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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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brummte Jason.***
    »Und weshalb muß ein Löwe mitspielen?« warf Bäcker, der Weber, ein.
    »Weil es ein Bühnenstück ist!« antwortete Jason scharf. »Niemand
    würde sich für ein Bühnenstück interessieren, bei dem ein Esel mitspielt!
    Glaubt ihr vielleicht, die Leute gehen ins Theater, um einen Esel auf der Bühne zu sehen? Dieses Stück wurde von einem echten Dramenschmied
    verfaßt! Ha! Echte Dramenschmiede lassen keine Esel auftreten! Übrigens teilt uns der Autor mit, daß er gern wissen möchte, wie’s gelaufen
    ist. Und nun seid still!«

    * Er war auch Wilderer, Jauchegrubenreiniger und Amateurtischler.**
    ** Sein Motto lautete: »Zwei Nägel halten das Ding am richtigen Platz.«
    *** Eisen hat den Vorteil, daß man nicht sehr schnell denken muß, um es zu
    bearbeiten.

    »Ich fühle mich gar nicht wie die Feenkönigin«, stöhnte Sodomie Tischler.*
    »Bestimmt gewöhnst du dich daran«, meinte Weber.
    »Hoffentlich nicht.«
    »Und ihr müßt üben«, fügte Jason hinzu.
    »Wo denn?« fragte Dachdecker, der Fuhrmann.
    »Nun, ich übe auf keinen Fal dort, wo mich die Leute sehen können«,
    verkündete Sodomie. »Selbst wenn wir uns in den Wald zurückziehen…
    Bestimmt treiben sich irgendwo Neugierige herum. Ich in einem Kleid!«
    »Mit dem Make-up erkennt dich niemand«, meinte Weber.
    »Make-up?«
    »Die Perücke nicht zu vergessen«, sagte Schneider, der andere Weber.
    »Er hat recht«, warf Weber ein. »Wenn wir uns schon zu Narren ma-
    chen müssen, so sol te uns erst dann jemand sehen, wenn wir den Dreh
    richtig raus haben.«
    »Im Gebüsch«, regte Dachdecker, der Fuhrmann, an.
    »Irgendwo weit draußen«, sagte Kesselflicker, der Kesselflicker.
    »An einem Ort, den sonst niemand aufsucht«, betonte Dachdecker.

    * Nun, es ist folgendermaßen… Die Tischler-Eltern waren stille, anständige
    Leute aus Lancre, aber sie kamen ein wenig durcheinander, als es darum ging, ihren Kindern Namen zu geben. Zuerst wurden vier Töchter geboren, und man
    nannte sie Hoffnung, Keuschheit, Vernunft und Barmherzigkeit. Der Grund
    dafür: Es ist eine uralte und einfal slose Tradition, Mädchen nach Tugenden zu benennen. Dann erblickte der erste Sohn das Licht der Welt, und seine Taufe
    bewies, daß die Eltern völlig falsche Vorstellungen in Hinsicht auf die Ange-messenheit von Namen hatten. Sie nannten den Knaben Zorn, und ihm gesell-
    ten sich Eifersucht, Sodomie und Begierde hinzu. Nun, das Leben hat eine
    eigene Art von Humor, und es stellte sich folgendes heraus: Hoffnung neigte zu Depressionen; Keuschheit genoß das Leben in Ankh-Morpork und verkaufte
    dort Liebe; Vernunft hatte dreizehn Kinder; und Barmherzigkeit erwartete, daß sie für jeweils fünfundsiebzig ausgegebene Cents mindestens einen ganzen
    Ankh-Morpork-Dollar zurückbekam. Die Jungen hingegen wuchsen zu freund-
    lichen, gutmütigen Männern heran. Sodomie zum Beispiel war gut zu Tieren.

    Jason kratzte sich am reibeisenartigen Kinn, als er über eine geeignete
    Stelle fürs Üben nachdachte. Er erweckte den Eindruck, daß ihm gleich
    etwas einfiel.
    »Und wer spielt Siegehenab?« fragte Weber. »Er hat nicht viel zu sagen, oder?«

    Die Kutsche rol te durch eine sehr eintönige Landschaft. Die Region
    zwischen Ankh-Morpork und den Spitzhornbergen zeichnete sich durch
    fruchtbaren Boden, ertragreiche Landwirtschaft und ein kaum zu über-
    bietendes Maß an Langeweile aus. Es heißt, Reisen füge dem Geist neue
    Erkenntnisse hinzu. Nun, in diesem Fal wurde immer wieder die gleiche
    Botschaft ins Bewußtsein gepumpt. Irgendwann mochte das Gehirn die
    Geduld verlieren und wie Haferbrei aus den Ohren fließen, um den mo-
    notonen Bildern zu entfliehen.
    Wenn man in dieser Landschaft weit entfernt jemanden sah, der Kohl
    schnitt, so beobachtete man ihn, bis er außer Sichtweite geriet. Für die
    Augen gab es sonst einfach nichts anderes zu tun.
    »Ich sehe was, das du nicht siehst«, intonierte der Quästor. »Und es be-
    ginnt mit einem H.«
    »Ugh.«
    »Nein.«
    »Horizont«, sagte Ponder.
    »Du hast geraten!«
    »Na klar habe ich geraten. Es war auch gar nicht schwer zu erraten. Wir hatten F für Firmament, K für Kohl und U für… Ugh. Es fehlte nur
    noch H für Himmel. Etwas anderes gibt’s hier nicht.«
    »Ich habe keine Lust, dieses Spiel fortzusetzen, wenn du einfach nur
    rätst.« Der Quästor zog den Hut über die Ohren und versuchte, es sich
    auf dem Sitz so bequem wie möglich zu machen.
    »In Lancre gibt es viel zu sehen«, sagte

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