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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mehrfacher Großvater.«
    »Schreibt mir nie, der Bursche«, brummte dieser Ridcul y. »Und er hat mich nicht zur Hochzeit eingeladen.«
    »Wer?«
    »Er.«
    »Aber er ist du!«
    »Tatsächlich? Na so was. Man sollte meinen, daß ich an mich selbst
    denke, nicht wahr? Ein echter Mistkerl!«

    Ridcully war keineswegs dumm. Wirklich dumme Zauberer haben die
    Lebenserwartung eines Hammers aus Glas. Der Erzkanzler verfügte
    über einen starken Intellekt, doch es handelte sich eher um die Stärke
    einer Lokomotive. Sein Denken und Empfinden bewegte sich auf Glei-
    sen und konnte kaum gesteuert werden.
    Es gibt Paralleluniversen, obgleich sie nicht in dem Sinne »parallel« sind.
    Sie winden sich umeinander, wie das Ergebnis verrückt spielender Web-
    stühle, oder wie eine Meute Yossarianer mit Mittelohrproblemen.
    Und sie verzweigen sich. Allerdings nicht immer, und dieser Punkt ist
    sehr wichtig. Die Universen scheren sich nicht darum, ob man auf einen
    Schmetterling tritt. Immerhin existieren noch viel mehr Schmetterlinge.
    Vielleicht bemerken die Götter, wenn ein Sperling fäl t, aber sie versu-
    chen nicht, ihn aufzufangen.
    Man erschieße den Diktator, um einen Krieg zu verhindern. Aber der
    Diktator ist nur die Spitze eines brodelnden sozialen Eiterbergs, der Dik-
    tatoren hervorbringt. Wenn man einen erschießt, erscheint sofort ein
    anderer. Sol man ihn ebenfal s umbringen? Warum nicht al e töten und
    in Polen einmarschieren? In fünfzig, dreißig oder zehn Jahren schlägt die
    Geschichte wieder ihren ursprünglichen Kurs ein. Sie hat immer ein gro-
    ßes Bewegungsmoment…
    Fast immer…

    Zur Kreis-Zeit, wenn die Wände zwischen Dies und Das dünner sind, wenn sich Lecks bilden… Dann können Entscheidungen getroffen werden. Dann ist es möglich, das Universum durch ein anderes Bein der allgemein bekannten Hose der Zeit zu schicken.
    Aber es gibt auch Tümpel, in denen sich nichts rührt: Universen, die
    von Vergangenheit und Zukunft abgeschnitten sind. Sie müssen sich
    Vergangenes und Zukünftiges von anderen Universen stehlen. Ihre ein-
    zige Hoffnung besteht darin, während dieser kritischen Phase bei den
    dynamischen Universen zu schmarotzen, sich an ihnen festzuklammern
    wie ein Schiffshalter an einem vorbeischwimmenden Hai. Dies sind die
    Parasitenuniversen, und sie bekommen ihre Chance, wenn Kornfeldkrei-
    se dicken Regentropfen gleich vom Himmel fal en…

    Das Schloß Lancre war viel größer als nötig und erweckte den Eindruck,
    für ein größeres Königreich bestimmt zu sein. Nun, die Chancen für ein
    Wachstum von Lancre standen denkbar schlecht. Auf drei Seiten ragten
    steile, unwirtliche Berge empor, und die vierte Seite wäre nur dann eine
    Seite gewesen, wenn es dort keinen steilen Abhang gegeben hätte.
    Nun, soweit man weiß, gehören die Berge niemandem. Sie sind einfach
    nur Berge.
    Das Schloß erstreckte sich in al e Richtungen und schien regelrecht zu
    wuchern. Niemand ahnte, wie weit die Keller reichten.
    Heutzutage wohnten al e in den Türmen und Sälen in der Nähe des
    Tors.
    »Ich meine, man sehe sich nur die Zinnen an«, sagte Magrat.
    »Wie bitte, Gnäfrau?«
    »Die ausgeschnittenen Teile oben auf den Mauern. Von dort aus könn-
    te man ein großes Heer abwehren.«
    »Dafür ist das Schloß doch da, nicht wahr, Gnäfrau?«
    Magrat seufzte. »Hör bitte auf, dauernd ›Gnäfrau‹ zu sagen. Es klingt
    gräßlich.«
    »Ja, Gnäfrau.«

    »Ich meine, gegen wen könnten wir hier schon kämpfen? Nicht einmal
    Trol e kommen über die Berge, und wer der Straße folgt, lädt praktisch
    dazu ein, daß man ihm einen Stein auf den Kopf wirft. Außerdem brau-
    chen wir nur die Brücke von Lancre zu zerstören, um hier sicher zu sein.
    Woraus die Frage folgt: Wozu dient das Schloß?«
    »Ich weiß nicht, Gnäfrau. Ich schätze, Könige brauchen ein Schloß,
    um richtige Könige zu sein.«
    »Denkst du denn nie richtig über was nach, dummes Mädchen?«
    »Was nützt das, Gnäfrau?«
    Ich habe sie »dummes Mädchen« genannt, dachte Magrat. Das Königliche färbt auf mich ab.
    »Na schön«, sagte sie. »Wo waren wir stehengeblieben?«
    »Wir brauchen zweitausend Meter vom blauen Chintz mit den kleinen
    weißen Blumen«, antwortete Millie.
    »Und wir haben noch nicht einmal die Hälfte der Fenster ausgemessen.«
    Magrat rollte das Maßband zusammen.
    Sie blickte durch die Lange Galerie. Es gab eine Sache, die an ihr sofort
    auffiel, die jeder Beobachter unverzüglich bemerkte: Die Lange

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