Lord Tedric 03 - Die Raumfestung
Verwandte haben, die auf der Erde lebten. Nicht einmal die übelste Rotte von Verbrechern konnte allzu froh darüber sein, den größten Planeten des Reichs vernichten zu müssen. Ein Überfall, sogar eine Eroberung, ja – aber Vernichtung war etwas anderes; Vernichtung war endgültig.
Auch Villion schien diese Ungewißheit zu merken. Er stand steif dort und musterte die bunt zusammengewürfelte Menge mit einem vernichtenden Blick. »Irgendwelche Fragen?« fragte er gedehnt. »Oder vielleicht auch Einwände?«
Tedric spürte, wie ruhelos die Menge wurde. Wenn einer etwas gesagt hätte, dann würden sich ihm bald auch andere anschließen, aber Villions Blick war fast hypnotisierend intensiv. Villion hatte sie alle fest im Griff. Vor allen anderen Dingen hatte er ihnen die Furcht vor seinem bisher noch nicht dokumentierten Zorn eingeimpft.
»Gut«, sagte Villion und entspannte sich plötzlich. Er ergriff die Hand seiner Begleiterin. »In diesem Fall werden Sie sich darauf einrichten, genauere Befehle über den Kommando weg zu erhalten. Bis uns spätere Ereignisse wieder zusammenführen, sage ich Ihnen Auf Wiedersehen. Wegtreten.«
Villion verschwand. Einen Augenblick später folgte Lola Dass ihm. Mit offenem Mund starrte Tedric auf die Plattform, auf der nun nur noch die Gestalt von Matthew Carey stand. Obwohl er zu wissen glaubte, woher Villion seine Kräfte nahm, mußte er dennoch unwillkürlich aus einer ursprünglichen, tief verwurzelten Angst heraus schaudern.
Mit einem Mal wurde das Auditorium von einem Stimmentumult erfüllt. Yod Cartwright wandte sich an Tedric.
»Hast du das gehört?« fragte er, und seine Stimme keuchte erregt. »Er hat vor, die Erde zu vernichten. Auch die noch zu vernichten, nach allem, was er schon angerichtet hat.«
Tedric konnte es sich nicht erlauben, allzuviel Mitgefühl zu zeigen, denn selbst in diesem Stimmengewirr konnte es sein, daß irgend jemand lauschte. »Ich habe gehört, was er gesagt hat.«
»Und was werden wir dagegen tun?« rief Yod.
Tedric schüttelte den Kopf. Er sprach bewußt zweideutig. »Ich wüßte nicht viel, was wir da tun könnten.«
»Mir fällt wenigstens eine Sache ein«, sagte Yod hitzig.
Juvi schaltete sich schnell ein und wechselte das Thema, bevor Yod irgend etwas Unkluges sagen konnte. »Wer war denn die Frau neben Fra Villion? Ich glaube nicht, daß ich sie schon einmal gesehen habe.«
»Das war Dass’ Frau«, erwiderte Tedric.
Juvi schien sich nicht entscheiden zu können, ob sie lachen oder weinen sollte. »Ich habe zwar gehört, wie er ihren Namen gesagt hat, aber ich hätte nie gedacht… Dass’ Frau! Du machst doch Witze!«
Tedric schüttelte den Kopf. Er war nicht in der Stimmung für leichtes Plaudern. Villions Drohung nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, und er wußte, daß er prompt handeln mußte, wenn er ihn daran hindern wollte. Aber wie? Er hatte kaum Möglichkeiten. Er brauchte Zeit, um allein nachzudenken.
Er drehte sich abrupt um und wandte sich dem Ausgang zu.
Eine Stimme hinter ihm rief: »Tedric, warte!«
Es war Yod. Tedric blieb stehen.
Yod streckte die Hand aus. »Willst du mir nicht meine Waffe zurückgeben?«
Tedric wollte erst den Kopf schütteln, dann überlegte er es sich anders. »Ich tue es unter einer Bedingung. Ich will dein Wort darauf, daß du sie in ihrem Halfter läßt.«
»Wenn ich das verspreche, dann brauche ich die Waffe ja nicht.«
»Jetzt nicht«, sagte Tedric bedeutungsvoll, »aber vielleicht später. Sei geduldig, dann bekommst du vielleicht Gelegenheit, sie einzusetzen.«
Yod musterte Tedric scharf. »Was meinst du damit?«
»Das, was ich gesagt habe.«
»Du bist gar kein Bandit, was? Du bist immer noch ein Korpsmann. Ich wette…«
Tedric reichte ihm die Waffe. »Gib mir dein Wort, dann kannst du sie haben.«
Yod zögerte. Schließlich ließ er die Schultern sinken. »Also gut, ich verspreche es, aber…«
»Nimm die Waffe.«
Yod nahm sie entgegen und steckte sie in sein Halfter. »Dann sehen wir uns später«, sagte er leise.
»Ich hoffe es.«
Yod nickte, wandte sich um und ging zu Juvi zurück.
Ky-shan legte seine Hand auf Tedrics Schulter. »Das ist ein sehr reizbarer junger Mann«, sagte er.
»Ja, das ist er.«
Tedric eilte auf den Ausgang zu. Eine Menge stand davor, einige Leute versuchten, hinauszugelangen, andere standen nur dort und unterhielten sich, doch Tedric hatte keine Schwierigkeiten, hinauszukommen. Er war zwar nicht Fra Villion, aber er gab trotzdem
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