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Lord Tedric 01 - Lord Tedric

Lord Tedric 01 - Lord Tedric

Titel: Lord Tedric 01 - Lord Tedric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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dem Dunst, kam auf die Lore zu und ging dicht an ihr vorbei. Sie schien von ihrer Anwesenheit keine Notiz zu nehmen. Tedric lauschte dem Kreischen der Karrenräder, bis es in der Ferne verklang.
    »Es sind Kinder«, murmelte Nolan schließlich.
    »Ja, und wißt ihr auch, warum?«, fragte Jania.
    »Nein, nicht genau. Doch es wundert mich nicht«, erklärte Tedric. Nach all dem, was er heute zu Gesicht bekommen hatte, bezweifelte er, daß ihn noch etwas aus der Fassung bringen konnte.
    »Ratet einmal«, verlangte Jania.
    »Das Gas ist schuld daran«, erklärte Keller. Er sprach leise, schien diese Tatsache aus seinen längst vergrabenen Erinnerungen hervorzukramen. »Es bringt sie um.«
    »Genau«, ergänzte Jania, »es tötet sie.«
    »Du meinst doch nicht etwa dieses weiße Zeugs da, diesen Dunst?«, fragte Tedric.
    »Es ist ein Gas, das tief im Inneren des Planeten eingeschlossen ist und durch den Erzabbau freigesetzt wird. Es ist nicht sofort tödlich, doch mißversteht mich bitte nicht. Wenn wir jetzt aussteigen und draußen herumlaufen würden, würden wir krank, doch wir würden nicht sterben. Die Kinder werden selten krank, sie sterben einfach!«
    Tedric beobachtete die geisterhaften Figuren der Kinder, die draußen im tödlichen Dunst hin und her huschten. »Warum müssen Kinder diese Arbeit verrichten?«
    »Aus dem gleichen Grund, warum wir alle hier sind. Wir sind Untermenschen, gehören nicht wirklich zur menschlichen Rasse. Wir alle sind entbehrlich, doch die Kinder sind am leichtesten zu ersetzen. Wenn man schon einen Arbeiter verliert, ist es besser, es ist ein junger, der noch keine größeren Lasten schleppen kann.«
    »Die Kinder wachsen doch noch«, warf Nolan ein.
    »Hier nicht. Nicht in diesen Gruben. Ich habe hier zwölf Jahre überlebt, und man hält mich deswegen schon für ein Monstrum, für eine Laune der Natur.«
    »Warum schützt man sie dann nicht auf irgendeine Art? Man könnte das Gasleck abdichten, man könnte Sauerstoffmasken ausgeben.«
    »Das alles hat man schon vor Jahren versucht, als man hier mit dem Abbau begann. Die Lecks können nicht abgedämmt werden, ohne nicht gleichzeitig die Dalkaniumvorkommen zu verschütten, die dort unten lagern. Außerdem ist der Abbau des Erzes unsere einzige Aufgabe hier. Auch Sauerstoffmasken sind, soweit vorhanden, ausgegeben worden, aber auch das half nichts. Sie verrutschen während der Arbeit, weiten sich mit der Zeit, so daß sie keinen Schutz mehr gewähren, oder die Leute vergessen, sie anzulegen. Habt ihr jemals versucht, ein Kind dazu zu bringen, so ein Ding stundenlang hintereinander zu tragen?«
    »Dann laßt die Kinder nicht arbeiten!«
    »Ich habe euch doch schon erklärt, daß das nicht möglich ist.«
    »Es ist Mord«, sagte Nolan bitter.
    »Deswegen wollte ich es euch zeigen.«
    Jania löste die Bremse, und die Lore rollte weiter. So war es den ganzen Tag über gewesen – eine Szene folgte der anderen, es nahm scheinbar kein Ende.
    Tedric fühlte sich benommen, Übelkeit stieg in ihm auf.
    »Ich könnte euch noch mehr zeigen«, sagte Jania, während sie die Geschwindigkeit des Wagens regulierte. »Ich hätte euch noch näher heranfahren und euch die Gesichter dieser Kinder zeigen können. Bei einigen hättet ihr euer Leben verwettet, daß sie nicht jünger als achtzig Jahre sind. Überall das gleiche schreckliche Bild, und ihr kommt her und wollt uns erzählen, daß es falsch war, uns gegen unsere Unterdrücker zu wehren, wollt uns überreden, die Arbeit zum Wohle des Empires wieder aufzunehmen.«
    »Das habe ich nie gesagt«, wehrte sich Nolan.
    »Doch du denkst so.«
    »Nein, das stimmt nicht. Niemals!«
    Jania lachte. Die Lore rollte mit kreischenden Rädern um eine scharfe Kurve, senkte sich dann mit unerwarteter Geschwindigkeit in die Tiefe. »Das ist die letzte Station«, beruhigte sie Jania. »Dieses hier will ich euch noch zeigen, dann werden wir an die Oberfläche zurückkehren. Wir befinden uns hier im untersten Schacht. Es hat hundert Jahre gedauert, bis hierher vorzudringen. Ich dachte, es würde euch interessieren, was so viel Elend doch noch hervorgebracht hat.«
    Tedric nickte krampfhaft und hielt sich an seiner Sitzlehne fest, um nicht nach vorne zu stürzen. Der Tag hatte mit einem Besuch bei den Aufsehern der Gesellschaft begonnen, die von den Rebellen als Geiseln festgehalten wurden.
    Den Männern – es war keine Frau dabei – schien es in ihrer Gefangenschaft nicht schlecht zu gehen. Sie waren gesund,

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