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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Anstandsdame ein Schnippchen, damit wir um sechs
    von hier verschwinden können, einverstanden?«
    Nanny Ogg sah zu Oma Wetterwachs, die ein wenig abseits stand und
    sie mißbilligend beobachtete.
    »Sie ist nicht meine…«
    Dann fiel ihr ein, daß Casanunda Oma nicht wirklich für ihre Anstandsdame halten konnte.

    Komplimente und Schmeichelei hatten bei Nannys amourösen Erfah-
    rungen ebenfalls nur eine geringe Rolle gespielt.
    »Ja, in Ordnung«, entgegnete sie schlicht.
    »Wir sollten uns jetzt besser trennen«, sagte Casanunda. »Ich möchte
    dich nicht ins Gerede bringen und deinen guten Ruf gefährden.« Er ver-
    beugte sich und küßte Nanny Ogg die Hand.
    Ihre Kinnlade klappte nach unten. Nie zuvor hatte ihr jemand die
    Hand geküßt oder Rücksicht auf ihren Ruf genommen, sie selbst am
    allerwenigsten.
    Als der zweitbeste Liebhaber der Welt fortging und eine Gräfin an-
    sprach, gab Oma Wetterwachs ihren Beobachtungsposten in diskreter
    Entfernung* auf. »Du hast nicht einmal den Anstand einer Katze, Gytha
    Ogg«, sagte sie.
    »Ich bitte dich, Esme: Du weißt, daß das nicht stimmt.«
    »Na schön. Du hast den Anstand einer Katze.«
    »Schon besser.«
    Nanny Ogg richtete sich die wogenden weißen Locken und fragte sich,
    ob sie nach Hause zurückkehren und sich dort in ihr Korsett zwängen
    sollte.
    »Wir müssen wachsam sein, Gytha.«
    »Ja, ja.«
    »Wir dürfen uns von nichts ablenken lassen.«
    »Nein, nein.«
    »Du hörst mir gar nicht zu, oder?«
    »Was?«
    »Du könntest wenigstens herausfinden, warum Magrat nicht da ist.«
    »Na gut.«
    Nanny Ogg schlenderte verträumt davon.
    Oma Wetterwachs drehte sich um…

    * Sie blieb weit genug entfernt, um nicht zu stören, achtete jedoch darauf, daß die Distanz nicht zu groß wurde – immerhin wollte sie wissen, worum es bei
    dem Gespräch ging.

    Normalerweise hätten jetzt Violinen erklingen müssen. Unter solchen
    Umständen rechnete man damit, daß die Hintergrundgeräusche – das
    Summen und Brummen der vielen Stimmen – allmählich verklangen,
    daß die Menge auseinanderwich und eine Gasse freigab zwischen Oma
    Wetterwachs und Ridcul y.
    Ja, Violinenklänge. Irgend etwas hätte geschehen sol en.
    Es geschah tatsächlich etwas: Der Bibliothekar wankte vorbei, benutzte
    die Arme als zusätzliche Beine und trat – oder stieß – Oma auf den Fuß,
    als er zum Büfettisch eilte.
    Sie bemerkte es kaum.
    »Esme?« fragte Ridcully.
    »Mustrum?« erwiderte Oma Wetterwachs.
    Nanny Ogg trat näher.
    »Esme, ich habe Millie Chillum gesehen, und sie meinte…«
    Oma Wetterwachs’ El enbogen bohrte sich ihr in die Seite. Nanny
    schnappte nach Luft und schätzte die Situation ab.
    »Oh«, sagte sie. »Nun, ich… ich gehe dann wohl besser.«
    Erneut trafen sich die Blicke.
    Wieder kam der Bibliothekar vorbei, und diesmal trug er ein Tablett
    mit Obst.
    Oma Wetterwachs beachtete ihn nicht.
    Der Quästor – er befand sich derzeit im mittleren Bereich seines Zy-
    klus’ – klopfte Ridcul y auf die Schulter.
    »Hal o, Erzkanzler. Die Wachteleier sind gar nicht so übel…«
    »VERSCHWINDE. Stibbons, bitte hol die Froschpillen. Und halte alle
    Messer von ihm fern.«
    Und wieder sahen sie sich an.
    »Na so was«, sagte Oma nach ungefähr einem Jahr.
    »Dies muß ein verzauberter Abend sein oder so«, sagte Ridcully.
    »Ja. Das befürchte ich auch.«
    »Du bist es wirklich, nicht wahr?«
    »Ich glaube schon«, bestätigte Oma Wetterwachs.

    »Hast dich überhaupt nicht verändert, Esme.«
    »Du dich auch nicht. Bist noch immer ein schamloser Lügner, Mu-
    strum Ridcully.«
    Sie traten aufeinander zu. Und wieder schwankte der Bibliothekar vor-
    bei, und seine Fracht bestand diesmal aus einem großen Tel er mit Me-
    ringen. Hinter ihm kroch Ponder Stibbons auf dem Boden umher und
    sammelte verstreute Froschpillen auf.
    »Tja«, sagte Ridcully.
    »Komisch.«
    »Die Welt ist klein.«
    »Ja.«
    »Du bist du, und ich bin ich. Bemerkenswert. Und jetzt ist es hier und
    heute.«
    »Und damals war’s damals.«
    »Ich habe dir viele Briefe geschrieben«, sagte Ridcully.
    »Bekam nie welche.«
    In den Augen des Erzkanzlers funkelte es.
    »Seltsam. Und ich habe sie extra mit einem Richtungszauber ausgestat-
    tet.« Er musterte die Hexe von Kopf bis Fuß. »Wieviel wiegst du, Esme?
    Hast bestimmt kein Gramm Fett am Leib, wie?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Gönn einem alten Mann seine Neugier.«
    »Na schön. Etwa siebenundfünfzig Kilo.«
    »Hmm… Müßte eigentlich

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