Lord Tedric 03 - Die Raumfestung
wieder zur Macht verhelfen. Im tiefsten Herzen verabscheute Alyc ihren älteren Bruder und empfand Sympathie für die Ziele der Piraten.
Einer der Anführer der Piraten – eigentlich ihr richtiger Anführer, auch wenn die meisten von ihnen das nicht merkten – war Tedric. Er war ein hochgewachsener, kräftig gebauter, stark muskulöser junger Mann mit langen blonden Haaren und einem Ausdruck wilder Entschlossenheit im Gesicht. Lord Tedric von den Marschen. Alyc hatte diesen Namen schon lange bevor sie Tedric persönlich kennenlernte gehört. Von ihren Stimmen gehört.
Es war mehr als wahrscheinlich, daß die kosmische Explosion, die ihr das Augenlicht geraubt hatte, ihr gleichzeitig diese seltsame Fähigkeit geschenkt hatte. Sie hörte ständig Stimmen, Tag und Nacht, wann immer sie bereit war, zuzuhören. Zuerst hatte sie geglaubt, verrückt zu werden, doch dann hatte sie ihre Meinung geändert. Aber sie erzählte niemandem davon. Bis Tedric kam. Und Tedric hielt sie ganz und gar nicht für verrückt.
Er glaubte, daß die Stimmen, die sie hörte, die telepathischen Unterhaltungen der Wissenschaftler von Prime waren. Deshalb hatte sie auch seinen Namen gehört, denn die Wissenschaftler von Prime hatten Tedric in dieses Universum geschickt, um bestimmte Ziele zu erreichen.
Aber sie hatte zwei Gruppen von Stimmen gehört, nicht nur eine. Sie berichtete Tedric von der zweiten Gruppe. Diese Stimmen waren häßlich und monströs, sprachen ständig über Tod und Leiden. Wenn sie sie hörte, konnte sie sich immer nur mit Mühe daran hindern, laut aufzuschreien. Diese zweiten Stimmen waren leiser und traten weniger häufig auf. Aber wenn sie sie hörte, dann vergaß sie sie nie wieder.
Tedric sagte, daß er zu wissen glaube, was das für Stimmen waren. In unserem Universum, sagte er, gibt es mindestens zwei widerstreitende Kräfte. Die Wissenschaftler bilden die eine Kraft, aber sie haben auch einen Gegner. Die häßlichen Stimmen, die du da hörst, müssen von diesen Wesen stammen.
Sie glaubte es ihm. Plötzlich war ihr die frühere Angst vor dem Wahnsinn genommen worden, und sie fühlte sich sehr viel freier. Sie verliebte sich in Lord Tedric von den Marschen. Er wußte es nicht, und sie schwieg darüber.
Später hatte sie eng an seiner Seite gestanden, während die verheerende Schlacht zwischen der imperialen Flotte und den Streitkräften der Rebellen tobte, die schließlich mit dem Sieg der Rebellen geendet hatte. Sie hatte sich zur Krönung des Imperators Randow auf die Erde begeben. Und dann war sie nach Hause zurückgekehrt, nach Milrod. Ihr Vater war während der kurzen Herrschaft seines Sohnes auf der Erde gestorben. Nun war sie allein. Bis auf Kisha. Und Kuevee. Allein auf einem Planeten, der groß genug war, um eine Milliarde Menschen zu beherbergen.
Aber Tedric hatte sie besucht. Und dabei hatte sie ihn – Unwillens, auch nur einen Augenblick länger allein zu bleiben – davon überzeugen können, sie auf seine neueste Mission mitzunehmen. Und so waren die beiden, zusammen mit seinem Wykzl-Diener Ky-shan und ihrer Submenschenfrau Kisha, durchs All an die Ecke des Reichs gereist, wo sich die rote Wolke befand. Alyc hatte schon wenige Augenblicke später Tedric am Ärmel gezupft. »Sie wurde von diesen Gegnern geschickt«, hatte sie gesagt. »Ich spüre es. Es ist fast wie ein Gestank, wie Tod und Zerfall.«
Trotzdem mußten sie schließlich ohne weitere Erkenntnisse zurückkehren. Da hatte“ sie bei Tedric bleiben wollen, und er war ihr insofern entgegengekommen, als er sie zu den landschaftlich schönsten Flecken im Reich der Menschheit mitgenommen hatte; doch schließlich hatte er eine Unterredung mit Phillip Nolan. Und dann hatte er ihr gesagt, daß es Zeit für ihn wäre, wieder fortzugehen. Wieder hatte sie ihn gebeten, ihn begleiten zu dürfen, doch diesmal hatte er abgelehnt. Seine nächste Mission war sowohl gefährlich als auch geheim, und er mußte sie allein durchführen. Sie hatte Einwände vorgebracht, wenn auch nicht drängend, und er hatte auf seiner Entscheidung beharrt, wenn auch nicht unfreundlich, und schließlich hatte er eingewilligt, eine Woche mit ihr auf Milrod Elf zu verbringen, in dem Haus aus Glas. Und dann war er abgereist und hatte versprochen, so schnell wie möglich wiederzukehren. Bis dahin wollte sie sich mit ihren Erinnerungen begnügen. Sie hatte von Tedrics Verhaftung und Exilierung und auch von seiner Flucht gehört, doch das nahm sie alles nicht ernst. Sie
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