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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gesprächspartner.
    Zum erstenmal seit der Heimkehr begab sie sich zu den Stöcken.
    Und riß die Augen auf.
    Bienen quol en aus den Öffnungen. Normalerweise herrschte hinter den Himbeersträuchern Stille, doch jetzt sorgten zahllose kleine Flügel für
    lautes Brummen. Braune Körper sausten wie horizontaler Hagel durch
    die Luft.
    Oma Wetterwachs wußte nicht, was sie davon halten sol te.
    Bei Bienen mußte sie passen. In Lancre gab es kein Gehirn, das sie
    nicht borgen konnte. Sie war sogar imstande, mit den Augen von Re-
    genwürmern zu sehen*. Doch ein Schwarm, der aus Tausenden von mo-
    bilen Teilen bestand… Damit kam sie nicht zurecht. Ein solches Unter-
    fangen war sehr schwer. Immer wieder hatte sie versucht, ein Bienenkol-
    lektiv zu borgen, die Welt durch Tausende von Facettenaugen zu sehen.
    Das einzige Ergebnis ihrer Bemühungen bestand in Migräne und dem
    vagen Wunsch, mit Blumen zu kopulieren.
    Aber wenn man Bienen aufmerksam beobachtete, so ließen sich gewis-
    se Schlußfolgerungen ziehen. Ihre Aktivität, die Richtung, das Verhalten
    der Wächterinnen…
    Ihr Gebaren deutete nun auf außerordentliche Besorgnis hin.
    Oma Wetterwachs beschloß, sich hinzulegen und die Gedanken
    schweifen zu lassen.

    Nanny Ogg versuchte es mit einer anderen Taktik. Sie hatte kaum etwas
    mit Hexerei zu tun, dafür jedoch weitaus mehr mit ihrem Status als
    Oberhaupt des Ogg-Clans.
    Eine Zeitlang saß sie in der pieksauberen Küche, trank Rum, rauchte
    ihre stinkende Pfeife und betrachtete die Bilder an den Wänden. Sie
    stammten von den jüngsten Enkeln und präsentierten verschiedene

    * In solchen Fällen nahm sie meistens nur Dunkelheit wahr.

    Brauntöne. Die meisten von ihnen zeigten gekrakelte Strichmännchen in
    Braun mit dem gekrakelten Wort OMA in Braun darunter.
    Vor Nanny lag der Kater Greebo auf dem Rücken, streckte al e viere
    von sich und schien in die Rol e von etwas zu schlüpfen, das er irgendwo
    im Rinnstein gefunden hatte. Zweifel os freute er sich darüber, wieder zu
    Hause zu sein.
    Schließlich stand Nanny Ogg auf und schlenderte nachdenklich zur
    Schmiede, in der ihr Sohn Jason Ogg arbeitete.
    Der Schmiede kam in jedem Dorf eine wichtige Funktion zu. Sie dien-
    te als eine Mischung aus Rathaus, Versammlungsplatz und Gerüchtekü-
    che. In diesem Fal hielten sich mehrere Männer in ihr auf, die norma-
    lerweise damit beschäftigt waren, zu wildern und den Frauen bei der
    Arbeit zuzusehen. Doch derzeit genossen sie den Müßiggang.
    »Jason Ogg, ich möchte mit dir reden.«
    Die Schmiede leerte sich wie durch Zauberei. Vermutlich lag es an ir-
    gend etwas in Nannys Stimme. Sie streckte die Hand aus und hielt einen
    Mann fest, als er versuchte, sich möglichst unauffällig an ihr vorbeizu-
    ducken.
    »Es freut mich, dich hier anzutreffen, Herr Quarney«, sagte sie. »Bleib doch noch etwas. Wie geht das Geschäft?«
    Auf diese Worte reagierte Lancres einziger Ladenbesitzer ebenso wie
    eine dreibeinige Maus auf den Anblick einer athletischen Katze. Sein
    Gesicht verriet Verzweiflung.
    »Ach, schlecht, schlecht«, stöhnte er, obwohl er es eigentlich besser
    wissen sollte. »Es könnte kaum schlimmer sein, Frau Ogg.«
    »Ist also alles wie immer, wie?«
    Stummes Flehen gesel te sich der Verzweiflung in Quarneys Miene
    hinzu. Er wußte, daß ihm etwas drohte, und deshalb baten seine Augen
    um Barmherzigkeit.
    »Nun«, fuhr Nanny fort, »du kennst doch die Witwe Pirsch aus Schnit-
    te, nicht wahr?«
    Quarneys Mund klappte auf.
    »Sie ist gar keine Witwe«, erwiderte er. »Sie…«

    »Wollen wir wetten?«
    Quarneys Mund blieb offenstehen, der Rest seines Gesichts veränderte
    sich zu einem Ausdruck gebannten Schreckens.
    »Du wirst ihr Kredit gewähren, bis sie den Bauernhof auf Vordermann
    gebracht hat«, stel te Nanny fest.
    Quarney nickte stumm.
    »Das gilt auch für die anderen Männer, die draußen lauschen«, fügte
    Nanny hinzu und hob dabei die Stimme. »Es kann bestimmt nicht scha-
    den, der Witwe dann und wann einen Korb mit Essen vor die Tür zu
    stellen. Und sicher braucht sie Hilfe bei der Ernte. Ich weiß, daß ich
    mich auf euch verlassen kann. Und jetzt könnt ihr gehen…«
    Sie stoben davon und ließen eine triumphierende Nanny Ogg in der
    Tür zurück.
    Jason Ogg richtete einen hoffnungslosen Blick auf sie. Der große,
    muskulöse und mehr als hundert Kilo schwere Mann schien sich plötz-
    lich in einen vierjährigen Knaben zu verwandeln.
    »Jason?«
    »Ich muß das hier

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