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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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seufzte.
    »Wißt ihr, auf dieser Brücke hat sie mir gesagt…«
    »Er hat jetzt das Ufer erreicht«, stellte Ponder fest. Doch der Troll be-
    wegte sich eher langsam, unter anderem deshalb, weil der Bibliothekar
    lässig einen großen Stein aus der Brückenbrüstung löste.
    »Auf dieser Brücke habe ich sie gefragt…«
    »Er hat da eine ziemlich große Keule«, meinte Casanunda.
    »Ja, auf dieser Brücke bin ich fast…«
    »Könntest du bitte damit aufhören, den Stein auf eine so provozieren-
    de Weise zu halten?« fragte Ponder.
    »Ugh.«
    »Es wäre wirklich sehr nett von dir.«
    »Falls es jemanden interessiert: Auf dieser Brücke nahm mein Leben
    eine ganz neue…«
    »Warum fahren wir nicht einfach weiter?« fragte Ponder. »Der Hang ist
    ziemlich steil. Es dauert eine Weile, bis er ihn hochgeklettert ist.«
    »Da kann er von Glück sagen«, kommentierte Casanunda.
    »Dies ist die Brücke, auf der…«
    Ridcully drehte sich um.
    »Kommst du nun mit oder nicht?« fragte der Zwerg. Er hielt die Zügel
    in der Hand.
    »Ich habe da gerade einige einzigartige Sekunden melancholischer No-
    stalgie durchlebt«, sagte Ridcully. »Was von euch natürlich niemand ge-
    merkt hat.«
    Ponder hielt die Tür auf.
    »Nun, wie heißt es so schön? Man kann den gleichen Fluß nicht zwei-
    mal überqueren.«
    Ridcully starrte ihn groß an.
    »Wieso denn nicht? Dies ist eine Brücke !«

    Der Bibliothekar hockte auf dem Dach der Kutsche, griff nach dem
    Posthorn, biß nachdenklich ins eine Ende – man konnte nie wissen –
    und blies dann so kräftig hinein, daß sich das Musikinstrument entrollte.
    Es war früher Morgen, und in Lancre zeigte sich niemand auf den
    Straßen. Die Bauern hatten die Nachtruhe vor einigen Stunden beendet,
    um hingebungsvol zu fluchen, den Kühen einen Eimer zuzuwerfen und
    anschließend wieder unter die Decke zu kriechen.
    Das Blöken des Horns hal te von den Hauswänden wider.
    Ridcully sprang aus der Kutsche und atmete demonstrativ tief durch.
    »Riecht ihr das?« fragte er. »Das ist echte frische Bergluft, jawohl.« Er
    klopfte sich an die Brust.
    »Ich bin gerade auf etwas Ländliches getreten«, sagte Ponder. »Übri-
    gens: Wo ist das Schloß?«
    »Könnte es sich dabei um das große dunkle Etwas da drüben han-
    deln?« fragte Casanunda.
    Der Erzkanzler stand mitten auf dem Platz, breitete die Arme aus und
    drehte sich langsam um die eigene Achse.
    »Seht ihr die Taverne? Ha! Wenn ich einen Cent für jeden Rauswurf
    bekäme, so hätte ich… fünf Dollar und achtunddreißig Cent. Und da ist
    die alte Schmiede. Und da ist die Pension von Frau Spötter. Hab’ bei ihr
    gewohnt. Und der Berg da hinten… Heißt Kupferkopf. Bin dort mit
    dem Troll Kohlenhaltig gekraxelt. Ach, das waren noch Zeiten… Und
    seht ihr den Wald am Hügelhang? Dort hat sie…«
    Ridcullys Stimme wurde zu einem unverständlichen Murmeln. Nach
    einigen Sekunden fuhr er fort: »Jetzt fäl t mir wieder al es ein… Was für
    ein Sommer, damals. Solche Sommer gibt’s heute nicht mehr.« Er seufzte.
    »Ich gäbe alles, um noch einmal mit ihr durch jenen Wald zu gehen. So viele Dinge haben wir nie… Na ja. Kommt.«
    Ponder versuchte, einen Eindruck von Lancre zu gewinnen. Er war in
    Ankh-Morpork geboren und aufgewachsen. Soweit es ihn betraf, stel te
    das Land etwas dar, das nur anderen Leuten zustieß – und die meisten
    von ihnen hatten vier Beine. Er verglich das Nichtstädtische mit dem
    reinen Chaos vor der Entstehung des Universums. Und das eigentliche

    Universum entstand mit der Zivilisation, mit Kopfsteinpflaster und
    Mauern.
    »Dies ist die Hauptstadt des Königreichs?« fragte er.
    »Mehr oder weniger«, antwortete Casanunda, der ähnlich empfand,
    wenn es um Orte mit ungepflasterten Straßen ging.
    »Ich wette, hier gibt’s nicht einmal einen Feinkostladen«, spekulierte
    Ponder Stibbons.
    »Und das Bier«, begeisterte sich Ridcul y. »Das hiesige Bier… Meine
    Güte, das hiesige Bier müßt ihr unbedingt probieren! Und eine Speziali-
    tät, die man Knieweich nennt. Machen sie aus Äpfeln und… Ich weiß
    nicht, was sonst noch hineinkommt, aber eins steht fest: Man sol te es
    besser nicht in Metal bechern servieren. Genau das richtige für dich,
    Stibbons. Sorgt dafür, daß dir Haare auf der Brust wachsen. Und das gilt
    auch für dich…« Er wandte sich an die nächste Person in der Kutsche –
    an den Bibliothekar, wie sich herausstellte.
    »Uugh?«
    »Nun, ich, äh, ich schätze, du kannst alles

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