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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zurechtzukommen. Wenig-
    stens gab es in Lancre nicht noch andere Königinnen. Sie brauchte also
    nicht zu befürchten, daß ihr dauernd jemand über die Schulter sah und
    Dinge sagte wie: »Du hältst das Zepter nicht richtig !«Ja, genau…
    Jemand hatte ihr während der Nacht die Kleidung gestohlen.
    Magrat stand auf und hüpfte im Nachthemd über die kalten Fliesen.
    Als sie die Tür fast erreicht hatte, schwang sie wie von ganz allein auf.
    Eine dunkelhaarige junge Frau kam herein, halb verborgen hinter ei-
    nem Stapel Wäsche. Nun, in Lancre kannte man sich…
    »Millie Chillum?«
    Der Wäschestapel wackelte, als die Zofe dahinter einen Knicks machte.
    »Jagnäfrau?«
    Magrat hob einen Teil des Stapels.
    »Ich bin’s, Magrat«, sagte sie. »Hallo.«
    »Jagnäfrau.« Wieder ein Knicks.
    »Was ist los mit dir, Millie?«
    »Jagnäfrau.« Knicks, Knicks.
    »Ich bin’s. Du brauchst mich nicht auf diese Weise anzusehen.«
    »Jagnäfrau.«
    Das nervöse Knicksen dauerte an. Magrat spürte, wie ihre Knie aus
    reiner Solidarität zuckten. Allerdings mangelte es ihnen an Synchronisa-
    tion. Magrats Knie beugten sich ausgerechnet dann, wenn Millie ihre
    zierliche Gestalt nach einer weiteren hastigen Verbeugung straffte.
    »Wenn du noch einmal ›Jagnäfrau‹ sagst, bin ich sehr streng mit dir«,
    drohte die Ex-Hexe und schob sich an der Zofe vorbei.
    »Jagn… ja, Euer Majestät, Gnäfrau.«
    Jenseits der Fenster zeigte sich das erste Licht des neuen Tages.
    »Ich bin noch nicht Königin, Millie«, schnaufte Magrat, während sie
    über die Treppe nach oben eilte. »Und du kennst mich seit zwanzig Jah-
    ren.«
    »Jagnäfrau. Aber du wirst bald Königin. Und meine Mutter hat mir aufgetragen, respektvoll zu sein.« Millie knickste einmal mehr.

    »Na schön. Wo sind meine Sachen?«
    »Ich habe sie hier, Euer Bald-Majestät.«
    »So etwas habe ich nie getragen. Und hör endlich damit auf, dauernd
    zu knicksen. Davon wird mir ganz schwindlig.«
    »Der König hat dies hier extra von Sto Helit kommen lassen, Gnä-
    frau.«
    »Hat er das? Und wann?«
    »Keine Ahnung, Gnäfrau.«
    Er wußte, daß ich heimkehre, dachte Magrat. Aber wie? Und woher? Was ist hier eigentlich los?
    Das Gewand schien aus mehr Spitze zu bestehen als jedes, das Magrat
    jemals zuvor gesehen hatte, doch dabei handelte es sich gewissermaßen
    nur um die Spitze des Eisbergs. Normalerweise trug die ehemalige Hexe
    ein einfaches Kleid mit sich selbst unmittelbar darunter, doch für die
    Gemahlinnen von Herrschern kam etwas so Einfaches offenbar nicht in
    Frage. Millie hatte eine Art technisches Diagramm mitgebracht, das je-
    doch kaum half.
    Sie betrachteten es eine Zeitlang.
    »Ist das die normale Kleidung einer Königin?« vergewisserte sich Ma-
    grat.
    »Ich bin mir nicht sicher, Gnäfrau. Viel eicht hat Seine Majestät nur
    viel Geld geschickt, mit der Bitte, dir al es zur Verfügung zu stellen.«
    Sie breiteten die Einzelteile auf dem Boden aus.
    »Ist das hier der Pantoffel?«
    Draußen bei den Zinnen beendete der Wächter den Wachdienst, band
    sich die Schürze des Gärtners um und ging los, um die Bohnen durchzu-
    hacken. Zur gleichen Zeit fand im Innern des Schlosses ein von Verwir-
    rung geprägtes Gespräch statt, das sich um Kleidung und Architektur
    drehte.
    »Ich fürchte, das hast du falsch herum an, Gnäfrau. Welches Teil ist
    der Reifrock?«
    »Hier steht: ›Manne ziehe Schleife A durch Öffenung B.‹ Aber ich kann
    die Öffenung B nicht finden.«

    »Diese Dinger sehen aus wie Satteltaschen. So was ziehe ich nicht an.
    Und das da?«
    »Eine Halskrause, Gnäfrau. Äh. Der letzte Schrei in Sto Helit, wie mir
    mein Bruder mitgeteilt hat.«
    »Sol das heißen, die Leute schreien, wenn sie so etwas sehen? Und was
    ist das?«
    »Brokat, glaube ich.«
    »Sieht wie Pappe aus. Muß ich so etwas jeden Tag tragen?«
    »Keine Ahnung, Gnäfrau.«
    »Verence trägt ganz normale Hosen und ‘ne alte Jacke!«
    »Ja, aber du bist die Königin. Königinnen sind zu wesentlich mehr Ele-
    ganz verpflichtet – das ist allgemein bekannt. Es gibt kaum etwas daran
    auszusetzen, wenn Könige so durch die Gegend laufen, daß ihr Hintern
    halb aus der Hose guckt…«
    Millies Hand flog zum Mund.
    »Schon gut«, sagte Magrat. »Selbst die Beine von Königen enden in…
    in Erweiterungen der Oberschenkel. Fahr ruhig fort. Was wol test du
    eben sagen?«
    Die Wangen der Zofe glühten.
    »Ich meine, ich meine, ich meine, Königinnen müssen ganz vornehm
    aussehen«,

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