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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weniger.
    Die meisten Götter werden von Glauben und Hoffnung erschaffen
    und am Leben erhalten. Jäger tanzen in Fel en und Tierhäuten, schaffen
    dadurch Jagdgötter, die zu Ausgelassenheit neigen und den Takt einer
    Flutwelle besitzen. Aber dabei handelt es sich nicht um die einzigen Göt-
    ter der Jagd. Auch das Opfer hat eine okkulte Stimme, während der Puls
    rast und die Hunde bel en. Hern war der Gott der Gejagten und Verfolg-
    ten und al jener kleinen Geschöpfe, deren Schicksal darin besteht, ihr
    Leben mit einem erschrockenen Quieken zu beenden.
    Er mochte etwa einen Meter groß sein, hatte Hasenohren und kleine
    Hörner. Er konnte ziemlich flink sein und nutzte jetzt sein ganzes Sprin-
    terpotential, als er durch den Wald raste und rief:
    »Sie kommen! Sie kommen! Sie kommen alle zurück!«

    »Wer?« fragte Jason Ogg. Er hielt den Daumen in einen Wassertrog.
    Nanny Ogg seufzte.
    »Sie«, lautete ihre Antwort. »Du weißt schon – sie. Wir sind nicht ganz sicher, aber…«
    »Wer sind sie?«
    Nanny zögerte. Gewisse Dinge teilte man gewöhnlichen Leuten nicht
    mit. Andererseits: Jason war Schmied, was ihn aus der Masse der Ge-
    wöhnlichen heraushob. Schmiede mußten Geheimnisse wahren. Und er
    gehörte zur Familie. Nanny Ogg hatte eine abenteuerliche Jugend verlebt
    und konnte nicht besonders gut zählen; trotzdem zweifelte sie kaum
    daran, daß Jason ihr Sohn war.
    »Nun…« Sie gestikulierte vage. »Jene Steine… die Tänzer… äh, da-
    mals… ich meine, früher…«

    Nanny unterbrach sich und versuchte erneut, die im wesentlichen frak-
    tale Natur der Realität zu erklären.
    »Weißt du… Es gibt einige Orte, die dünner sind als andere, und dort sind die alten Türen nicht unbedingt Türen, nein, ich meine, ich hab’s
    selbst nie ganz verstanden, es sind keine Türen, sondern eher Stel en
    dünnerer Welt, und… Nun, wichtig ist vor al em, daß die Tänzer eine Art Zaun bilden. Wir, und wenn ich hier ›wir‹ sage, so meine ich vor vielen
    tausend Jahren… Ich meine, es sind nicht einfach nur Steine, eher Don-
    nerkeile, und… Es gibt da Gezeiten, allerdings ohne Wasser, und wenn
    sich die Welten nahe genug kommen, kann man fast zwischen sie tre-
    ten… Nun, wenn sich Leute dem Steinkreis nähern und dort herumal-
    bern, so könnten sie zurückkehren, fal s wir nicht aufpassen.«
    »Wer sie?«
    »Genau darum geht’s.« Nanny zog eine kummervol e Miene. »Wenn
    ich’s dir sage, verstehst du bestimmt alles falsch. Sie leben jenseits der Tänzer.«
    Jason starrte seine Mutter groß an. Nach einigen Sekunden erhel te sich
    die Miene des Schmieds mit dem Licht des Verstehens.
    »Ah«, brummte er. »Ich weiß. Wie ich hörte, reißen die Zauberer in
    Ankh immer wieder Löcher in den Teppich der Realität oder so, und
    dann kommen schreckliche Dinge aus den Kerkerdimensionen. Große
    Biester mit vielen Augen und mehr Beinen als eine Moriskentanzgrup-
    pe.« Er griff nach dem Hammer Nummer 5. »Keine Sorge, Mama. Wenn
    solche Wesen hier erscheinen, so…«
    »Nein, es ist ganz anders«, warf Nanny ein. »Jene Geschöpfe leben au-
    ßerhalb. Aber sie existieren… dort drüben.«
    Jetzt war Jason völlig verwirrt.
    Nanny Ogg zuckte mit den Schultern. Früher oder später blieb ihr gar
    nichts anderes übrig, als jemanden einzuweihen.
    »Die Herren und Herrinnen«, sagte sie.
    »Was hat es mit ihnen auf sich?«
    Nanny sah sich um. Immerhin: Sie befand sich hier in einer Schmiede.
    Hier hatte es schon lange vor dem Schloß eine Schmiede gegeben, lange
    vor dem Entstehen des Königreichs. Hier wimmelte es von Metal . Eisen

    gab es nicht nur an den Wänden, sondern auch darin. Wenn nicht hier, so konnte man an keinem Ort der Welt darüber sprechen. Dieser Welt jedenfalls.
    Trotzdem regte sich Unbehagen in Nanny.
    »Du weißt schon«, sagte sie. »Das schöne Volk. Die Schimmernden. Die Sternenleute. Du weißt schon.«
    »Wie bitte?«
    Nanny legte vorsichtshalber die Hand auf den Amboß und sprach das
    Wort aus.
    Die Falten verschwanden mit der Geschwindigkeit der aufgehenden
    Sonne aus Jasons Stirn.
    »Sie?« entfuhr es ihm. »Aber ich dachte immer, sie sind nett und…«
    »Na bitte«, sagte Nanny. »Du hast es falsch verstanden!«

    »Wieviel?« fragte Ridcully.
    Der Kutscher hob und senkte die Schultern.
    »Entweder ihr zahlt – oder ihr bleibt hier.«
    »Entschuldige bitte, Herr«, wandte sich Ponder Stibbons an den Erz-
    kanzler. »Es ist die einzige Kutsche.«
    »Fünfzig

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