Lord Stonevilles Geheimnis
gut, warum ich das Schießen beenden musste: weil Sie und Lord Jarrets Freunde es in einem öffentlichen Park abgehalten haben, wo sie jemanden hätten verletzen können. Es ist meine Pflicht, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, und ich wollte verhindern, dass hinterher irgendein unglückseliges Geschöpf tot im Gebüsch liegt.«
Celia sah ihm grimmig in die Augen. »Es war niemand dort. Darauf haben wir geachtet.«
»Das haben Sie seinerzeit auch gesagt. Aber ich lasse mich in meinem Handeln nicht von den Behauptungen leichtsinniger Damen der Gesellschaft beeinflussen, die nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen wissen, als einen Haufen Idioten zu einem Schießwettkampf herauszufordern.«
»Das ist es, was Sie so aufregt!«, fauchte Celia ihn an. »Dass ich genauso gut schießen kann wie ein Mann! Und leichtsinnig bin ich ganz und gar nicht, das versichere ich Ihnen!«
Mr Pinter holte tief Luft, doch bevor er etwas erwidern konnte, fragte Maria rasch: »Sie haben Neuigkeiten für mich, Sir?«
Mr Pinter riss sich zusammen und sah Maria bekümmert an. »Ich bitte Sie um Verzeihung, Miss Butterfield. Ja, ich habe Neuigkeiten. Können wir uns irgendwo unter vier Augen unterhalten?«
»Sie sollten warten, bis Oliver wieder da ist«, warf Celia ein.
»Er ist weg?«, fragte Maria. »Wohin ist er gefahren?«
»In die Stadt. Es wird ein Weilchen dauern, bis er zurückkehrt«, sagte Celia und warf einen verstohlenen Blick in Mr Pinters Richtung. »Er will eine Sondergenehmigung für die Heirat besorgen. Also ist wohl jedes Gespräch über Mr Hyatt …«
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich aus dieser Angelegenheit heraushalten würden, Celia«, fiel Maria ihr ins Wort. »Da ich selbst für Mr Pinters Honorar aufkomme, ist es allein meine Sache.«
Celia sah sie entgeistert an. Sie hatten sich inzwischen angefreundet, und Maria hatte sie noch nie so angefahren. Doch Maria war sehr aufgebracht darüber, dass Oliver sich um die Heiratspapiere kümmerte, ohne sie um ihr Einverständnis gebeten zu haben.
»Ich verstehe, dann lasse ich Sie jetzt allein«, sagte Celia und marschierte davon.
»Hier entlang, bitte.« Als Maria Mr Pinter zur Bibliothek führte, bekam sie Gewissensbisse. Sie hatte die Sharpe-Geschwister in nur einer Woche ins Herz geschlossen, doch sie neigten dazu, andere herumzuschubsen, und sie ließ sich nun einmal nicht tyrannisieren. Hier ging es um ihr Leben und nicht nur um den Disput mit der Großmutter.
»Warum besorgt Stoneville überhaupt eine Sondergenehmigung?«, fragte Mr Pinter sie leise.
»Das gehört zu unserem Täuschungsmanöver«, log Maria.
»Ist das nicht ein bisschen übertrieben?«, sagte er, als sie die Bibliothek betraten. »Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, Miss Butterfield …«
»Aber das sind Sie nicht, nicht wahr?« Sie schloss die Tür und wendete sich ihm zu. »Ihre Aufgabe ist es, Nathan zu finden, und nicht, mir Ratschläge zu erteilen.«
Er nahm die Rüge nickend zur Kenntnis, doch seine Miene erstarrte.
Prompt bekam Maria ein schlechtes Gewissen. Bislang arbeitete er ohne jede Bezahlung für sie. Er hatte eine bessere Behandlung verdient. »Verzeihen Sie mir, Mr Pinter, es ist ein schwerer Tag.« Sie straffte die Schultern. »Haben Sie Nathan gefunden?«
»Ja.«
Ihr stockte der Atem. Nun kam sie endlich an ihr Erbe. Und wenn sie wollte, konnte sie sich von Oliver und Nathan befreien. Sie hätte eigentlich erleichtert sein müssen, doch ein ungutes Gefühl beschlich sie.
»Er ist doch nicht tot, oder?«, fragte sie.
»Nein.« Pinter schien sich plötzlich unbehaglich zu fühlen. »Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll, Miss Butterfield, aber allem Anschein nach ist Ihr Verlobter unabhängig von dem Unternehmen Ihres Vaters geschäftlich tätig geworden.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Er ist in Southampton. Dort hält er sich auf, seit er London verlassen hat. Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, um ihn zu finden, aber er hat seine Spuren sorgfältig verwischt.«
»Das kann nicht sein! Er ist doch kein Betrüger. Sie müssen sich irren. Sie haben garantiert den falschen Mann.«
»Ein Amerikaner namens Nate Hyatt, der Klipper verkauft? Sie sagten doch, dass er aus diesem Grund nach England gekommen sei, nicht wahr?«
Es lief ihr kalt über den Rücken. »Ja«, entgegnete sie leise.
»Und die Spur führt direkt zu ihm. Es tut mir leid.« In Mr Pinters
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