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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ließ den Blick
    über die vielen gekrönten Häupter schweifen. »Fühle mich hier wie ein
    Fisch auf dem Trockenen.«
    »Nun, wenn du mich fragst: Jeder schafft sich sein eigenes Wasser.«
    Nanny nahm einen gebratenen Hähnchenschenkel vom Büfettisch und
    schob ihn sich in den Ärmel.
    »Trink nicht zuviel. Wir müssen wachsam bleiben, Gytha. Denk daran,
    was ich dir gesagt habe. Wir dürfen uns nicht ablenken lassen…«
    »Das ist doch nicht etwa die reizende Frau Ogg, oder?«
    Nanny drehte sich um.
    Niemand stand hinter ihr.
    »Weiter unten«, fügte die Stimme hinzu.
    Nanny senkte den Kopf und lächelte.
    »Na so was«, sagte sie.
    »Ich bin’s, Casanunda«, sagte Casanunda, der noch kleiner wirkte, weil
    er eine gewaltige gepuderte Perücke* trug. »Erinnerst du dich? Wir haben
    in Gennua eine ganze Nacht getanzt.«

    * Eigentlich war sie gar nicht so enorm, wenn man die Maßstäbe von Perücken
    anlegte. Im Lauf der dekadenten Geschichte hat es viele Perücken gegeben, oft

    »Nein, haben wir nicht.«
    »Nun, hätte ja sein können.«
    »Erstaunlich, daß wir uns ausgerechnet hier wiedersehen«, sagte Nanny
    taktvol . Sie erinnerte sich an eine Besonderheit des Zwergs: Je stärker
    man auf ihn einschlug, desto heftiger pral te er zurück.
    »Unsere Sterne stehen günstig«, sagte Casanunda. »Wir sind füreinan-
    der bestimmt. Ich möchte deinen Körper, Frau Ogg.«
    »Ich benutze ihn noch.«
    Zwar vermutete Nanny Ogg nicht zu Unrecht, daß der zweitbeste
    Liebhaber der Welt diese Taktik bei al en auch nur halbwegs weiblichen
    Personen benutzte, aber sie fühlte sich trotzdem geschmeichelt. In ihrer
    Jugend hatte sie sich über viele Bewunderer freuen können, doch die
    Jahre hatten ihren Körper so verändert, daß man ihn heute bestenfal s als
    gemütlich bezeichnen konnte. Dazu kam ein Gesicht, das an eine fröhli-
    che Rosine erinnerte. Nun, selbst die hübschesten Blumen verwelken
    einmal…
    Außerdem fand Nanny den Zwerg irgendwie sympathisch. Die meisten
    Männer machten bei ihren Annäherungsversuchen große Umwege. Ca-
    sanundas Direktheit war erfrischend.
    »Wir passen nicht zusammen«, erwiderte Nanny Ogg. »Es gibt unlös-
    bare Kompatibilitätsprobleme, die bei der Größe anfangen. Ganz zu
    schweigen davon, daß ich alt genug bin, um deine Mutter zu sein.«
    »Ausgeschlossen. Meine Mutter ist dreihundert und hat einen schöne-
    ren Bart als du.«
    Ein Hinweis, der sich nicht ohne weiteres von der Hand weisen ließ.
    Nach den Maßstäben der Zwerge war Nanny kaum älter als ein Teena-
    ger.

    mit eingebautem Krimskrams, der dafür sorgen sollte, daß man nicht dauernd
    langweiliges Haar betrachten mußte. Manche waren so groß, daß sie Ziermäu-
    sen oder Schmuckuhren Platz boten. Madame Kupidor, Mätresse des Irren
    Königs Suppe II. hatte eine mit einem Vogelkäfig. Bei besonderen Anlässen
    trug sie ein anderes Modell mit einem immerwährenden Kalender, einer Blu-
    menuhr und einer kleinen Imbißstube mit Linguini-zum-Mitnehmen als Spezia-
    lität.

    »Ach, mein Herr!« Nanny gab Casanunda einen leichten Klaps, der es
    in seinen Ohren klingeln ließ. »Du weißt, wie man einem einfachen Mäd-
    chen vom Lande den Kopf verdreht, jawohl!«
    Casanunda straffte sich und richtete glücklich die Perücke.
    »Ich mag Frauen voller Leidenschaft«, sagte er. »Wie wär’s, wenn wir
    ein kleines Tête-à-tête veranstalten, wenn das hier vorüber ist?«
    Verwirrung erfaßte Nanny Ogg. Normalerweise kam sie mit jeder
    kosmopolitischen Sprache zurecht, doch jetzt mußte sie passen.
    »Einen Augenblick.« Sie stellte ihr Glas auf Casanundas Kopf und
    bahnte sich einen Weg durch die Menge, bis sie eine vielversprechend
    aussehende Herzogin bemerkte und sie im Bereich der Turnüre anstieß.
    »He, Euer Gnaden, was bedeutet Tähtatäht?«
    »Wie bitte?«
    »Ein Tähtatäht. Behält man dabei die Kleidung an?«
    »Damit ist ein intimes Treffen gemeint, gute Frau.«
    »Mehr steckt nicht dahinter? Na gut.«
    Nanny Ogg machte mehrmals Gebrauch von ihren El enbogen, als sie
    zum erwartungsvol en Zwerg zurückkehrte.
    »Alles klar«, meinte sie.
    »Ich dachte, wir könnten viel eicht irgendwo essen, nur du und ich«,
    sagte Casanunda. »In einer Taverne?«
    Noch nie zuvor war Nanny zu einem romantischen Essen eingeladen
    worden. Ihre Erfahrungen mit Romantik und dergleichen hatten sich
    eher durch Quantität und nicht so sehr durch Qualität ausgezeichnet.
    »Na schön«, antwortete sie knapp.
    »Schlag deiner

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