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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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geben«, fügte Herr
    Brooks ruhig hinzu.
    Magrat sah in den Garten und runzelte die Stirn. Bisher hatte sie den
    Anblick von Bienenstöcken immer gemocht.
    »Oft habe ich nach ein oder zwei Wochen schlechtem Wetter eine tote
    Königin vor ‘nem Bienenstock gefunden«, verkündete Herr Brooks fröh-
    lich. »Die Biester können keine Konkurrenz ausstehen. Kämpfen erbit-
    tert gegeneinander. Die alte Königin ist natürlich schlauer. Aber die neue
    macht ihre mangelnde Erfahrung mit Entschlossenheit wett. Weil sie
    weiß, daß sich der Kampf für sie lohnt.«
    »Wieso?«
    »Der Sieg ermöglicht ihr die Paarung.«
    »Oh.«
    »Und im Herbst wird’s noch interessanter«, fuhr Herr Brooks fort.
    »Weißt du, für den Winter muß sich der Schwarm von unnötigem Bal ast
    befreien, und die Drohnen hängen ja immer nur faul herum. Ja, und des-
    halb zerren die Arbeiter sie zur Öffnung des Bienenstocks, beißen ihnen
    dort…«
    »Hör auf!« entfuhr es Magrat. »Das ist ja schrecklich! Ich dachte immer,
    es sei schön, Bienen zu züchten.«
    »Kommt ganz darauf an, was man unter ›schön‹ versteht«, meinte Herr
    Brooks. »Zum Beispiel die Zeit im Jahr, in der die Bienen müde werden.
    Tja, die durchschnittliche Biene arbeitet, bis sie völlig fertig ist. Nun,
    manchmal kann man beobachten, wie viele alte Arbeiterinnen an der
    Öffnung des Stocks herumkriechen. Der Grund dafür…«
    »Genug! Mir reicht’s. Fal s du das vergessen haben sol test – ich bin
    Königin. Fast.«

    »Entschuldige«, sagte der Imker. »Ich dachte, du wol test etwas mehr
    über die Bienenzucht wissen.«
    »Ja, aber davon wol te ich nichts hören.«
    Magrat eilte nach draußen.
    »Oh, ich weiß nicht«, brummte Herr Brooks. »Kann kaum schaden, der
    Natur nahe zu sein.«
    Er lächelte und schüttelte den Kopf, als die ehemalige Hexe zwischen
    den Hecken verschwand.
    »In einem Bienenstock kann es nur eine Königin geben«, sagte er.
    »Zack! Bumm! Hehe!«
    Irgendwo in der Ferne schrie Festgreifaah, als ihm die Natur zu nahe
    kam.

    Überal erschienen Kornfeldkreise.
    Die Universen bildeten nun eine Reihe. Sie stellten ihren chaotischen
    Spaghettitanz ein, rasten Kopf an Kopf los, um diese Schikane der Ge-
    schichte hinter sich zu bringen, sausten über die Gummipiste zügel oser
    Zeit.
    Ponder Stibbons ahnte es vage: Bei solchen Gelegenheiten konnten
    sich die Universen gegenseitig beeinflussen. Entladungen aus Realität
    zuckten hin und her, als jeder Kosmos versuchte, in Führung zu gehen.
    Wenn man zu den Leuten gehörte, die ihr Bewußtsein in einen hoch-
    empfindlichen Empfänger verwandelt hatten, und wenn man zu diesem
    Zeitpunkt den Lautstärkeregler bis zum Anschlag aufdrehte… Dann
    konnte man einige sehr seltsame Signale hören.

    Die Uhr tickte.
    Oma Wetterwachs saß vor der offenen Schatul e und las. Gelegentlich
    legte sie eine Pause ein, schloß die Augen und rieb sich den Nasenrük-
    ken.
    Es war schon schlimm genug, die Zukunft nicht zu kennen, aber we-
    nigstens verstand sie den Grund dafür. Doch jetzt erlitt sie Déjà-vu-
    Anfäl e. Schon seit einer Woche erlebte sie so etwas. Immer wieder ent-

    standen Bilder vor ihrem inneren Auge, ohne vom Eindruck des Ver-
    trauten begleitet zu werden: Erinnerungsfetzen, die nicht aus ihrem Le-
    ben stammen konnten. Nein, ausgeschlossen. Sie war Oma Wetterwachs,
    geistig so gesund wie eh und je. Sie hatte nie…
    Es klopfte an der Tür.
    Oma blinzelte, erleichtert darüber, von jenen Überlegungen abgelenkt
    zu werden. Sie faltete das Blatt Papier zusammen, schob es in den Um-
    schlag, fügte den Umschlag dem Bündel hinzu, legte das Bündel in die
    Schatul e, schloß die Schatul e mit dem Schlüssel, der neben dem Kamin
    an der Wand hing… und ging zur Tür. Dort zögerte sie kurz und verge-
    wisserte sich, daß sie nicht geistesabwesend die Kleidung abgelegt hatte
    oder so.
    Schließlich öffnete sie.
    »‘n Abend«, sagte Nanny Ogg und hob eine zugedeckte Schüssel. »Ha-
    be dir was mitgebracht…«
    Oma Wetterwachs sah an ihr vorbei.
    »Was sind das für Leute?« fragte sie.
    Die drei Mädchen senkten verlegen den Blick.
    »Nun«, begann Nanny, »sie kamen zu mir und…«
    »Sag’s mir nicht – laß mich raten. Na so was, na so was. Drei Mädchen,
    die Hexen werden möchten, stimmt’s?« Im Falsett fuhr Oma fort: »›Oh,
    bitte, Frau Ogg, wir sehen unsere Fehler ein und möchten richtige Hexerei lernen.‹ Habe ich recht?«
    »Ja, etwas in der Art«, erwiderte Nanny.

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