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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ankh-Morpork-Dollar! Das kommt Raub am hellichten Tag
    gleich!«
    »Nein«, widersprach der Kutscher geduldig und fuhr im Tonfal eines
    Fachmanns fort: »Mit Raub am hellichten Tag haben wir es zu tun, wenn
    jemand mitten auf dem Weg steht und uns mit einem Pfeil bedroht, wäh-
    rend seine Freunde von nahen Felsen und Bäumen springen, um uns das
    Geld und al es andere abzunehmen. Raub in der Nacht unterscheidet
    sich vom Raub am hel ichten Tag vor al em dadurch, daß die Räuber die
    Kutsche in Brand setzen, um besser zu sehen. Außerdem gibt es noch
    den sogenannten Zwielicht-Raub. Nun, bei einem normalen Zwielicht-
    Raub…«
    »Soll das heißen, ein Raubüberfall ist im Preis inbegriffen?« fragte Ridcully.

    »Die Räubergilde verlangt vierzig Dol ar pro Kopf«, erwiderte der Kut-
    scher. »Es ist eine Art Pauschale.«
    »Was passiert, wenn wir sie nicht zahlen?« erkundigte sich der Erzkanz-
    ler.
    »Ihr hättet schon bald Gelegenheit, das sehr zu bedauern.«
    Die Zauberer berieten sich.
    »Wir haben hundertfünfzig Dollar«, sagte Ridcully. »Mehr kriegen wir
    nicht aus dem Tresor raus, weil der Quästor gestern den Schlüssel ver-
    schluckt hat.«
    »Darf ich eine Idee ausprobieren?« fragte Ponder.
    »Nur zu.«
    Stibbons wandte sich an den Kutscher und lächelte freundlich.
    »Haustiere reisen umsonst, oder?« fragte er.
    »Uugh!«

    Nanny Oggs Besen raste etwa einen halben Meter über dem Waldpfad
    und nahm die Kurven so scharf, daß ihre Stiefelabsätze durchs Laub
    strichen. Vor Oma Wetterwachs’ Hütte sprang sie ab, ohne zuvor die
    magische Handbremse anzuziehen: Der Besen sauste weiter und blieb im
    Abort stecken.
    Die Tür der Hütte stand offen.
    »Hallihallooo?«
    Nanny warf einen kurzen Blick in die Küche und eilte dann die schma-
    le Treppe hoch.
    Oma Wetterwachs lag steif auf ihrem Bett. Das Gesicht war aschfahl,
    die Haut kalt.
    Ab und zu geschah es, daß man sie in diesem Zustand fand, und so
    etwas hatte schon zu peinlichen Situationen geführt. Deshalb beruhigte
    sie Besucher und forderte gleichzeitig das Schicksal heraus, indem sie ein
    kleines Schild in den erstarrten Fingern hielt. Darauf stand:

    ICH BINNE NICH TOT.

    Ein Stück Holz hielt das Fenster offen.
    »Du bist unterwegs, wie ich sehe«, sagte Nanny zu sich selbst. »Ich, ich,
    ich setze Tee auf und warte, bis du zurückbist, einverstanden?«
    Esmes Fähigkeit des Borgens beunruhigte sie. Es war durchaus in
    Ordnung, das Gehirn von Tieren und so zu berühren, aber viele, zu viele
    Hexen waren von solchen Reisen nicht zurückgekommen. Nanny hatte
    zum Beispiel mehrere Jahre lang Speck und kleine Stücke Schinkenrinde
    für eine Blaumeise beiseite gelegt, die sie für Oma Postalut gehalten hatte
    – Oma Postalut hatte eines Tages mit dem Borgen begonnen, ohne je-
    mals zurückzukehren. Nanny fand das unheimlich. Fal s es für Hexen
    überhaupt etwas gab, das diese Bezeichnung verdiente.
    Sie begab sich in die Küche, ließ einen Eimer in den Brunnen hinab,
    zog ihn hoch und dachte diesmal daran, die Molche zu entfernen, bevor
    sie das Wasser aufsetzte.
    Anschließend beobachtete sie den Garten.
    Nach einer Weile flatterte etwas über die Beete und näherte sich dem
    offenen Fenster weiter oben.
    Nanny schenkte Tee ein. Vorsichtig nahm sie einen Löffel mit Zucker
    aus der Dose, schüttelte den Inhalt des kleinen Blechbehälters in ihre
    Tasse, legte den Löffel zurück, stellte beide Tassen auf ein Tablett und
    ging nach oben.
    Oma Wetterwachs setzte sich in ihrem Bett auf.
    Nanny sah sich um. Eine Fledermaus hing an einem Balken.
    Oma Wetterwachs rieb sich die Ohren.
    »Bitte schieb den Topf darunter, Gytha«, murmelte sie. »Sonst macht
    das Biest auf den Teppich.«
    Nanny suchte den privatesten Gegenstand in Omas Schlafzimmer und
    schob ihn mit dem Fuß über den Läufer.
    »Ich habe dir eine Tasse Tee gebracht«, sagte sie.
    »Kann ich gut gebrauchen«, erwiderte Oma Wetterwachs. »Habe den
    Geschmack von Motten im Mund.«
    »Ich dachte, nachts bevorzugst du Eulen.«

    »Ja, aber anschließend versucht man, den Kopf ganz nach hinten zu
    drehen. Fledermäuse blicken wenigstens immer in die gleiche Richtung.
    Zuerst habe ich’s mit Kaninchen versucht, aber die haben ein schlechtes
    Gedächtnis. Außerdem: Du weißt ja, woran die dauernd denken. Sind
    berühmt dafür.«
    »Ja. An Gras.«
    »Genau.«
    »Hast du was herausgefunden?« fragte Nanny.
    »Fünf oder sechs Personen suchen den Steinkreis auf, und zwar immer
    bei Vol

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