Lord Tedric 01 - Lord Tedric
und lachende Keller sein. Dieser Bursche ist heute gestorben. Vielleicht war er nie wirklich vorhanden, sondern nur eine Lüge.«
»Manchmal gibt es gute Gründe für eine Lüge.«
»Auch dafür, mit einer Lüge zu leben?«
Tedric nickte. »Sogar dafür.«
»Sie glauben also, ich sollte weitermachen wie bisher?«
»Ich meine, du solltest es versuchen.«
»Weil sie es so gewollt hätte?«
»Ich kann weder für sie noch für dich sprechen. Doch ich glaube, es ist das, was du willst.«
»Vielleicht haben Sie recht.«
Tedric erhob sich. »Ich gebe dir noch einen Augenblick Zeit.«
»Vielen Dank, Sir. Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
Tedric ging zu Nolan zurück und setzte sich zu ihm.
»Was hast du ihm gesagt?«, wollte Nolan wissen.
»Meine Worte sind unwichtig. Wichtig war, was er sagte, ich habe nur zugehört.«
»Dann kommt er also?«
»In ein paar Minuten.«
*
Als Keller zu ihnen zurückkehrte, schien er wieder der alte zu sein. Er lachte und scherzte und erwähnte mit keinem Wort Jania oder ihren Tod. Doch Tedric fühlte, daß er es nicht vergessen konnte, denn Keller war ein ehrlicher, aufrichtiger Mann. Die Mauer, die er um sich errichtet hatte, um seine wahren Gefühle dahinter zu verstecken, war zwar dick und undurchdringlich, doch seine Augen verrieten ihn, sie konnten die Wahrheit nicht ganz verbergen.
Sie waren noch nicht weit vom Ausgang des Förderschachtes entfernt, durch den sie dem sicheren Tod in der Mine entronnen waren, als sie einer Gruppe von Robotern begegneten, die eifrig damit beschäftigt waren, einen neuen Stollen ins Erdreich hineinzutreiben. Das Geräusch der Maschinen warnte sie lange, bevor sie die Roboter sahen. Keller führte Tedric und Nolan in die Deckung eines großen Felsens.
»Diese Roboter stammen nicht von unserem Schiff«, sagte er leise.
»Woher sonst sollen sie kommen?«, fragte Nolan.
Tedric kam die Erleuchtung. »Ich glaube, wir haben etwas übersehen.«
»Und was?«
»Daß die Adlerauge nicht das einzige Schiff über diesem Planeten ist.«
»Die Wykzl«, murmelte Nolan.
Tedric nickte. »Stimmt genau.«
»Bist du sicher?«
»Nein, doch hast du sonst eine Erklärung für diese Roboter?«
»Dann haben wir uns anscheinend geirrt. Ich meine, in Bezug auf Carey.«
»Das wäre möglich.« Tedric beugte sich vor, um die Roboter bei ihrer Arbeit zu beobachten. Langsam erkannte er die ganze Tragweite ihres Irrtums. Wie hatten sie auch die Anwesenheit der Wykzl außer acht lassen können? Je länger er darüber nachdachte, desto überzeugter wurde er, daß die Wykzl, und nicht Carey, die Minen bombardiert hatten. Doch warum? Aus welchem Anlaß? Wieso waren sie überhaupt hier? Er kannte die Antworten auf diese Fragen nicht, spürte aber, wie wichtig sie waren.
Ganz offensichtlich dachte Nolan ähnlich. »Wenn sie wirklich die Minen bombardiert haben – die Wykzl, meine ich – warum machen sie sich dann die Mühe, die Überlebenden zu retten?«
»Vielleicht wollen sie nicht, daß sie sterben.«
»Was wollen sie dann?«
»Die Minen.«
»Im Machtbereich der Wykzl gibt es sicherlich ausreichende Dalkaniumvorkommen.«
»Aber wissen wir das genau?«
»Anscheinend haben sie sich doch in fünfhundert Jahren Krieg nicht erschöpft.«
Tedric zuckte die Schultern. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Wir müssen fragen.«
»Ein Roboter kann uns keine Auskunft darüber geben.«
»Dann müssen wir eben auf ihre Erbauer warten.«
Und sie hatten gewartet, bis die Nacht hereinbrach. Unbeirrt arbeiteten die Roboter weiter, denn sie brauchten dazu kein Tageslicht. Endlich war am Himmel ein heller Lichtschein aufgetaucht. Tedric, Nolan und Keller drückten sich dicht an ihren Felsen, als die Wykzl-Fähre im freien Gelände vor ihnen landete. Die Insassen stiegen aus und verschwanden unverzüglich in dem neuerrichteten Stollen. Die Außenscheinwerfer blieben eingeschaltet und tauchten die Umgebung in ein grelles Licht. Ein paar Roboter wanderten gleichgültig vorbei, für einen Augenblick befreit von ihrer harten Arbeit.
Nolan schaute zu Tedric hinüber. »Sollen wir jetzt gehen oder noch warten?«
»Besser warten wir noch einen Augenblick. Wir sind nicht bewaffnet. Ich kämpfe lieber mit einem Wykzl als mit einem Roboter, sie sind wenigstens aus Fleisch und Blut.«
»Die Roboter sind harmlos, Sir.« Keller sprach gedämpft. Sicherlich dachte er an Jania, die er, kaum wiedergefunden, schon wieder verloren hatte.
»Woher willst du das wissen?«,
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