. Ich bettelte: »Dann versprecht wenigstens, euch auch wie
Tiere zu betragen, mit niemandem zu reden, euch nicht an den Tisch zu setzen
und eure Kleidung, Hüte, Brillen, Pfeifen, auf eurem Zimmer zu lassen !«
    »Abgelehnt.«
    Ich
seufzte. »Dann seid ihr für alle Folgen verantwortlich .«
    »Einverstanden«,
riefen sie und hoppelten, stolzierten oder tappten an mir vorbei die Treppe
hinab.
    Im
Saloon prallte ich zurück. Der Raum war brechend voll, überfüllt, bis auf einen
Tisch, den man uns freigelassen hatte. Offenbar hatte sich das gestrige
Auftreten meiner Begleiter in der Stadt herumgesprochen, und nun wollte jeder
sie sehen. Der Wirt schmunzelte: er hatte begriffen, daß er durch uns ein
blendendes Geschäft machte.
    Zirkus-Joe
und seine Little-Byrd erblickte ich übrigens nicht. Sie schliefen wohl beide
noch.
    Alle
Augen folgten uns, als wir zu dem freien Tisch gingen. Ich schlug meine
Frackschöße hoch, ehe ich mich niedersetzte. Cookie hing mein Schirmgewehr über
die Stuhllehne. Meine Vorfahren nahmen ebenfalls Platz.
    Cookie
bestellte unser Frühstück. Es herrschte ein gespanntes Schweigen. Ich sah das
eine oder andere bereits bekannte Gesicht, die Mehrzahl der Anwesenden war mir
jedoch fremd.
    Plötzlich
erhob sich an einem weiter entfernten Tisch in der Nähe der Tür eine mächtige
Gestalt. »Mylord, der sucht Streit«, flüsterte mir Cookie ahnungsvoll zu. Ich
schaute nicht auf.
    »Mister«,
brüllte der Kerl mit einer knallenden Stimme, »hier ist ein anständiges Lokal
und keine Viehanstalt. Wir wünschen nicht, mit stinkenden Biestern zusammen in
einer Stube zu sitzen .«
    Ich
behielt meine Ruhe. »Interessant !« murmelte ich und
führte die

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