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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schneller laufen als ein Pferd…«
    »Haltet an und ergebt euch!«
    Die Kutsche schwankte noch ein- oder zweimal und verharrte dann.
    Ridcully öffnete ein Auge.
    »Was ist los?« fragte er.
    Ponder unterbrach seine Überlegungen, bei denen es um Lippen wie
    Gebirgsbäche ging. Er sah aus dem Fenster.
    »Ich glaube, wir werden gerade von einem ziemlich kleinen Wegelage-
    rer überfal en«, sagte er.

    Der Kutscher beobachtete die Gestalt auf der Straße. Aus dem gegen-
    wärtigen Blickwinkel konnte er kaum etwas erkennen, was vor al em an
    einem recht kurzen Körper sowie einem breiten Hut lag. Der Fremde
    sah aus wie ein gutgekleideter Pilz, in dem eine Feder steckte.
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung«, sagte der kleine Wegelagerer.
    »Leider bin ich derzeit knapp bei Kasse.«
    Der Kutscher seufzte und ließ die Zügel sinken. Zuvor vereinbarte
    Überfäl e durch autorisierte Repräsentanten der Räubergilde waren eine
    Sache. Aber er wol te sich auf keinen Fal von einem Winzling bedrohen
    lassen, der ihm kaum bis zum Gürtel reichte und nicht einmal eine Arm-
    brust bei sich führte.
    »Verdammter Wicht!« knurrte er. »Bist wohl auf eine Abreibung scharf,
    wie?«
    Der Kutscher beugte sich vor.

    »Was ist das auf deinem Rücken? Ein Buckel?«
    »Ah, du hast die Trittleiter bemerkt. Ich möchte dir zeigen, was es da-
    mit auf sich hat…«
    »Was geschieht jetzt?« fragte Ridcul y in der Kutsche.
    »Äh, ein Zwerg ist gerade auf eine Trittleiter gestiegen und hat den
    Kutscher an eine empfindliche Stelle getreten«, erklärte Ponder.
    »So was erlebt man nicht jeden Tag«, sagte Ridcully fröhlich – die bis-
    herige Reise war ziemlich ereignislos gewesen.
    »Jetzt kommt der Zwerg hierher.«
    »Gut.«
    Der Wegelagerer schob sich am stöhnenden Kutscher vorbei, stapfte
    zur Kutsche und zog dabei die Trittleiter hinter sich her.
    Er öffnete die Tür.
    »Rückt euer Geld raus. Sonst sehe ich mich bedauerlicherweise ge-
    zwungen…« Ein oktariner Blitz riß ihm den Hut vom Kopf.
    Der Gesichtsausdruck des Zwergs veränderte sich nicht.
    »Erlaubt ihr mir vielleicht, mein Anliegen neu zu formulieren?«
    Ridcully musterte die elegant gekleidete Gestalt. Er brauchte den Blick
    nicht weit zu senken, um vom Kopf bis zum Fuß zu gelangen.
    »Du siehst nicht wie ein Zwerg aus«, stellte er fest. »Abgesehen von der
    Größe.«
    »Abgesehen von der Größe?«
    »Ich meine, ganz offensichtlich fehlen dir Helm und Stiefel aus Eisen«,
    sagte der Erzkanzler.
    Der Zwerg verneigte sich und zog ein rechteckiges Stück Pappe aus
    dem schmutzigen, aber immerhin spitzenbesetzten Ärmel.
    »Meine Karte«, sagte er.
    Sie sah so aus:

    Ponder Stibbons spähte über Ridcul ys Schulter.
    »Bist du wirklich ein unverschämter Lügner?«
    »Nein.«
    »Warum überfäl st du Kutschen?«
    »Weil ich von Halunken ausgeraubt worden bin.«
    »Diese Karte bezeichnet dich als geschickten Schwertkämpfer«, sagte
    der Erzkanzler.
    »Der Gegner war mir zahlenmäßig weit überlegen.«
    »Wie viele griffen an?«
    »Drei Millionen.«
    »Steig ein«, meinte Ridcully.
    Casanunda warf seine Trittleiter durch die Tür und blickte dann in das
    schattige Innere der Kutsche.
    »Schläft da ein Affe?«
    »Ja.«
    Der Bibliothekar öffnete ein Auge.
    »Was ist mit dem Geruch?«
    »Er nimmt bestimmt keinen Anstoß daran.«
    »Sol test du dich nicht besser beim Kutscher entschuldigen?« fragte
    Ponder.
    »Nein. Aber ich könnte ihn noch fester treten, wenn er möchte.«
    »Das ist der Quästor«, sagte Ridcul y und deutete auf Beweisstück B.
    Der Zauberer unter dem weit über die Ohren gezogenen Hut schlief den
    Schlaf eines Mannes, der eine Überdosis getrockneter Froschpillen zu

    sich genommen hatte. »He, Quästor. Quääästor? Ist völlig weggetreten,
    der Bursche. Schieb ihn einfach unter den Sitz. Spielst du ›Leg Herrn
    Zwiebel rein‹?«
    »Nicht sehr gut.«
    »Prächtig!«
    Eine halbe Stunde später schuldete Ridcul y dem Zwerg achttausend
    Ankh-Morpork-Dollar.
    »Meine Visitenkarte enthält einen deutlichen Hinweis«, sagte Casanun-
    da. »Da steht’s: ›unverschämter Lügner‹.«
    »Ja, aber ich dachte, das sei gelogen!«
    Ridcully seufzte, und zu Ponders großer Überraschung holte er einen
    Beutel mit Münzen unter dem Umhang hervor. Sie sahen bemerkenswert
    echt aus und glänzten goldgelb.
    Casanunda mochte ein lüsterner Söldner von Beruf sein, doch in gene-
    tischer Hinsicht war er vor al em ein Zwerg. Und Zwerge wußten

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