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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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der Druck
    des Interkontinuums groß genug werden, um sich selbst einem sehr in-
    tensiv ausgeprägten Realitätsquotienten gegenüber durchzusetzen«, pro-
    klamierte der Leser unsichtbarer Schriften.
    Diesen Worten folgte Stille. Alle sahen zum besonders elend wirken-
    den und jüngsten der anwesenden Zauberer.
    Der Erzkanzler bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
    »Ich rate dir dringend, auf eine Erklärung zu verzichten«, sagte er. »Ich
    kann mir schon denken, wie sie lautet. Mit ziemlicher Sicherheit würdest

    du das Universum als eine Gummifläche mit Gewichten drauf beschrei-
    ben, stimmt’s?«
    »Nun, nicht unbedingt eine…«
    »Und vermutlich liegt dir das Wörtchen ›Quanten‹ auf den Lippen, ha-
    be ich recht?«
    »Äh, ich…«
    »Und auch der Fachausdruck ›Kontinuinuinuum‹, nicht wahr?« fragte
    Ridcully.
    Der Leser unsichtbarer Schriften – ein Zauberer namens Ponder Stib-
    bons – seufzte tief.
    »Nein, Erzkanzler. Ich wol te nur darauf hinweisen…«
    »Es geht doch nicht wieder um Wurmlöcher, oder?«
    Stibbons gab auf. Einem so phantasielosen Mann wie Ridcully gegen-
    über Metaphern zu benutzen… Ebensogut konnte man dem Stier das
    rote Tuch… Ebensogut konnte man einem leicht erregbaren Geschöpf
    einen Zorn weckenden Gegenstand zeigen.
    Es war sehr schwer, Leser unsichtbarer Schriften zu sein.*
    »Du solltest ebenfalls mitkommen«, sagte Ridcully.
    »Ich, Erzkanzler?«
    »Kann nicht zulassen, daß du hier herumläufst, mit dem Kontinuinui-
    nuum-Kram herumspielst und Mil ionen von neuen Universen erfindest,
    die angeblich so klein sind, daß man sie überhaupt nicht sieht. Außerdem

    * Beim Studium unsichtbarer Schriften handelte es sich um eine neue Disziplin, die nach der Entdeckung einer bidirektionalen Struktur des Bibliotheksraums
    entstand. Die entsprechende thaumische Mathematik ist sehr kompliziert, doch letztendlich läuft sie auf folgendes hinaus: Alle existierenden Bücher beeinflussen sich gegenseitig. Das erscheint offensichtlich: Bücher in der Gegenwart
    inspirieren Bücher in der Zukunft und zitieren aus Büchern, die in der Vergangenheit geschrieben wurden. Nun, die Allgemeine Theorie** des B-Raums po-
    stuliert, daß noch nicht geschriebene Bücher aus bereits verfaßten deduziert werden können.
    ** Es gibt auch eine Spezielle Theorie, aber niemand schert sich darum, weil sie ganz offensichtlich völliger Blödsinn ist.

    brauche ich jemanden, der meine Angelruten und Armbrü… der meine
    Sachen trägt«, berichtigte sich Ridcul y.
    Stibbons starrte auf seinen Teller. Es hatte keinen Zweck, sich auf eine
    Diskussion einzulassen. Im Prinzip wünschte er sich nichts anderes, als
    die nächsten hundert Jahre in der Universität verbringen zu können. Er
    dachte in diesem Zusammenhang daran, große Mahlzeiten einzunehmen
    und sich zwischendurch möglichst wenig zu bewegen. Er war ein dickli-
    cher junger Mann mit der Gesichtsfarbe eines Geschöpfs, das unter Stei-
    nen lebte. Man hatte ihn immer wieder aufgefordert, etwas aus seinem
    Leben zu machen, und genau darum ging es ihm: Er stellte sich sein Le-
    ben als Aufenthalt im Bett vor.
    »Lancre ist viel zu weit entfernt, Erzkanzler«, wandte der Dozent für
    neue Runen ein.
    »Unsinn«, knurrte Ridcul y. »Es gibt einen neuen Mautweg bis nach Sto
    Helit. Jeden Mittwoch fährt eine Kutsche. Quääästor! Gebt ihm noch
    eine getrocknete Froschpille… Stibbons, wenn du imstande bist, dich
    fünf Minuten lang mit diesem Universum zu befassen, so besorg uns
    Fahrkarten. Na bitte. Al es klar, oder?«

    Magrat erwachte.
    Und wußte, daß sie keine Hexe mehr war. Das Gefühl war einfach da,
    gehörte zur normalen Bestandsaufnahme, mit der sich jeder Körper in
    den ersten Sekunden nach dem Ende des Schlafs befaßt: Arme – 2, Bei-
    ne – 2, Existenzangst – 58 %, vage Schuld – 94 %, Hexenpotential – 0,0.
    Eins der Probleme bestand darin, daß sie sich gar nicht erinnern konn-
    te, jemals etwas anderes als eine Hexe gewesen zu sein. Magrat Kno-
    blauch, dritte Hexe – die sanfte und sentimentale. Das war ihre Identität
    gewesen.
    Sie wußte natürlich, daß sie es in dieser Hinsicht nie sehr weit bringen
    konnte. Mit gewissen einfachen Zauberformeln kam sie einigermaßen
    gut zurecht, und sie kannte sich mit Kräutern aus, aber sie hatte die He-
    xerei nicht so im Blut wie Oma und Nanny. Die Alten versäumten nie,
    ihr das immer wieder unter die Nase zu reiben.

    Nun, jetzt mußte sie lernen, als Königin

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