Lords und Ladies
um
gewisse Dinge Bescheid.
»Hmm«, brummte er. »Auf deiner Visitenkarte steht nicht zufällig auch
›unverschämter Lügner‹, oder?«
»Nein!« erwiderte Ridcul y aufgeregt.
»Es ist nur… Ich erkenne Schokoladentaler auf den ersten Blick.«
»Das erinnert mich an das berühmte logische Rätsel«, sagte Ponder, als
die Kutsche am Rand einer Schlucht entlangruckelte.
»Welches logische Rätsel meinst du?« fragte der Erzkanzler.
»Nun…« Ponder genoß die ihm geltende Aufmerksamkeit. »Offenbar
gab’s da einen Mann, der aus irgendeinem Grund zwischen zwei Türen
wählen mußte. Ja, und der Wächter an der einen Tür sagte immer die
Wahrheit, und der vor der anderen log dauernd. Wichtig ist auch noch:
Hinter der einen Tür lauerte der sichere Tod, und die andere lockte mit
Freiheit. Der arme Mann wußte nicht, welcher der beiden Wächter die
Wahrheit sagte, und er durfte ihnen nur eine Frage stel en. Was fragte er
wohl?«
Die Kutsche rol te durch ein Schlagloch, und der Bibliothekar drehte
sich im Schlaf.
»Klingt nach dem irren Lord Hargon aus Quirm«, sagte Ridcully nach
einer Weile.
»Ja, stimmt«, pflichtete ihm Casanunda bei. »Der Kerl ließ sich dauernd
solche Scherze einfal en. ›Wie viele Studenten passen in eine Eiserne
Jungfrau?‹ Und so weiter.«
»Diese Sache spielte sich also bei ihm ab, wie?« fragte der Erzkanzler.
»Was?« Ponder blinzelte verwirrt. »Keine Ahnung.«
»Wieso weißt du das nicht? Du weißt doch sonst alles.«
»Ich glaube nicht, daß der Ort eine Rolle spielt. Es ist ein Rätsel.«
»Warte mal«, sagte Casanunda. »Ich glaube, ich hab’s. Man darf nur ei-
ne Frage stel en, richtig?«
»Ja«, antwortete Ponder erleichtert.
»Und er kann sie an einen der beiden Wächter richten, stimmt’s?«
»Ja.«
»Na schön. In dem Fal geht er zum kleineren Wächter und sagt: ›Zeig
mir die Tür zur Freiheit, wenn du nicht die Farbe deiner Nieren sehen
willst. Und noch etwas, Freundchen: Ich gehe hinter dir. Wenn du mit dem Gedanken spielst, irgendwelche Tricks zu versuchen, um den Klug-scheißerpreis zu gewinnen… Vergiß nicht, wer als erster durch die Tür geht.‹«
»Nein, nein, nein!«
»Klingt logisch«, meinte Ridcully. »Gut überlegt.«
»Aber du hast doch gar keine Waffe!«
»Ich habe sie dem Wächter abgenommen, als er über meine Worte
nachgrübelte«, sagte Casanunda.
»Sehr schlau«, lobte Ridcul y. Und zu Ponder Stibbons: »Nun, das nen-ne ich logisches Denken. Von diesem Mann…«
»… Zwerg…«
»‘tschuldigung. Von diesem Zwerg könntest du eine Menge lernen. Er läßt sich nicht dauernd über Parasitenuniversen und so aus.«
»Es heißt › Paral el universen‹!« entfuhr es Ponder, der inzwischen den Verdacht hatte, daß Ridcully ihn absichtlich falsch verstand.
»Ach, heißt es so? Und was hat es mit deinen parasitären Universen auf
sich?«
»Es gibt keine! Ich meine, es gibt keine, Erzkanzler!* Ich habe von Par-
allel universen gesprochen. Das sind Universen, in denen…« Er zögerte.
»Nun, erinnerst du dich an das Mädchen?«
»An welches Mädchen?«
»Das du heiraten wolltest.«
»Woher weißt du davon?«
»Nach dem Mittagessen hast du von der jungen Frau erzählt.«
»Tatsächlich?« staunte Ridcully. »Potzblitz. Was soll mit ihr sein?«
»In gewisser Weise hast du die Frau geheiratet«, sagte Ponder.
Ridcully schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin ziemlich sicher, daß ich
sie nicht geheiratet habe. Daran würde ich mich bestimmt erinnern.«
»Nun, die Heirat fand nicht in diesem Universum statt…«
Der Bibliothekar öffnete ein Auge.
»Soll das heißen, ich habe mich in ein anderes Universum geschlichen,
um dort zu heiraten?« fragte der Erzkanzler.
»Nein!« widersprach Ponder. »Ich will auf folgendes hinaus: In dem an-
deren Universum hast du geheiratet und in diesem nicht.«
»Im Ernst? Es fand eine richtige Hochzeit statt? Mit al em Drum und
Dran?«
»Ja!«
»Hmm.« Ridcully strich sich über den Bart. »Bist du sicher?«
»Ja, Erzkanzler.«
»Donnerwetter! Davon wußte ich überhaupt nichts.«
Ponder glaubte, Fortschritte zu erzielen.
»Aber…«
»Ja?«
»Warum erinnere ich mich nicht daran?«
* Hier irrte sich Ponder gründlich.
Diese Frage hatte Stibbons erwartet.
»Weil sich dein Selbst im anderen Universum von dir unterscheidet«,
antwortete er. »Dein alternatives Ich hat geheiratet. Jener Ridcul y grün-
dete vermutlich eine Familie und ist bereits
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