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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und das Opfer gna-
    denloser Langeweile.
    Schließlich kehrte sie ins Solarium zurück. Dabei handelte es sich um
    einen großen Raum ganz oben im Hauptturm. Rein theoretisch diente er
    dazu, besonders viel Sonnenschein zu empfangen. Diesem Zweck wurde
    er durchaus gerecht. Doch er fing nicht nur Sonnenlicht ein, sondern
    auch Wind und Regen. Er stellte eine Art Treibnetz für alles dar, was der
    Himmel zu bieten hatte.
    Magrat zog an der Glockenkordel, was normalerweise einen Diener
    veranlassen sol te, zu ihr zu eilen. Nichts geschah. Sie zog noch einige
    Male und freute sich insgeheim darüber, auf diese Weise etwas Bewe-
    gung zu bekommen. Als auch weiterhin niemand kam, entschied sie

    schließlich, die Küche aufzusuchen. Die ehemalige Hexe hätte dort gern
    mehr Zeit verbracht: In jenem Bereich des Schlosses erwarteten sie nicht
    nur angenehme Wärme, sondern viel eicht auch ein Gesprächspartner.
    Aber Nobbleß oblidsch – Königinnen lebten weiter oben.
    Weiter unten traf sie Shawn Ogg, der den Backofen des großen Eisen-
    herds säuberte und daran dachte, daß diese Arbeit einem Angehörigen
    des Militärs nicht gebührte.
    »Wo sind die anderen?« fragte Magrat.
    Shawn richtete sich ruckartig auf und stieß mit dem Kopf an die Herd-
    klappe.
    »Autsch! Entschuldige! Ähm! Die anderen… sind auf dem Platz. Ich
    bin nur hier, weil Frau Scorbic damit drohte, mir das Fel über die Ohren
    zu ziehen, wenn ich nicht den ganzen Dreck abschrubbe.«
    »Was passiert auf dem Platz?«
    »Es heißt, dort treten zwei Hexen gegeneinander an.«
    »Was? Doch nicht deine Mutter und Oma Wetterwachs, oder?«
    »Nein. Es geht um Frau Wetterwachs und eine neue Hexe.«

»Eine neue Hexe in Lancre?«
    »Davon hat Mama gesprochen, ja.«
    »Ich sehe mir die Sache an.«
    »Oh, ich glaube, das wäre keine gute Idee«, meinte Shawn.
    Magrat richtete sich auf und gab sich majestätisch.
    »Zufälligerweise sind Wir die Königin«, verkündete sie. »Fast. Wenn du
    dich noch einmal erdreistest, Uns zu sagen, was Wir tun und lassen sol-
    len, dann… Dann lassen Wir dich die Aborte reinigen!«
    »Ich habe sie schon gereinigt«, erwiderte Shawn ruhig. »Das gilt auch
    für den großen Kleiderschrank…«
    »War sicher nicht leicht.« Magrat schauderte. »Wir haben das Ding ge-
    sehen.«
    »Es könnte schlimmer sein«, behauptete Shawn. »Und außerdem habe
    ich den Mittwochnachmittag frei. Wie dem auch sei: Ich wol te dich eben

    nur darum bitten, mir Gelegenheit zu geben, das Horn zu holen – um
    angemessene Fanfaren erklingen zu lassen.«
    »Wir brauchen keine Fanfaren, herzlichen Dank.«
    »Aber das gehört dazu…«
    »Wir können selbst in die Trompete blasen, wenn das erforderlich
    wird.«
    »Ja, Fräulein.«
    »Fräulein was?«
    »Fräulein Königin.«
    »Und bald heißt es Frau Königin – vergiß das nicht.«

    Magrat eilte zum Platz, wobei das Gewand der Königin wie eine Ge-
    schwindigkeitsbeschränkung wirkte, die sich nicht ignorieren ließ.
    Mehrere hundert Personen hatten sich hier eingefunden, und am Rand
    der Menge fand die ehemalige Hexe eine sehr nachdenkliche Nanny
    Ogg.
    »Was ist hier los?« fragte sie.
    Nanny drehte sich um.
    »Oh, entschuldige«, sagte sie. »Hab’ keine Fanfaren gehört. Ich würde
    gerne knicksen, aber ich hab’s wieder in den Beinen, weißt du.«
    Magrat sah an ihr vorbei zu den beiden im Zentrum des Kreises sit-
    zenden Gestalten.
    »Was machen sie da?«
    »Es handelt sich um einen Wettkampf im Starren.«
    »Aber sie blicken zum Himmel hoch.«
    »Ein gerissenes Früchtchen, jene Diamanda«, erwiderte Nanny Ogg.
    »Hat Esme aufgefordert, direkt in die Sonne zu starren. Sie darf nicht
    wegsehen, nicht einmal blinzeln…«
    »Wann hat das Duel begonnen?«
    »Etwa vor einer Stunde«, antwortete Nanny. Sie klang bedrückt.
    »Das ist ja schrecklich!«

    »Und dumm«, fügte Nanny hinzu. »Ich verstehe überhaupt nicht, war-
    um sich Esme auf so etwas eingelassen hat. Gerade sie sollte wissen, daß Hexerei kaum etwas mit Macht zu tun hat! Es geht doch dabei nicht
    darum, magische Kraft zu entfalten. Auf ihre Kontrol e kommt’s an.«
    Eine trübe, goldgelbe Dunstglocke hatte sich über dem Kreis gebildet:
    thaumaturgischer Fallout.
    »Spätestens bei Sonnenuntergang müssen sie eine Pause einlegen«, sag-
    te Magrat.
    »Bis dahin hält Esme nicht durch«, entgegnete Nanny. »Sieh sie dir nur
    an. Ist bereits zusammengesackt.«
    »Wie wär’s, wenn du ein wenig Magie verwendest, um…«, begann

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