Loreley - Basalt
im Haus sei. »Herr Schulz hat einen Termin in einer Firma und kommt erst gegen neun Uhr dreißig ins Büro«, erfuhr Jil.
Nach dem Telefonat wählte Jil die Nummer von Stadtbürgermeister Berg. Nur zwei Minuten später konnte sie mit ihm verbunden werden und ihn um Auskunft über Winfried Weinand bitten.
»Ich kenne den Mann nur flüchtig. Er ist mir nie besonders aufgefallen. Seine Frau ist im letzten Jahr verstorben, das habe ich mitbekommen. Sie hatte einen Unfall. Es muss eine tragische Geschichte gewesen sein.« Jil hörte, wie Berg tief Luft holte, bevor er weitersprach. »Die Eheleute haben bis vor einigen Jahren in Bad Ems gewohnt. Sie muss irgendwo am Rhein bei einer Firma als Sekretärin tätig gewesen sein«, berichtete Berg weiter.
»Und welchen Beruf übt Herr Weinand aus?«
»Er hat eine Versicherungsagentur in der Stadt aufgemacht. Aber, wie bereits erwähnt, er machte nie groß von sich reden, ist zurückhaltend und fleißig. In seinem Büro brannte oft am späten Abend noch Licht, vor allem, seit seine Frau tot ist.«
Jil bedankte sich bei dem Stadtbürgermeister. Berg erkundigte sich anschließend noch, ob es neue Erkenntnisse über den anonymen Briefschreiber gebe.
»Wir haben einen Herrn Sinz in Verdacht. Sagt Ihnen der Name etwas? Mit großer Wahrscheinlichkeit hat er den Brief an Herrn Schulz geschickt. Leider weiß ich noch nicht die genauen Hintergründe seines Handelns«, erwähnte Jil wahrheitsgemäß.
»Der Mann kommt aber nicht aus Bad Marienberg? Oder? Mir sagt der Name jedenfalls nichts«, überlegte Stadtbürgermeister Berg.
»Nein, er kommt aus Bad Ems. Ich werde Sie wieder anrufen, wenn es etwas Neues gibt«, verabschiedete Jil sich.
Nach dem Telefonat ging sie in das Büro von Hansen.
»Unser Jogger hat in Bad Marienberg eine Versicherungsagentur. Nach Aussagen von Stadtbürgermeister Berg soll er ein zurückhaltender Mann sein. Seine Frau ist vor einem Jahr bei einem Unfall verstorben. Interessant finde ich, dass die Familie Weinand früher in Bad Ems gelebt hat und die Frau in einer Firma am Rhein tätig war.«
Hansen machte sich eine Notiz über die Angaben und griff anschließend zum Telefon. »Ich werde mich direkt mal erkundigen, ob sie in der Fabrik von Fred Müller gearbeitet hat«, nickte er. Jil blieb im Raum und hörte zu, wie er telefonierte.
»Wirklich? Ist ja interessant. Seit wann war die Frau nicht mehr bei Ihnen? Was für einen Unfall hatte Frau Weinand?
Aha! Nun gut, das werde ich in Erfahrung bringen. Danke für Ihre Auskunft.«
»Erzählen Sie schon«, forderte Jil Hansen auf, nachdem er den Hörer wieder aufgelegt hatte.
»Frau Weinand hat tatsächlich in der Fabrik von Fred Müller gearbeitet. Bis zu ihrem Unfall. Sie ist überfahren worden.«
Jil zog ihre Augenbraue hoch. »Wo ist der Unfall gewesen und wann?«
»Vor einem Jahr wurde Frau Weinand in Braubach überfahren, mitten auf einem Zebrastreifen. An diesem Tag war die gesamte Belegschaft auf einem Ausflug. Mit einem Schiff waren alle nach Braubach gefahren, um dort gemeinsam in der historischen Innenstadt etwas zu essen. Frau Weinand musste als Letzte den Zebrastreifen versucht haben zu überqueren, als ein Auto mit hoher Geschwindigkeit sie erfasste. Die anderen Kollegen waren zu diesem Zeitpunkt bereits einige Meter weiter weg und bekamen den Unfall nur durch den lauten Knall mit.«
»Man glaubt aber nicht, dass jemand absichtlich die Frau überfahren hatte?«
Hansen hob seine Schultern.
Jil schlenderte nachdenklich durch Hansens Büro. »Ich werde später nach Kamp-Bornhofen fahren und mit der neuen Sekretärin sprechen. Bitte vereinbaren Sie einen Termin für mich. Außerdem muss ich wissen, wo die Weinands in Bad Ems früher gewohnt haben. Ich könnte mir vorstellen, dass wir dort auch auf Winfried Weinand stoßen«, vermutete Jil und ging wieder zurück in ihr Büro.
Hansen riefihr noch hinterher: »Frau Augustin, was ist mit Herrn Sinz?«
»Ihn befrage ich in einer halben Stunde noch einmal. Bringen Sie ihn dann bitte zu mir«, rief Jil vom Flur aus zurück.
Sie wollte gleich Schuster anrufen und ihm die Neuigkeiten berichten. Der bedankte sich bei Jil für die gute Zusammenarbeit.
»Wir verfolgen doch ein Ziel. Am Nachmittag komme ich erneut nach Kamp-Bornhofen«, teilte Jil dem Kommissar noch mit, bevor sie das Telefonat beendete. Dann widmete sie sich wieder einigen Unterlagen auf ihrem Schreibtisch.
Etwa eine halbe Stunde später brachte Hansen Herrn Sinz in ihr
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