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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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    Magrat beruhigte sich. Natürlich gab es einen solchen Ort. Jedes Schloß
    verfügte über eine derartige Kammer. Und natürlich wurde diese benutzt.
    Unübersehbare Fußspuren führten durch dicken Staub zu einem nicht
    sehr weit entfernten Gestell, an dem einige gelangweilt vor sich hin ro-
    stende Kettenhemden hingen, direkt neben den Piken.
    Shawn kam wahrscheinlich jeden Tag hierher.
    Dies war das Arsenal.
    Greebo sprang von Magrats Schulter und wanderte durch die von
    Spinnweben verhangenen Nischen, auf der Suche nach kleinen, quieken-
    den Geschöpfen.
    Magrat folgte ihm benommen.
    Die Könige von Lancre hatten nie etwas weggeworfen. Erst recht
    nichts, womit man jemand töten konnte.
    Es gab Rüstungen für Menschen und für Pferde. Es gab auch welche
    für Kampfhunde. Es gab sogar einige experimentel e Exemplare für Ra-
    ben, obgleich hier folgendes festgestel t werden muß: König Gurnt der
    Dumme plante zwar eine Luftwaffe, aber sie ist nie abgehoben. Magrat
    sah zahllose Piken, Schwerter, Messer, Säbel, Rapiere, Degen, Breit-
    schwerter, Dreschflegel, Morgensterne, Streitkolben und Keulen mit
    Spitzen. Sie bildeten große Haufen und hatten dort, wo Regenwasser
    durchs Dach sickerte, ziemlich viel Rost angesetzt. Lange und kurze Bö-

    gen kamen hinzu, sowie Armbrüste in verschiedenen Größen. Wie Feu-
    erholz lagen sie übereinander, und das galt auch für viele braunrote Rü-
    stungsteile. Überall war Rost. Der ganze Raum kam einem Grab für Ei-
    sen gleich.
    Magrat setzte einen Fuß vor den anderen, wie ein aufgezogenes Spiel-
    zeug, das in die einmal eingeschlagene Richtung rasselt, bis es gegen ein
    Hindernis stößt.
    Das Licht der Kerze strich über Helme und Brustharnische. Die für
    Pferde bestimmten Rüstungen an den Holzgestel en wirkten besonders
    beeindruckend. Sie sahen aus wie Außenskelette – und wie Skelette erin-
    nerten sie an Sterblichkeit und Tod. Leere Augenöffnungen starrten
    blicklos zur ehemaligen Hexe.
    »Hübsche Dame?«
    Die Stimme erklang jenseits der Tür, weit hinter Magrat. Doch die
    Worte waren im ganzen Arsenal zu hören, hal ten von jahrhundertealten
    Waffen wider.
    Dieses Zimmer können sie nicht betreten, dachte Magrat. Hier gibt es zuviel Eisen. Hier bin ich sicher.
    »Wenn die hübsche Dame spielen möchte, so holen wir ihre Freunde.«
    Magrat drehte sich um, und dabei fiel das Kerzenlicht auf einen ganz
    besonderen Gegenstand.
    Sie zog einen großen Schild beiseite.
    »Hübsche Dame?«
    Magrat streckte die Hand aus.
    »Teuerste?«
    Magrat griff nach einem rostigen Helm mit Schwingen.
    »Komm und tanz bei der Hochzeit, hübsche Dame.«
    Magrat griff nach einem Brustharnisch mit zwei großen Stahlkörben
    und Spitzen.
    Greebo jagte in einer auf dem Boden liegenden Rüstung Mäuse und
    spähte nun aus einem Bein.
    Magrat veränderte sich. Das merkte man daran, wie sie atmete. Noch
    vor kurzer Zeit hatte sie vor Furcht und aus Erschöpfung geschnauft

    und dann einige Sekunden lang den Atem angehalten. Jetzt holte sie tief
    und entschlossen Luft.
    Greebo hatte Magrat bisher immer als eine Art Maus in Menschenge-
    stalt wahrgenommen und beobachtete nun, wie sie den Schwingenhelm
    aufsetzte.
    Magrat wußte um die Macht von Hüten.
    Zwischen ihren Schläfen hörte sie das Donnern von Streitwagen.
    »Hübsche Dame? Wir holen deine Freunde, um für dich zu singen.«
    Sie wandte sich um.
    Das Kerzenlicht funkelte in ihren Augen.
    Greebo zog sich in die Sicherheit der Rüstung zurück. Er entsann sich
    an die Sache mit der Füchsin. Normalerweise wurde er mit einem Fuchs
    fertig, ohne dabei aus der Puste zu kommen, doch in diesem besonderen
    Fal hatte die Füchsin Junge gehabt. Und das hatte Greebo erst herausge-
    funden, als er sein vermeintliches Opfer bis in den Bau verfolgt hatte. Er
    hatte die Spitze eines Ohrs und recht viel Fell verloren, bevor ihm die
    Flucht gelungen war.
    Magrats Gesichtsausdruck erinnerte ihn an jene Füchsin.
    »Greebo? Komm her!«
    Der Kater drehte sich um und suchte nach einem sicheren Platz im
    Brustharnisch der Rüstung. Er zweifelte al mählich daran, daß er diese
    Nacht überleben würde.

    Elfen durchstreiften die Schloßgärten. Eine Zeitlang hatten sie sich mit
    den Goldfischen in dem kleinen Teich vergnügt und sie dann getötet.
    Herr Brooks stand auf einem Küchenstuhl und arbeitete an einem Riß
    in der Stallwand.
    Er ahnte, daß im Schloß irgend etwas vor sich ging, aber es betraf
    Menschen und war daher nur von

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