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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Zum-
    Teufel-mit-dir-Denkweise aus. Nach geduldigem Züchten und Abrichten
    war es Festgreifaah gelungen, sie dazu zu bringen, das Handgelenk einer
    Person loszulassen. Jetzt trachtete er danach, sie an Angriffen auf jene
    Person zu hindern, auf deren Arm sie bis eben gehockt hatten – womit
    er selbst gemeint war. Erstaunlicherweise mangelte es ihm trotzdem
    nicht an Optimismus und Gutmütigkeit. Er lebte für den Tag, an dem
    seine Falken die besten auf der ganzen Scheibenwelt waren. Die Falken
    hingegen freuten sich auf den Tag, an dem sie Gelegenheit bekamen,
    Festgreifaahs anderes Ohr zu fressen.

    »Du kommst gut zurecht, wie ich sehe«, sagte Magrat. »Glaubst du
    nicht, daß die Vögel auf Strenge besser reagieren würden?«
    »O nein«, widersprach Festgreifaah. »Man muß gut zu ihnen sein. Es
    geht darum, eine Beziehung zu knüpfen. Wenn sie einem nicht vertrau-
    en, soaaah…«
    »Nun, ich überlasse dich besser deiner Arbeit«, sagte Magrat, als die
    Luft plötzlich voller Federn war.
    Es hatte die kummervol e Ex-Hexe kaum überrascht zu erfahren, daß
    es bei der Falknerei von Stand und Geschlecht bestimmte Unterschiede
    gab. Als König durfte sich Verence einen Geierfalken halten – was auch
    immer das für Vögel sein mochten –, während irgendwelchen Grafen
    nur Wanderfalken erlaubt waren. Für Priester kamen Sperber in Frage.
    Gewöhnliche Bürger durften höchstens einen Stock werfen.* Magrat
    fragte sich, was man Nanny Ogg gestattet hätte – vielleicht ein kleines
    Küken.
    Für Hexen gab es keinen bestimmten Falken, doch als Königin stand
    ihr der sanfte Falke zu, auch Müder Sorgentropf genannt. Es war ein
    kleiner, kurzsichtiger Vogel, der lieber ging als flog. Beim Anblick von
    Blut fiel er in Ohnmacht. Etwa zwanzig Sanfte Falken konnten eine
    Taube töten – vorausgesetzt, die Taube litt an einer stark schwächenden
    Krankheit. Magrat hatte eine Stunde mit einem solchen Falken ver-
    bracht. Das Geschöpf hockte auf ihrem Arm, fauchte mehrmals und
    schlief dann ein.
    Nun, für Festgreifaah gab es wenigstens eine Beschäftigung. Das galt auch für die anderen Leute im Schloß. Al e hatten etwas zu tun. Magrat bildete die einzige Ausnahme – sie war einfach nur da. Natürlich sprach
    man mit ihr. Wenn sie etwas fragte. Aber sie gewann dabei ständig den
    Eindruck, bei etwas Wichtigem zu stören. Es schien überhaupt keine
    bedeutsamen Pflichten für sie zu geben, sah man einmal von der Sache
    mit der Thronfolge ab. In diesem Zusammenhang ließ sich Verence ge-
    rade einige Bücher aus Ankh-Morpork kommen…
    »Bleib da stehen, Mädchen«, sagte eine Stimme. »Komm nicht näher –
    in deinem eigenen Interesse.«

    * Wenn es kein zu großer Stock war.

    In Magrat erwachte Ärger zum Leben.
    »Mädchen? Zufälligerweise haben Wir durch baldige Heirat königliches
    Blut in den Adern!«
    »Mag sein«, erwiderte die Stimme. »Ich fürchte jedoch, das ist den Bie-
    nen egal.«
    Magrat verharrte.
    Sie hatte inzwischen jenen Bereich verlassen, den die königliche Fami-
    lie für einen Garten hielt. Jetzt befand sie sich dort, wo der Garten nach
    Meinung des gemeinen Volkes begann: jenseits der Hecken, angeblich
    kunstvoll beschnittener Bäume und mehr oder weniger angenehm duf-
    tender Kräuter. Hier gab es alte Schuppen, Blumentöpfe, Komposthau-
    fen und, dort drüben, Bienenstöcke.
    Bei einem fehlte der Deckel. Daneben stand Herr Brooks in einer
    braunen Wolke und rauchte seine speziel e Bienenpfeife.
    »Oh«, sagte Magrat. »Du bist’s, Herr Brooks.«
    Eigentlich war Herr Brooks der königliche Imker, doch es handelte
    sich bei ihm nicht unbedingt um einen Untertan im eigentlichen Sinne.
    Um nur ein Beispiel zu nennen: Die meisten Bediensteten im Schloß
    wurden nur mit dem Nachnamen angesprochen, lediglich die Köchin,
    der Butler und der Imker bekamen ein »Frau« beziehungsweise »Herr«
    hinzu. Herr Brooks verdiente sich die Ehre mit seinem geheimen Wis-
    sen. Er wußte al es über Honig und die Paarung von Bienen. Er wußte,
    was es mit Schwärmen auf sich hatte, und er kannte Methoden, Wespen-
    nester zu beseitigen. Er genoß den besonderen Respekt von Leuten, die
    wie Hexen und Schmiede einem Handwerk nachgingen, das nicht zum
    Al täglichen gehörte. Damit sind Leute gemeint, die von Dingen wissen,
    die anderen seltsam und rätselhaft erscheinen. Normalerweise stellte
    Herr Brooks immer etwas Kniffliges mit den Bienenstöcken an, verfolgte
    einen Schwarm durchs Königreich oder

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