Lords und Ladies
Ma-
grat.
»Ausgeschlossen. Esme würde mir so etwas nie verzeihen. Und die an-
deren kämen bestimmt dahinter.«
»Viel eicht gelänge es uns, eine kleine Wolke zu beschwören«, speku-
lierte Magrat.
»Nein! Es wäre Mogeln!«
»Du mogelst doch immer.«
»Für mich selbst. Aber nie für andere Leute.«
Oma Wetterwachs sackte noch etwas mehr in sich zusammen.
»Ich könnte befehlen, daß sie aufhören«, meinte Magrat.
»Was dich für immer Omas Freundschaft kosten würde.«
»Ich dachte, Oma könnte mich nicht ausstehen«, sagte Magrat über-
rascht.
»Wenn du das gedacht hast, fehlt es dir an Verständnis«, sagte Nanny.
»Irgendwann findest du heraus, daß Esme Wetterwachs die beste Freun-
din ist, die du je hattest.«
»Wir müssen ihr irgendwie helfen! Hast du denn überhaupt keine
Idee?«
Nanny Ogg blickte nachdenklich zum Kreis. Gelegentlich kräuselte
Rauch aus dem Kopf ihrer Pfeife.
Vogelpfeifes Buch Legenden und Bräuche der Spitzbornberge beschreibt das magische Duell folgendermaßen:
»Als das Duel e schon neunzig Minuten dauerte, liefet plötzlich ein kleiner Junge über den Platz und betrat den magischen Kreis, woraufhinne er mit Schrei und Blitz fiel. Die ältere Hexe sahet sich um, stand auf, hob den Knaben und truget ihn zu seiner Großmutter, bevor sie erneut Platz nahm. Die junge Frau hingegen wandte nicht einmal den Blicke von der Sonne ab. Die anderen jungen Hexen beendeten das Duelle mit dem Hinweis: ›Sehet nur, Diamanda hat gewonnen, weil Oma Wetterwachs den Blick abwendigte.‹ Woraufhinne die Großmutter des Knaben mit lauter Stimme sprachet: ›Von wegen, das könnte euch so passen! Bei diesem Wettkampf geht’s nicht um Macht, ihr dummen Gören, sondern um Hexerei. Habt ihr denn überhaupt keine Ahnung, was es bedeutet, eine Hexe zu sein?
Dreht sich eine richtige Hexe um, wenn sie ein Kind schreien hört?‹
Und daraufhinne antworteten die Bewohner der Stadt wie aus einem Mund: ›JA!‹«
»Das war wundervoll!« sagte Frau Quarney, die Gattin des Ladenbesitzers.
»Die ganze Stadt hat gejubelt. Es war wirklich alles sehr lehrreich.«
Sie waren im Hinterzimmer der Taverne. Oma Wetterwachs lag auf ei-
ner Bank, und ein feuchtes Handtuch bedeckte ihr Gesicht.
»Ja, das stimmt, nicht wahr?« ließ sich Magrat vernehmen.
»Das Mädchen konnte sich nicht herausreden – es hat eine klare Nie-
derlage erlitten.«
»Ja«, sagte Magrat.
»Machte sich ziemlich sauer auf und davon, heißt es.«
»Ja«, sagte Magrat.
»Ist mit dem kleinen Jungen alles in Ordnung?«
Sie sahen zu Pewsey, der in einer verdächtig wirkenden Lache auf dem
Boden hockte und sich Bonbons in einen Mund stopfte, dem ein Zuk-
kerrand gewachsen war.
»Ihm geht’s bestens«, stellte Nanny Ogg fest. »Hat nur einen leichten
Sonnenbrand erlitten, weiter nichts. Schreit sich beim geringsten Anlaß
die Lungen aus dem Leib«, fügte sie so stolz hinzu, als sei das eine eben-
so seltene wie lobenswerte Eigenschaft.
»Gytha?« erklang Omas Stimme unter dem Handtuch.
»Ja?«
»Du weißt ja, daß ich normalerweise keine starken Sachen anrühre. Al-
lerdings erinnere ich mich daran, daß du einmal den medizinischen Nut-
zen von Brandy erwähnt hast.«
»Kommt sofort.«
Oma hob das Handtuch und sah mit einem Auge zu Magrat.
»Guten Tag, Euer Fast-Majestät«, sagte sie. »Bist du gekommen, um
gütig und gnädig zu mir zu sein?«
»Du hast gute Arbeit geleistet«, erwiderte Magrat kühl. »Kann ich dich
bitte allein sprechen, Na… Frau Ogg? Draußen?«
»Selbstverständlich, Euer Königin.«
In der Gasse vor dem Wirtshaus drehte sich Magrat abrupt um und
machte den Mund auf.
»Du…«
Nanny hob die Hand.
»Ich weiß, was du sagen wil st. Du kannst ganz beruhigt sein: Dem
Würmchen drohte keine Gefahr.«
»Aber du…«
»Ich?« Nanny gab sich unschuldig. »Ich habe überhaupt nichts getan.
Die Hexen wußten nicht, daß Pewsey in den Kreis laufen würde, oder?
Sie reagierten so, wie es ihrem Wesen entsprach, stimmt’s? Von Mogeln
oder so kann also kaum die Rede sein.«
»Nun, mag sein, aber…«
»Alles war vollkommen fair«, betonte Nanny.
Magrat schwieg. Nach einer Weile klopfte ihr Nanny Ogg auf die
Schulter.
»Du wirst doch niemandem verraten, daß du gesehen hast, wie ich dem
Knaben mit einer Tüte Bonbons zugewunken habe, oder?« fragte sie.
»Nein, Nanny.«
»Brave Königin.«
»Nanny?«
»Ja?«
Magrat holte tief Luft.
»Woher wußte Verence vom
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