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Lord Tedric 01 - Lord Tedric

Lord Tedric 01 - Lord Tedric

Titel: Lord Tedric 01 - Lord Tedric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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alte Hexe, oder du stirbst.«
    »Dein Schwert hat hier keine Kraft«, keucht sie.
    »Willst du es ausprobieren?« Er spürt die Angst unter ihrem Spott.
    »Laß mich sofort los.«
    »Sobald du mir geholfen hast.«
    »Hier draußen kann ich dir nicht helfen.«
    Tedric läßt sie los. In der Hütte wabert übelriechender Rauch. Die Priesterin mixt ihr bitteres Gebräu und nimmt ein paar tiefe Züge von dem Zaubertrank. Kurz darauf wirft sie sich zu Boden und windet sich in Zuckungen. Tedric packt sie am Arm. Die Priesterin stammelt: »Sarpedium ... der schwarze Zauberer ... Ich sehe ein kaltes, gerissenes, grausames Gesicht ... Er steht mit jugendlichen zusammen ... Frauen ... sehr hübsche Mädchen ... sie tanzen ... er ... «
    Tedric schüttelt sie hart.
    »Ich will keine Rätsel hören, sondern die Wahrheit, alte Hexe. Ich will sofort wissen, wo Sarpedium ist?«
    Doch er wird von ihr nicht mehr erfahren, denn die Magie arbeitet nur mit Rätseln. Auch Tedric muß dies erfahren.
     
    Die geschlossene Lore, in der sie saßen, kroch mit einer Geschwindigkeit von etwa fünf Kilometern pro Stunde die unterirdischen Gleise entlang. Dies geschah mit Absicht, denn ihr Führer, Jania, wollte, daß sie sich mit eigenen Augen von den Zuständen der Mine überzeugten. Dabei war Eile fehl am Platz. Tedric hatte sich den ganzen Tag zurückgehalten, kaum gesprochen, sondern nur die Augen offengehalten und alles beobachtet. Nun rumpelte die Lore dem am tiefsten gelegenen Stollen entgegen.
    Tedrics Ohren waren taub, er hustete und schluckte, um die Gehörgänge wieder freizubekommen. Hinter ihm, auf dem Rücksitz, taten Nolan und Keller das gleiche. Nur Jania schien von dem Druckgefühl verschont geblieben zu sein. Doch schließlich hatte sie zwölf Jahre in den Minen verbracht, wenn sie wirklich Kellers Frau war, was dieser beharrlich behauptete, und in dieser Zeit nur gelegentlich das Tageslicht gesehen.
    Sie saßen nur zu viert in der Lore, ohne Begleitung von Wachen, und die einzige Waffe, die Jania bei sich trug, war ein kurzer, handgearbeiteter Dolch, der zu zierlich aussah, um damit jemanden töten zu können. Ohnehin gab es von hier keine Fluchtmöglichkeit. In den letzten Stunden hatte Tedric genug gesehen, um sich davon zu überzeugen.
    Jania hatte die Idee zu dieser Fahrt gehabt. Als sie sie abholte, hatten die Frauen (und ein einziger Mann) in ihrer Begleitung dagegen heftig protestiert. Doch Jania hatte sie beruhigt, die Stärke ihrer Persönlichkeit überwand alle Gegenargumente. Hätte Tedric der Rebellion das Rückgrat brechen wollen, hätte er genau gewußt, bei wem er ansetzen mußte. Bei Jania. Ein einziger Tag unter den Rebellen hatte ihn zu der Überzeugung gebracht, daß diese Frau eine geborene Führerpersönlichkeit war. Aber wollte er die Rebellen wirklich zerschlagen? Die Eindrücke, die er heute gesammelt hatte, ließen dieses Vorhaben fraglich werden.
    Jania berührte die Handbremse, und die Lore kam zu einem kreischenden Halt. Sie deutete mit der Hand an Tedric vorbei nach draußen. »Hier ist wieder etwas, das ihr meiner Meinung nach sehen solltet.«
    »Bitte, das reicht«, murmelte Nolan hinter ihnen schwach. Seine Stimme klang gequält. »Genügt dir immer noch nicht, was du uns heute an Schrecklichem zugemutet hast?«
    »Ihr solltet euch nur mit eigenen Augen von den Zuständen in den Minen überzeugen«, entgegnete Jania.
    Tedric begriff, was sie damit sagen wollte, doch ebenso hatte er Verständnis für Nolans Erschöpfung. Keller war der einzige, den das Erlebnis nicht zu beeindrucken schien, doch er hatte vorher schon hier gelebt, und Tedric bezweifelte, daß sich seitdem hier viel verändert hatte.
    Jania betätigte einen Schalter am Armaturenbrett, draußen flammte der Stirnscheinwerfer der Lore auf und verbreitete ein schwaches Licht.
    »Seht euch genau um und sagt mir, was ihr davon haltet.«
    Ebenso wie die anderen, versuchte Tedric durch die Scheiben hinauszuschauen, doch dichter Dunst, beinahe wie Nebel, verhüllte den Boden des Stollens und wallte an mehreren Stellen in dicken Wirbeln hoch. Wieder betätigte Jania einen Schalter, und sie konnten es hören: das scharfe, gleichmäßige Schlagen der Hacken und das schleifende Geräusch der Schaufeln. Angestrengt starrte Tedric durch die Scheiben und machte schließlich im dichten Dunst eine schmale Gestalt aus, die sich hin und her bewegte, dann noch eine, und wieder eine. Eine vierte, eine Schubkarre vor sich herschiebend, löste sich aus

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